Die GM-Ingenieure wühlen sich weiter durch alte Mängelberichte - und sind nun bei mehreren Limousinen-Modellen fündig geworden. Foto: dpa

Mit den neuerlichen Problemen bei den Zündschlössern muss General Motors insgesamt 20 Millionen Wagen reparieren. Das kostet den Konzern 2 Milliarden Dollar. Konzernchefin Mary Barra lässt nun gezielt nach Mängeln fanden.

Mit den neuerlichen Problemen bei den Zündschlössern muss General Motors insgesamt 20 Millionen Wagen reparieren. Das kostet den Konzern 2 Milliarden Dollar. Konzernchefin Mary Barra lässt nun gezielt nach Mängeln fanden.

Detroit - Nach einem neuerlichen Massenrückruf wegen mangelhafter Zündschlösser muss General Motors nun insgesamt etwa 20 Millionen Wagen auf Vordermann bringen. Das ist die zweifache Jahresproduktion des Opel-Mutterkonzerns.

Die veranschlagten Kosten für die Reparaturen steigen wegen der jüngst entdeckten Probleme um 300 Millionen auf 2 Milliarden Dollar (1,5 Mrd Euro). General Motors startete am Montag die Rückrufe Nummer 39 bis 44 in diesem Jahr. Den mit Abstand größten Brocken machten 3,4 Millionen Limousinen weltweit aus, bei denen der Zündschlüssel während der Fahrt zurückspringen kann. Das schaltet Bremskraftverstärker, Servolenkung und möglicherweise die Airbags aus. GM wisse von acht Unfällen mit sechs Verletzten, erklärte der Konzern in Detroit.

Das gleiche Problem bei 2,6 Millionen Kompaktwagen hatte die Rückrufwelle ausgelöst. Hier hatte es eine Reihe tödlicher Unfälle gegeben. Der eigentliche Skandal war allerdings, dass Ingenieure das Problem seit mehr als zehn Jahren kannten, aber nichts geschah.

Die seit Jahresbeginn amtierende Konzernchefin Mary Barra hat Aufklärung versprochen und lässt nun gezielt nach Mängeln fanden. Manche Autos müssen auch wegen mehrerer Fehler in die Werkstätten, was die Gesamtzahl etwas verzerrt.

Die Aufarbeitung früherer Fehler stellt für GM nicht nur einen finanziellen Kraftakt dar: Im ersten Quartal hatte der Konzern 1,3 Milliarden Dollar für Reparaturen zur Seite gelegt und deshalb einen Gewinneinbruch verbucht; im zweiten Quartal werden weitere 700 Millionen Dollar fällig. Es bedeutet auch eine logistische Herausforderung, da in vielen Fällen die Ersatzteile in der ausreichenden Stückzahl erst hergestellt und schließlich von den Werkstätten eingebaut werden müssen. Dies wird Monate dauern.

Chevrolet, Buick und Cadillac betroffen

Vom jüngsten Rückruf der Limousinen sind mehrere Modelle der US-Marken Chevrolet, Buick und Cadillac aus den Jahren 2000 bis 2014 betroffen, wovon aber nur noch ein Modell aktuell auf dem Markt ist. Opel-Modelle wurden nicht genannt. GM wird den Zündschlüssel überarbeiten oder austauschen. Bei den zurückgerufenen Kompaktwagen wechselt GM hingegen das Zündschloss beziehungsweise einen zu schwach ausgelegten Schalter aus.

GM hat sich nach dem Hochkochen des Skandals die Sicherheit auf die Fahnen geschrieben. An diesem Mittwoch muss sich die Konzernchefin erneut den Fragen von Kongressabgeordneten in Washington stellen. Thema ist der Bericht des Anwalts Anton Valukas, der im Auftrag der GM-Führung den Fall des verschleppten Zündschluss-Rückrufs untersucht hatte. Dabei kamen schwere Mängel ans Licht.

Der Konzern feuerte aufgrund des Berichts 15 Mitarbeiter. In einer emotionalen Rede bat Barra anschließend um Entschuldigung bei den Unfallopfern oder deren Hinterbliebenen und versprach eine Entschädigung. "Das hätte niemals passieren dürfen", sagte die Managerin damals. "Wir haben unseren Job einfach nicht gemacht." Nach Firmenangaben starben 13 Menschen wegen des Defekts; Verbraucherschützer kommen auf mehr als 300.

GM musste wegen der Schlampereien mit den Zündschlössern bei den Kompaktwagen bereits eine Strafe von 35 Millionen Dollar zahlen. Zudem laufen zahlreiche Klagen gegen das Unternehmen von Autobesitzern und Unfallopfern oder deren Familien. Die weitaus meiste Zahl der problematischen Wagen wurden in den USA verkauft, dahinter folgen Kanada und Mexiko.