Noch immer verdienen Frauen in Deutschland viel weniger als Männer – selbst bei vergleichbarer Tätigkeit. Das ist ein Armutszeugnis für die deutsche Wirtschaft, kommentiert Redakteurin Lea Krug.
Wer sich anstrengt, der kann es auch schaffen – egal ob Mann oder Frau. Es ist das Märchen von der Geschlechtergerechtigkeit. Frauen sind heute top ausgebildet, Fachkräfte werden händeringend gesucht und das alte Lied vom bisschen Haushalt ist längst aus der Mode gekommen. Doch am Gender Pay Gap, also der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen, hat das wenig geändert.
In Deutschland verdienen Frauen 18 Prozent weniger als Männer – mit erheblichen Konsequenzen für ihre Unabhängigkeit, Rente oder Eigentum. Jedes Jahr offenbart die Statistik die harte Zahl wieder aufs Neue und offenbart den strukturellen Sexismus in Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Nachricht ist – mehr oder weniger – jedes Jahr dieselbe. Echter Veränderungswille im großen Stil hat sich in den vergangenen Jahren in Politik und Wirtschaft nicht eingestellt. Und auch die Arbeitgeber sehen sich offenbar unzureichend in der Pflicht, selbst bei vergleichbaren Jobs und Tätigkeiten gibt es noch große Unterschiede, wie der bereinigte Gender Pay Gap von sechs Prozent offenbart. Die Zahl ist für die deutsche Wirtschaft ein Armutszeugnis.
Neben der Arbeit leisten Frauen im Schnitt erheblich mehr unbezahlte Carearbeit – kümmern sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige. Dann heißt es „Sie bleibt daheim“. Klingt nach Füße hochlegen und Kaffeekränzchen. Womöglich ist es das, was Frauen am nächsten Equal Pay Day wirklich machen sollten. Mehr Geld scheint schließlich nicht in Aussicht.