21 historisch interessierte Wanderer sind die alte württembergisch-badische Grenze abgelaufen. Foto: Rüdiger Wysotzki

Historische Grenzsteine sind keine alten Hüte, sondern eine richtig spannende Angelegenheit.

Die westliche Grenze des Truppenübungsplatzes Heuberg war Ausgangspunkt der jüngsten Grenzsteinexkursion des Heimat- und Geschichtsvereins Meßstetten – von dort folgte der Weg erst der Ringstraße und dann der Straße ins Appental. Allerdings keineswegs auf ausgebauten Wanderwegen, sondern mitunter auch querfeldein, durch den Wald und über Stock und Stein. Gutes Schuhwerk und eine gewisse Trittsicherheit waren unter diesen Umständen unabdingbar.

Für Exkursionen wie diese ist die Zeit vor dem Frühlingsbeginn am besten geeignet. Wieso? Weil die alten Grenzsteine dann noch nicht von der Vegetation überwuchert sind und man sie am ehesten erspähen kann. Bekanntlich reichte die äußerste Spitze des badischen Stiefels einst bis hinauf auf den Heuberg, und so konnte Heinz Roth, der die Führung übernommen hatte, seinen 20 Begleiterinnen und Begleitern auf der dreistündigen Wanderung etliche Steine zeigen, welche die frühere Grenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden markierten.

Wer kennt den alten Zehnmarkschein noch?

Ihm assistierten dabei neben Jürgen Scheff und Jörg Berbalk, ehrenamtlichen Mitarbeitern des Landesdenkmalamts, ein ausgewiesener Fachmann, der in Meßstetten wohnhafte Geometer Ronny Brähmig, der sich den Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins bereits bei dessen Jahreshauptversammlung vorgestellt hatte. Von ihm erfuhren die Wanderer, dass als Fundamental- oder Nullpunkt des württembergischen Koordinatensystems ein bestimmter Punkt in Tübingen fungierte und dass die Koordinaten der Grenzsteine noch bis vor fünf Jahren nach der Gauß-Krüger-Methode erhoben wurden – erst 2018 wurde auf das weltweite Koordinatensystem UTM umgestellt. Der große Mathematiker Carl-Friedrich Gauß mag heutzutage nicht vielen Menschen ein Begriff sein, doch dürften die allermeisten Deutschen, die älter als 20 sind, sein Konterfei schon einmal gesehen haben: Es zierte die letzte Variante des Zehnmarkscheins vor der Umstellung auf den Euro.