Ein süßes Jubiläumsgeschenk übergibt Bürgermeister Michael Rieger an Oliver Freischlader. Foto: Hübner

Sein 125-jähriges Bestehen feierte der SPD-Ortsverein am Wochenende. Grußworte kamen von der Bundestagsabgeordneten Derya Türk-Nachbaur und, per Video, von Bundeskanzler Olaf Scholz.

St. Georgen - Als Grund für das lange Bestehen der SPD sah der Vorsitzende Oliver Freischlader den Einsatz für Frieden, Gleichberechtigung und Freiheit. Der Kampf darum sei in manchen Bereichen aktueller als in den letzten Jahrzehnten. Man wolle Frieden, aber manchmal seien dazu Waffenlieferungen nötig. Die ökologische Transformation müsse sozial gerecht gestaltet werden, Beschäftigte sollten an der gut gehenden Wirtschaft teilhaben. Menschen in mittleren oder unteren Einkommenssegmenten dürfe man nicht vergessen.

Türk-Nachbaur sprach vom "Kampf gegen Ausbeutung als Teil der DNA der SPD". Marxismus habe man hinter sich gelassen, erwarte aber immer noch, dass Wohlstand nicht nur Wenigen zugute komme. Sie erinnerte an den "rasanten Aufstieg der Partei" um 1900 und SPD-Mitglied Friedrich Ebert als erstes demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt. Auch war die Partei die einzige, die gegen das Ermächtigungsgesetz von Hitlers NSDAP stimmte.

Nicht immer nah genug bei den Menschen

Ohne die SPD und Bafög hätten Millionen Menschen nicht studieren oder "unsere Großmütter" nicht wählen können, so Türk-Nachbaur. Man sei aber nicht immer nah genug bei den Menschen gewesen. Die Beteiligung im Kosovo oder Hartz IV waren notwendig und schmerzvoll. Sozialdemokratie müsse Antworten für die Transformation der Wirtschaft und den Erhalt des Wohlstands finden, dürfe das Feld nicht Rattenfängern überlassen. Man stecke aktuell viel Geld in die Entlastung von Bürgern und Wirtschaft, auch gebe es eine Lösung zur Übergangsfinanzierung von Sprach-Kitas.

Die SPD sei heute nicht mehr dieselbe wie vor 125 Jahren, sagte Türk-Nachbaur, sie sei aber überzeugt, dass man Herausforderungen gut meistern könne. Dafür sorgten auch 400 000 Mitglieder in kommunalen Vereinen.

Bundeskanzler Olaf Scholz sandte Grußworte per Video. Das sei eine absolute Rarität, so Freischlader. Vielleicht liege es daran, dass man ein kleines gallisches Dorf der SPD im Schwarzwald sei.

Wohl der Bürgerschaft im Vordergrund

Bürgermeister Michael Rieger lobte in seinem Grußwort die "faire und zielgerichtete" Zusammenarbeit mit der Fraktion im Gemeinderat. Maxime ihres Handelns sei das Wohl der Bürgerschaft. Er ging auch auf die Geschichte des Ortsvereins ein, die mit der Gründung durch Johann Obergfell und andere begann, die deshalb entlassen wurden. Obergfell war Mitgründer von KUNDO, deren "außergewöhnlichen sozialen Leistungen" sich andere Unternehmer anpassen mussten. Rieger erinnerte an die Verhaftung von SPD-Mitgliedern zu Zeiten der NSDAP, insbesondere Adam Göbel, der "unsägliches körperliches und seelisches Leid" erlitt.

Birgit Helms vom ehemaligen Ortsverein Königsfeld, der sich vor Kurzem mit St. Georgen zusammenschloss, betonte bereits länger bestehende Kontakte in Form von Jugendmusikschule und Geschichtsvereinen. Ein Grußwort kam zudem von Kreisrat Nicola Schurr. Zuletzt sprach Jörg Böcking über die leidvolle Geschichte Adam Göbels, über den er eine Biografie geschrieben hatte, erinnerte zum Beispiel an dessen Zwangssterilisierung, für die Göbel nie eine Wiedergutmachung bekommen habe. Umrahmt wurde die Veranstaltung von musikalischen Darbietungen der Jugendmusikschule.

Langjähriger Einsatz

Geehrt wurden für 60-jährige Mitgliedschaft Gerhard Dingler, für 50 Jahre Klaus Brunnenkant, für 40 Jahre Oliver Freischlader und Dietrich Siebörger, für 25 Jahre Jürgen Bahsitta sowie für zehn Jahre Brigitte Dingler, Thomas Fröschl, Heiko Jakubowski und Nikolas Zeitler.