Schnelles Internet durch ein 48 Kilometer langes Glasfasernetz soll es bald in Schömberg, Langenbrand und Schwarzenberg geben. Foto: © Gerhard Seybert - stock.adobe.co/Gehard Seybert Medien&Presse

Schnelles Internet für Schömberg, Langenbrand und Schwarzenberg ist durch eine Kooperation mit der Deutsche GigaNetz GmbH in Reichweite.

Das bundesweit agierende Unternehmen Deutsche GigaNetz GmbH (DGN) möchte in Schömberg den Glasfaserausbau privatwirtschaftlich für noch nicht mit Glasfaser erschlossene Adresspunkte übernehmen. Der Gemeinderat beauftragte am Dienstagabend einstimmig die Verwaltung, dafür einen Kooperationsvertrag mit der DGN abzuschließen.

Zu wenige „weiße Flecken“

In Bieselsberg und Oberlengenhardt wurde der Glasfaserausbau vom Bund gefördert und in Zusammenarbeit mit dem Eigenbetrieb Breitband beim Landkreis Calw bereits realisiert. Für den Ausbau in der Hauptgemeinde und den beiden Teilorten Schwarzenberg und Langenbrand bekäme die Kommune auf längere Sicht keine Fördermittel, weil sie nach den Förderrichtlinien gut versorgt ist und es zu wenige „weiße Flecken“ gibt. Ein Glasfaserausbau auf eigene Kosten wäre nicht zu stemmen, heißt es sinngemäß in der Sitzungsvorlage. Deshalb sei es ratsam und sinnvoll, die DGN beim Komplettausbau in den Teilorten ohne Glasfaser zu unterstützen, weil dies die einmalige Chance biete, Schömberg für die Zukunft stark aufzustellen. Durch die Kooperation mit der DGN könnten Eigentümer kostengünstig zum eigenen Glasfaseranschluss kommen.

Anschluss direkt ins Haus

Die DGN plant in Schömberg, Langenbrand und Schwarzenberg mit dem Glasfasernetz von etwa 48 Kilometer Trassenlänge circa 1500 Adressen und knapp 3000 Privat- und Gewerbeeinheiten mit FTTH – fiber to the home, also bis in die Wohnung – bis Ende 2025 auszustatten. Heißt: Jeder Haushalt oder Betrieb erhält seine eigene Glasfaser bis ins Haus und damit garantiert die Bandbreite für Up- und Download, die er mit seinem Vertrag gebucht hat. Bei der Versorgung über Koaxkabel, was derzeit im betreffenden Gebiet noch bei 40 Prozent der Anschlüsse geschieht, hängt die Geschwindigkeit davon ab, wie viele Nutzer sich das Kabel teilen. Etwa 46 Prozent werden aktuell per DSL versorgt.

Vermarktung beginnt Mitte November

Die DGN arbeitet zurzeit die Ausbaukarte aus und untersucht, ob die bestehende Infrastruktur des Eigenbetriebs Landkreis Calw genutzt werden kann. Mit der Vermarktung soll laut DGN-Planung Mitte November begonnen werden. Ziel ist e, bis Ende Januar 2024 mit 35 Prozent der Haushalte einen Internetvertrag abzuschließen. Ab dieser Quote geht die DGN den Ausbau an, sagte Sebastian Bergmann, Manager Regionale Kooperationen, in seiner Präsentation. „Wir haben die 35 Prozent bisher immer geschafft.“ Dafür brauche das Unternehmen aber die Unterstützung der Gemeinde und der Bürger. „Wird die Quote verfehlt, wird zusammen mit der Kommune die Ausgangslage analysiert“, so Bergmann. Dann könne die Vermarktung im Gesamtgebiet verlängert werden. Oder ein Teilgebiet werde bereits bebaut, während für ein anderes die Vermarktung weiterlaufe. Klar sei aber: „Wir möchten keine Insellösungen schaffen“, bekräftigt Bergmann. Ziel sei ein flächendeckender Ausbau und keine Rosinenpickerei.

„Für Schömberg gibt es keine bessere Chance“

Jörg Krax (MUZ) hat Bedenken beim Ausbau durch das sogenannte Trenching- beziehungsweise Fräsverfahren mit einer Verlegetiefe von nur 45 Zentimetern: „Bei jeder Straße, die wir anfassen, fassen wir auch das Kabel an.“ DGN gehe in die Gehwege und nur ausnahmsweise in die Straße, so Bergmann. „Haben alle Bürger die Chance, Glasfaser zu bekommen, oder blicken die, die wenig Nachbarn haben, in die Röhre?“, war Krax‘ weitere Frage. Alle werde man sicher nicht erreichen, sagte Bürgermeister Matthias Leyn. Er wie auch Bergmann gehen jedoch davon aus, dass 85 Prozent letztlich abschließen werden. Beiden sprang der in der Sitzung als Zuhörer anwesende Infrastruktur-Dezernent am Landratsamt Calw, Bernd Land, zur Seite: „Für Schömberg gibt es keine bessere Chance als DGN, weil Sie keine Chance für eine Förderung haben. Die 85 Prozent sind Ihnen sicher.“

Andreas Ehnis (CDU) sieht für die Gemeinde kein Risiko. Man müsse jedoch darauf achten, dass das genormte Ausbauverfahren auch normgerecht ausgeführt werde. Timo Bayer (UVW) begrüßte den Ausbau als Investition in die Zukunft und in den Werterhalt der Gebäude. Viele Schömberger seien bisher bei der Telekom, „wenn ich jetzt einen Vertrag mit Ihnen abschließe, muss ich dann doppelt bezahlen?“, so seine Frage an Bergmann. Da die ersten zwölf Monate Laufzeit kostenfrei sind, wenn die Bürger in der Vermarktungsphase abschließen, werde das nicht so sein, rechnete der DGN-Manager vor. Der Ausbau solle im Januar 2024 dort beginnen, wo Verträge geschlossen sind.

Kritik am Marketing – was steckt dahinter?

Nach den Marketingdetails fragte Joachim Zillinger (CDU). Diese reichen von Plakatierung, Auftaktveranstaltung, bis zu Beratungspunkten beispielsweise im Rathaus oder beim Einzelhandel sowie Haustürabfragen durch Agenturteams, erläuterte Bergmann. Hier hakte Susanne Ring (MUZ) ein. Sie habe negative Kommentare im Internet zur Vermarktung durch die DGN gelesen, dass sich Bürger beispielsweise bedrängt fühlten. Ja, es gebe schwarze Schafe, die unseriös arbeiten, gestand Bergmann. Wenn das vorkomme, tausche DGN einzelne Agenturmitarbeiter oder ganze Teams aus. Es seien jedoch wenige Einzelfälle.