Tagesmütter und -väter werden für die Kleinsten oft sogar bevorzugt. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Für Kinder, besonders für die unter Dreijährigen, einen gesetzlich zugesicherten Betreuungsplatz zu finden, ist aktuell reine Glückssache. Besonders in den städtischen und kirchlichen Kindergärten und Kindertagesstätten fehlen Kapazitäten. Viele berufstätige Eltern schließen in ihre Suche daher auch die Angebote der Kindertagespflege ein.

Villingen-Schwenningen - Tagesmütter und -väter sind der institutionellen Betreuung von Kindern im Alter von null bis 14 Jahren gesetzlich gleichgestellt und werden gerade für die Kleinsten oft sogar bevorzugt. Attribute wie familiärer, flexibler, individuell und verlässlich werden ihnen zugeschrieben.

Die für den Schwarzwald-Baar-Kreis und die Stadt Villingen-Schwenningen zweigeteilte Fachaufsicht, die auch für die Qualität der Kindertagespflege verantwortlich zeichnet, steht indes auch vor dem Problem, dass die Angebote derzeit die Nachfrage nicht bedienen können. Tagesmütter und -väter werden händeringend gesucht.

78 Personen, die Kindertagespflege aktiv anbieten

Für die Stadt VS zählt der Fachdienst Kindertagespflege im Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport, Abteilung Kindertagesbetreuung, derzeit 78 Personen, die sich für die Kindertagespflege qualifizierten und sie aktiv anbieten. Davon arbeiten über die Hälfte in sogenannten "geeigneten Räumen", also nicht im eigenen Haus, sondern in angemieteten Wohnungen oder auf sonstigen Flächen. Anfragen für derlei Betreuungsplätze liegen ihr schon für 2023 vor, sagt die zuständige Sachbearbeiterin Martina Bruhn.

Vermittlung nicht einfach

Da jede Kindertagespflegeperson ihr Betreuungsangebot und damit ihre Arbeitszeiten selbst gestaltet, ihnen also keine Kinder "zugewiesen" werden können, gestaltet sich die Vermittlung nicht leicht. Tageseltern haben grundsätzlich die Möglichkeit, Kinder stundenweise, halbtags oder ganztags zu betreuen. "Das wird zwischen den Betreuenden und den Eltern individuell geregelt", so Bruhn.

Um Kindertagespflegepersonen werde intensiv geworben, da sie "mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit für unsere Gesellschaft leisten. Wir qualifizieren, beraten und begleiten sie dabei".

Für die Versorgung des Schwarzwald-Baar-Kreises, abzüglich des Oberzentrums, ist der Fachdienst Kindertagespflege im Jugendamt des Landratsamts zuständig. Viele Aufgaben hatte bis Ende 2021 der ehrenamtliche Verein Tagesmütter/Tagesväter-Pflegekinder-Service (TaPS) übernommen. Nach dessen Auflösung gingen die Verantwortlichkeiten in den Fachdienst von Franziska Willmann über. Auch sie sagt: "Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen in der Kindertagespflege sind unglaublich hoch, insbesondere für die unter Dreijährigen".

Modell Tagesmutter/-vater noch gar nicht angekommen

Unbefriedigend ist für die Fachkraft, dass in einigen Ortschaften und Gemeinden im Kreis das Modell Tagesmutter/-vater noch gar nicht angekommen zu sein scheint. So gibt es in Brigachtal und Tuningen, in Vöhrenbach, Furtwangen, Schönwald, Schonach, Gütenbach und Triberg keine einzige Tagesmutter. Den Bedarf dagegen nicht decken könne man derzeit in Unterkirnach, Bad Dürrheim, Bräunlingen, Hüfingen, Niedereschach und Dauchingen. In der Gemeinde fest verankert ist die Kindertagespflege dagegen in Donaueschingen, St. Georgen, Königsfeld und Blumberg sowie in Mönchweiler, wo man das Angebot ausbauen konnte. Gerade wurde die vorgeschriebene Qualifizierung von Kindertagespflegern und -pflegerinnen landesweit auf neue Beine gestellt. Statt der bisher 160 Unterrichtseinheiten sind nun 300 fällig.

Allerdings dürfen die Auszubildenden bereits nach der Grundqualifizierung von 50 Stunden inklusive eines Praktikums schon tätig werden und ihre Kindertagespflege aufbauen.

Die Fachdienste von Kreis und Stadt, die mit einer Eignungsfeststellung die Voraussetzung für die Erteilung einer Pflegeerlaubnis schaffen, bieten dabei Begleitung und Beratung bei fachlich-pädagogischen Themen, in rechtlichen Bereiche, aber auch in Angelegenheiten der beruflichen Selbstständigkeit an. Als Fachaufsicht sichern sie zudem tätigkeitsbegleitend die Betreuungsqualität.

Online-Informationsveranstaltung am 7. Juli geplant

Im Kampf um die Kindertagespflegepersonen ziehen Kreis und Stadt an einem Strang. Am Donnerstag, 7. Juli, findet von 19 bis 20.30 Uhr eine Online-Informationsveranstaltung zur nächsten Qualifizierung auf der Grundlage des Qualifizierungshandbuches in der Kindertagespflege (QHB) statt.

Kontaktdaten

Fachberatung Kindertagespflege, Auf der Steig 6, Villingen-Schwenningen, 07721/9 13 77 53, kindertagespflege@lrasbk.de

Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport, Abteilung Kindertagesbetreuung, Fachdienst Kindertagespflege, Josefsgasse 7, Villingen-Schwenningen, 07721/ 82 11 81, kindertagespflege@villingen-schwenningen.de