Jasmin Schmieder und Anita Kohler (von links) gründeten in Glatten die Elterninitiative "Waldkindergarten". Gemeinsam mit Ralf Wilding (Kindergartenausschuss und Firma L‘Orange) und Bürgermeister Tore Derek Pfeifer (rechts) erläuterten sie bei einem Pressetermin ihr Konzept. Foto: Günther

Anita Kohler und Jasmin Schmieder sind für zweite Säule der Kinderbetreuung. Viele Waldflächen im Luftkurort.  

Glatten - Die Idee kommt aus Skandinavien und wird inzwischen an vielen Orten weltweit verwirklicht – vielleicht auch bald in Glatten: In der Vier-Täler-Gemeinde hat sich eine Elterninitiative gegründet, die einen Waldkindergarten einrichten will.

Eigentlich sind die Vorbedingungen für dieses Vorhaben in Glatten geradezu perfekt. Der Luftkurort verfügt über große Waldflächen, Verwaltung und Gemeinderat stehen innovativen Ideen der Bürger stets offen gegenüber. Ein möglicher Standort für den Waldkindergarten – ob als Provisorium oder endgültig – ist gefunden. Vor allem aber haben viele Eltern den Wunsch geäußert, ihre Kinder zur Betreuung in einen Waldkindergarten geben zu wollen.

Kinder lernen und spielen draußen

Bei einem Pressegespräch erläuterten die Initiatorinnen Anita Kohler und Jasmin Schmieder ihre Beweggründe und stellten ihr Konzept vor. Die beiden Betriebswirtinnen sind Nachbarinnen, Mütter von zusammen fünf Kindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren und vom Konzept eines Wald- oder Naturkindergartens voll überzeugt. Die beiden Frauen sind auch naturverbunden. Kohler hat in einem Obst- und Weinbaubetrieb in Oberkirch "inmitten von Mirabellen, Zwetschgen, Äpfeln, Kirschen und einem Weinberg" ihre Kindheit verbracht, Schmieder ist davon überzeugt, dass "das Leben in Einklang mit der Umwelt unsere Kinder ein Leben lang trägt und prägt". Beide stehen aus Überzeugung hinter dem Konzept eines Waldkindergartens und wollen, wie sie sagen, "diese zweite Säule der Kinderbetreuung in Glatten etablieren".

In Waldkindergärten erfahren Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren Erziehung, Bildung und Betreuung außerhalb fester Gebäude. Je nach Gegebenheiten spielen und lernen sie im Wald, auf der Wiese oder am Strand. Die Aktivitäten im Freien finden bei fast jedem Wetter statt, außer es herrschen Bedingungen, die einen sicheren Aufenthalt im Freien unmöglich machen. Vorhanden sein müssen lediglich eine geeignete Hütte sowie Bio-Trenntoiletten. Verzichtet wird in der Regel auf handelsübliches Spielzeug, vielmehr spielen die Kinder mit Naturgegenständen, die vorher gemeinsam gesammelt werden.

Vor dem möglichen Start eines Waldkindergartens in Glatten müssten aber noch einige Hürden überwunden werden, machte Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer, der den Gründungsbemühungen offen gegenübersteht, deutlich. Zunächst sei ein Gemeinderatsbeschluss Grundvoraussetzung, um dieses Vorhaben in den Kindergartenbedarfs- und Haushaltsplan aufnehmen zu können. Maßgeblich für die Einrichtung eines weiteren Kindergartens seien verlässliche quantitative und qualitative Zahlen des Kindergarten-Bedarfsplans.

Pfeifer startet Fragebogenaktion

Das Geburtenregister weist für Glatten derzeit 144 Kinder zwischen null und sechs Jahren aus. Bezogen auf die im evangelischen Kindergarten und in der "Kinderwelt Schmalz" vorhandenen 91 Plätze sowie den 90-prozentigen Versorgungsgrad der über Dreijährigen beziehungsweise 33-prozentigen bei Kleinkindern ist laut Statistik davon auszugehen, dass die derzeit hohe Zahl wieder sinken und sich auf dem Niveau der Vorjahre einpendeln wird. Vor den genannten Hintergründen werden derzeit keine externen Kinder in Glatten aufgenommen.

Nach ihrer Elternumfrage und Erfahrungen benachbarter Einrichtungen dieser Art gehen die Initiatorinnen davon aus, dass auch externe Eltern ihre Kinder in den Waldkindergarten nach Glatten bringen wollen und das Projekt mit einer Warteliste starten würde.

Auch was Behörden, Kooperationspartner und mögliche Träger anbelangt, berichten die beiden von aussichtsreichen Gesprächen. Das Konzept sei unter anderem mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales, dem Gesundheitsamt und der Unfallkasse abgesprochen worden. Höchste Priorität hat aber für beide, den Waldkindergarten "auf eine breite Basis zu stellen und nachhaltig im Ort zu integrieren". Gestartet werden soll mit 20 Plätzen für Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt mit Öffnungszeiten von 7.30 bis 13.30 Uhr.

Um präzise Zahlen für den bedarfsgerechten Kindergartenausbau in Glatten zu erhalten, startete Bürgermeister Pfeifer eine Fragebogenaktion unter allen Eltern. Diese können dabei ihre Wünsche zu Betreuungszeit, Mittagessen oder selektiver Ganztagsbetreuung äußern. Wer keinen Fragebogen erhalten hat, kann ihn bei der Gemeindeverwaltung anfordern.