Nic Maeder kann richtig laut. Foto: Engelhardt

Zwei Jahre lang mussten die Fans auf den Auftritt warten, am Samstag fand endlich das ersehnte Konzert statt: Mehr als 2000 Besucher zelebrierten mit der Band Gotthard Lebensgefühl und eingängigen Hardrock.

Balingen - Wenn die Musiker von Gotthard nach Balingen kommen, dann ist das immer etwas Besonderes. Unvergesslich beispielsweise ihr Gastspiel in der schnuckeligen Eberthalle, die mit vielen Kerzen dekoriert das richtige Ambiente der damaligen Unplugged-Tour bot.

Mehr als zwei Jahrzehnte ist das mittlerweile her, der damalige Sänger und charismatische Frontmann Steve Lee ist nach seinem tragischen Unfalltod 2010 aber unvergessen. Dafür sorgen die Songs, die die Formation aus Lugano groß gemacht haben – und die mittlerweile längst zu den Evergreens der Band gehören.

Nach dem Ausstieg von Schlagzeuger Hena Habegger im vergangenen Jahr sind mit den Gründungsmitgliedern Leo Leoni an der Gitarre und Bassist Marc Lynn noch zwei Urgesteine an den Instrumenten, als am Samstagabend die Spots auf der Bühne angehen. Mit dem Song "Every Time I Die" von ihrem aktuellen Album #13 entern die Musiker die Bühne, auf der "Gotthard" in großen Lettern unübersehbar prangert.

Vom ersten Ton an unter Strom

Nic Maeder, der seit 2011 das Mikro bei der Schweizer Band schwingt, benötigt nicht viel Zeit, um auf Betriebstemperatur zu kommen: Vom ersten Ton an ist er auf der Bühne präsent, füllt sie ganz aus.

Nicht nur bei neuen Songs wie "10000 Faces", der gleich im Anschluss folgt, zeigt der sympathische Frontmann, dass er die Musik der Hardrocker nachhaltig beeinflusst. Auch bei Klassikern wie "Hush", dem dritten Song des Abends, zeigt er in beeindruckender Weise, wie er Gotthard-Klassiker mit seiner Energie und seinem ganz eigenen Stil zu neuen Sphären verhilft. Ein schweißtreibender Abend steht den mehr als 2000 Besuchern in der Volksbankmesse bevor, die jeden Song zelebrieren.

Treue Anhänger warten zwei Jahre auf Auftritt

Regelrecht ausgehungert scheinen die Anhänger der melodiösen Rockmusik zu sein. Viel zu lange mussten sie auf diesen Gig warten. Drei Mal wurde das Konzert aufgrund der Corona-Pandemie verschoben, die meisten Besucher an diesem Abend hatten ihre Karten bereits vor zwei Jahren gekauft.

"Endlich können wir wieder auf ein Konzert", meint beispielsweise ein Ehepaar aus Meßstetten. "Und dann auch noch gleich auf so ein tolles", ergänzt Roland aus Tübingen. Schon vor den ersten Tönen sind auch Evi und Jürgen aus Villingen-Schwenningen bereits voller Vorfreude: "Gotthard ist einfach toll, endlich können wir sie wieder live erleben."

Die Anhänger der Eidgenossen kommen an diesem Abend aus der ganzen Region. Balingen ist für sie eine verlässliche Anlaufstelle, wenn es um solche Rockkonzerte geht.

Magnum als eleganter Wegbereiter

Auch Markus aus Baiersbronn genießt das Gastspiel an diesem Abend. "Es ist doch nur eine Stunde Anfahrt", sagt er, bevor seine Blicke wieder Richtung Bühne gehen. Dort ist die Band Magnum zu sehen, die den Hardrock-Abend gebührend eröffnen.

Der große Geschichtenerzähler Bob Catley lässt die Besucher in bekannter Manier an seiner Welt teilhaben. Wie ein Dirigent schwingt der mittlerweile 74-jährige Brite dabei immer wieder seine Arme, holt eine nach der anderen Songperle aus seinem Repertoire.

An seiner Seite steht Tony Clarkin, sein musikalischer Weggefährte, der als Gitarrist und Songwriter für alle Alben seit Gründung der Band verantwortlich ist. Ein kongeniales Duo, das eindrucksvoll zeigt, dass man auch in fortgeschrittenem Alter noch abrocken kann. Das ist auch der Grund, wieso Markus vom Bodensee angereist ist: "Die sind einfach klasse."

Beschwingt auf den Nachhauseweg

Mit "Anytime Anywhere" biegen die Jungs von Gotthard kurz nach 23 Uhr auf die Zielgerade ein. Der Song ist mitreißend wie immer, voller unbändiger Energie und einem Rhythmus, der keinen Besucher an diesem Abend unberührt lässt.

Mit "Mighty Quinn" entlassen die Schweizer ihre Fans schließlich in die Nacht. "Es war so schön, mal wieder bei einem so guten Konzert gewesen zu sein", sagt ein Familienvater. "Und nicht nur die Musik war einmal mehr eine Klasse für sich, sondern wir haben auch endlich mal wieder viele unserer Freunde und Gleichgesinnte treffen können – was will man mehr?"