Blitze gehen während eines Gewitters über dem sächsischen Radebeul nieder (Archivbild). Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/d/Robert Michael

Heiße Sommertage haben häufig Nebenwirkungen: heftige Gewitter mit Blitz und Donner, teils mit Hagel. Was soll man tun, wenn kein Unterschlupf in der Nähe ist? Ein Ratgeber für Extremwetter.

Gewitter sind im Sommer nichts Ungewöhnliches. Rund 400 000 Blitze treffen Deutschland nach Angaben des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) zwischen Mai und August, an einem besonders aktiven Tag können über 100 000 Blitze entstehen.

Der Süden der Republik ist mehr betroffen als der Norden. Wer von Blitzen im Freien überrascht wird, sollte zu vielen vermeintlich sicheren Unterschlüpfen Abstand halten:

Welche Orte sollte man meiden?

Einzelne hohe Objekte ziehen Blitze an. Bäume sind ein Anziehungspunkt par excellence für Blitze. Aber auch Holzmasten, Gewässer und Kammlagen sowie enge Mulden und Höhleneingänge sind gefährlich, erklärt die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder (BAG) in Bonn.

Außerdem sollte man sich von Berggipfeln, Türmen, Masten und Antennen fernhalten. Zu Überlandleitungen hält man am besten sogar einen Abstand von 50 Metern ein. Selbst das Anlehnen an einen Zaun kann gefährlich sein.

In gewissem Abstand zu Metallmasten, Freileitungen oder unter einem überhängenden Dach ist man sicherer. Wichtig ist: Mindestens einen Meter Abstand zu den Wänden, Stützen und vor allem zu Teilen eines Blitzschutzsystems einhalten. Der VDE rät sogar zu drei Metern.

Was soll man tun, wenn man im freien Gelände vom Gewitter überrascht wird?

Eine flache Stelle suchen. Noch besser ist eine Vertiefung im Feld. In die Hocke gehen, Füße eng nebeneinanderstellen und die Arme um die Knie schließen, rät die BAG. Gegenstände aus Metall wie Regenschirme wegwerfen und Fahrräder weit weg parken.

Es hagelt, und man findet keinen Unterschlupf: Wie soll man reagieren?

Wichtig ist, ungeschützte Orte zu verlassen, an denen Hagel oder vom Sturm mitgerissene Gegenstände einen treffen können. Aber wenn das nicht möglich ist, mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen sowie Kopf und Nacken mit den Händen schützen.

Ist das Auto sicher?

Ja, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Allerdings sollte man während des Sturms keine blanken Metallteile berühren. Nicht in jedem Fall sicher sind Wohnmobile. Damit man dort tatsächlich Schutz findet, braucht das Wohnmobil oder der Wohnwagen Metallkonstruktionen oder eine metallene Außenhaut. Auch das Campingzelt bietet keinen Schutz.

Ist jedes Gebäude ein guter Unterschlupf?

Scheunen und andere Unterschlupfmöglichkeiten aus Holz sind keine Option. Darin besteht Lebensgefahr, betont der VDE. Das gilt übrigens auch für einen Hochsitz im Wald. In Steinhütten ohne Blitzschutzsystem sollte man am besten in der Gebäudemitte mit geschlossenen Füßen in die Hocke gehen. In offenen Unterständen aus Metall - etwa Bushäuschen - sollte man in der Mitte der offenen Seite warten, möglichst weit weg von den Wänden.

Wie verhält man sich im Haus?

Nicht duschen und nicht baden. Zur Sicherheit alle elektrischen Geräte vom Strom nehmen oder einen Überspannungsschutz verwenden. Fenster, Roll- und Fensterläden schließen und sich von ungeschützten Öffnungen fernhalten. Handys und schnurlose Telefone können gefahrlos verwendet werden, betont der VDE.

Wie berechnet man den Abstand zu einem Gewitter?

Wenn man sich beim Gewitter, bei dem sich gewaltige elektrische Spannungen entladen, im Freien aufhält, sollte man wissen, wie weit die Blitze noch entfernt sind. Die Distanz zu einem Gewitter berechnet man, indem man die Zeit zwischen Blitz und Donner in Sekunden mit der Schallgeschwindigkeit (343,2 Meter pro Sekunde) multipliziert und die Summe durch 1000 teilt.

Entfernung (in km) = (Sekunden zwischen Blitz und Donner x Schallgeschwindigkeit) / 1000

Hier eine Beispielrechnung

Sie messen einen zeitlichen Abstand zwischen Blitz und Donner von zehn Sekunden. In Metern beträgt die Entfernung: zehn Sekunden x 343,2 Meter pro Sekunde – also 3432 Meter, die durch 1000 geteilt werden, um die Kilometerzahl zu erhalten. Ergebnis: Der Blitz ist 3,43 Kilometer von ihnen entfernt.

Bei zehn Sekunden und weniger besteht Lebensgefahr, erklärt der VDE. Die Experten raten, schon beim Wahrnehmen des Donners Aktivitäten im Freien einzuschränken. Ein Gewitter ist vorbei, wenn man 30 Minuten lang keinen Donner hört.

Info: Wie entstehen Blitze?

Gewitter
Meist blitzt es in den Wolken, seltener zwischen Himmel und Erde. In Deutschland werden jedes Jahr mehr als zwei Millionen Blitze registriert. Ein Gewitter entsteht bei großen Temperaturunterschieden in der Atmosphäre, oder wenn Luftmassen mit sehr unterschiedlichen Temperaturen aufeinandertreffen. Das heftige Auf und Ab von Wasser- und Eisteilchen in der Gewitterwolke führt zu einer Polarisierung der natürlichen Luftelektrizität.

Erdblitz
Während im oberen Teil der Wolke die positive elektrische Ladung zunimmt, reichert sich die negative Ladung an der Wolkenunterseite an. Das immer stärker werdende elektrische Spannungsfeld entlädt sich – einem Kurzschluss vergleichbar – schließlich in einem Blitz. Als „Erdblitz“ zwischen Wolke und Boden kann er gefährliche Folgen haben: Es drohen Verbrennungen, Knochenbrüche oder gar der Tod.

Sicherheit
Gewitter übersteht man nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes am besten im Auto oder in festen Gebäuden. Wer im Freien überrascht wird, sollte Bäume, Masten, Zäune oder Gewässer meiden und sich möglichst klein machen - am besten hockend in einer Bodenmulde.