Auch an der Jettinger Kita Heubergring wird "Kitaplus" eingeführt. (Archivbild) Foto: Geisel

Essen bestellen, das Kind abmelden oder Notfalldaten von Kindern verwalten – all das soll in Jettinger Kindergärten künftig digital mit nur einer Software erledigt werden. Der Gemeinderat gab dazu am Dienstagabend grünes Licht.

Jettingen - Die Digitalisierung hält Einzug in immer mehr Lebensbereiche. Da dürfen natürlich auch die kommunalen Kindergärten nicht fehlen. Inzwischen ist es sogar so, dass potenzielles Personal von Kitas sich gezielt nach dem digitalen Angebot in einer Kita erkundigt, bevor sie einen entsprechenden Job zusagt, berichtete Anna-Lisa Kellner, im Jettinger Rathaus für die Bereiche Bildung und Betreuung und EDV zuständig, dem Jettinger Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung.

Erheblicher Aufwand bei Abrechnung

Und bis dato gibt es offenbar in den Kindergärten in Sachen Digitalisierung noch Luft nach oben. So werden Kinder-, Eltern und Kitadaten bisher in einer schlichten Excel-Tabelle verwaltet. Beim Catering werden die von den Eltern bestellten Mittagessen von den Kitaleiterinnen der Gemeindeverwaltung gemeldet, die diese dann an Caterer Thomas Strohäker weitergibt. Es gebe keine Woche, in der nicht kurzfristig oder verspätet Änderungen nachgemeldet werden müssen, was einen erheblichen Aufwand – übrigens auch bei der Abrechnung – verursacht.

Also begann man, sich auf die Suche nach einer sinnvollen digitalen Lösung zu machen. Über einen persönlichen Kontakt zur katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart wurde man auf die bisher in Baden-Württemberg unbekannte Software "Kitaplus" der Firma BMS aufmerksam. Die Diözese hatte sich nach einem aufwendigen Auswahlprozess für diese Software entschieden, die nun in 850 katholischen Kitas im Land eingeführt werden soll.

Keine Installation von Software auf einem Rechner notwendig

"Kitaplus" ist ein modulares Programm, das webbasiert ist. Daher ist keine Installation von Software auf einem Rechner notwendig. Das Programm wird im Internet aufgerufen, dann können sich die Nutzer über eigene Zugänge in das Programm einloggen. Nach Angaben der Gemeinde habe das Angebot in Sachen Datensicherheit gut abgeschnitten und erfülle auch beim Datenschutz "höchste Standards", wie es in der schriftlichen Vorlage für die Jettinger Gemeinderäte heißt.

"Kitaplus" – so wie es in Jettingen zum Einsatz kommen soll – besteht aus drei Angeboten, kann aber auch noch erweitert werden. Teil 1 ist eine Eltern-App. Die soll die Kommunikation mit den Eltern erleichtern. Da gibt es die Möglichkeit, Kinder digital abzumelden, Einverständniserklärungen digital abzugeben oder einfach mit der Kita in Verbindung zu treten.

Über eine App können die Eltern den Menüplan einsehen

Bisher den meisten Verwaltungsaufwand im Rathaus verursacht die Abrechnung der Mittagessen – übrigens 5000 im Monat. Dafür gibt es bei "Kitaplus" das "Verpflegungsportal". Über eine App können die Eltern den Menüplan einsehen und das Essen für ihr Kind bestellen. Die Kosten für das Essen werden von den Eltern von einem vorher eingezahlten Guthaben beglichen. Ist kein Guthaben mehr da, kann auch kein Essen bestellt werden. Die Abrechnung wird automatisiert. Der Caterer kann über einen eigenen Zugang die bestellten Essen abrufen und entsprechend planen.

Während das "Verpflegungsportal" neben den Kitas auch auf Gemeinschaftsschule und Grundschule ausgedehnt werden soll, soll der dritte Teil von "Kitaplus" erst in einer Kita – der Kita Breite – ein Jahr lang getestet werden. Ein Grund dafür ist, dass das Programm sehr umfangreich ist. Diese "Gruppen-App" beinhaltet ein Gruppentagebuch. Mit diesem gibt es die Möglichkeit, ein Kind "per Wisch" in einer Gruppe an- oder abzumelden. Ankunfts- und Abholzeiten werden automatisch gespeichert. Bestimmte Daten der Kinder wie Notfallkontakte, zur Abholung berechtigte Personen, Allergien oder Einverständniserklärungen der Eltern können vom Personal mit einem Klick abgerufen werden. Zusätzlich gibt es noch das Angebot der "Gruppendokumentation", in dem das Personal individuelle Bildungsportfolios zu jedem Kind erstellen kann. Erste Tests in der Kita Breite fielen bereits positiv aus. Die App stelle eine "erhebliche Arbeitserleichterung" für das Personal dar, die so groß ist, dass eine 50%-Stelle eingespart werden könne.

Jährliche Kosten von 11 400 Euro

"Kitaplus" hat natürlich seinen Preis. Im ersten Jahr 9800 Euro und danach – wenn die "Gruppen-App" überall eingeführt werden sollte, 11 400 Euro im Jahr. Dazu kommen einmalige Kosten für Schulungen und eine einzurichtende Schnittstelle von insgesamt 14 500 Euro.

Doch von den Kosten ließen sich die Jettinger Gemeinderäte nicht davon abhalten, einstimmig für die Einführung von "Kitaplus" in Jettingen zu stimmen.