Das Kurhaus Viktoria gehört nun der Gemeinde Schönwald, die den Erwerb über Darlehen finanziert und es zunächst dem Landratsamt zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellt. Foto: Kommert

Die Gemeinde Schönwald hat das Kurhaus Viktoria mit Nebengebäuden und Grundstück erworben, das auch das Wirtehäusle mit einbezieht. Mit dieser Mitteilung sorgte Bürgermeister Christian Wörpel­ für einen Paukenschlag.

Schönwald - Diese Überraschung erlebten die wenigen Besucher in der Sitzung des Schönwälder Gemeinderats am Dienstagabend. Aus nichtöffentlicher Sitzung berichtete Wörpel vom Kauf zweier Grundstücke durch die Kommune. Zum einen sei es ein Grundstück an der Matthias-Grünewald-Straße. Und – wesentlich wichtiger – eben das Kurhaus Viktoria.

Grundstück mit annähernd 1,9 Hektar Fläche erstaunlich groß

Das Grundstück sei mit annähernd 1,9 Hektar Fläche erstaunlich groß und habe eine hohe städtebauliche Bedeutung, hob Bürgermeister Christian Wörpel hervor. Der Kauf war möglich geworden, weil der Eigentümer Werner Arn, Gründer der christlich-fundamentalistischen Glaubensgemeinschaft "Adullam", vor einiger Zeit verstorben war und sich diese Glaubensgemeinschaft nun auf ihr ursprüngliches Territorium in der Schweiz konzentriert.

Das Kurhaus stand bereits seit längerer Zeit zum Verkauf, nachdem die letzten Mitglieder der Glaubensgemeinschaft ausgezogen waren. Zunächst wolle man das Haus dem Landratsamt für Geflüchtete zur Verfügung stellen, betonte Wörpel. Aufgrund dieser Entwicklung gab es einen eingeschobenen Tagesordnungspunkt: "Unser Haushalt stand kurz vor der Genehmigung; um nicht schon sehr schnell einen Nachtragshaushalt nachschieben zu müssen, haben wir mit der Kommunalaufsicht Vorgespräche geführt, da wir höhere Kreditaufnahmen tätigen müssen – zu ganz hervorragenden Bedingungen", erklärte er.

Gesamtkreditaufnahme von 5,7 Millionen Euro

Für beide Grundstücke zusammen werden – da alle Nebenkosten ebenfalls finanziert werden, über 1,87 Millionen Euro zusätzlich aufgenommen. Da sich zugleich aber Mieteinnahmen ergeben, aber auch weniger Kreisumlage zu zahlen ist und einige Einnahmen wie die FAG-Zuweisungen ansteigen, kann zum Beispiel die Entnahme aus den liquiden Mitteln entfallen. Mit der Gesamtkreditaufnahme von nunmehr 5,7 Millionen Euro seien die Kosten aller Investitionen in Breitband, der Sanierungsmaßnahme Ortsmitte und der Straßenbaumaßnahmen abgedeckt. "Wir werden sehen, wie viel davon wir tatsächlich schon in diesem Jahr verwirklichen können", so Wörpel.

Hans-Peter Schwer, SPD, sah eine gravierende Änderung des Haushaltsplans. Man habe die Gelegenheit zum Kauf ergriffen. Adalbert Oehler, CDU, erinnerte daran, dass man vor 20 Jahren nicht zum Zug kam, das Grundstück aber schon damals im Fokus des Gemeinderats gestanden habe. "Ich glaube, uns allen ist bewusst, dass dieses Grundstück ein echtes Filetstück darstellt", betonte er. Johannes Göppert  von der Freien Liste Schönwald (FLS) zeigte auf, dass der neue Haushalt klarstellen könne, dass die Gemeinde einen Plan habe mit dem Haus. Es sei wichtig, auch die Hintergründe darzustellen. 

Kurzfristig erfolgte Entscheidung

Der Bürgermeister wies auf die kurzfristig erfolgte Entscheidung hin. "Der Gemeinderat wird dafür Zukunftsperspektiven entwickeln, wir werden gemeinsam darüber brüten", betonte er. Durch die Übergangsnutzung als Gemeinschaftsunterkunft habe man noch Zeit für reifliche Überlegungen. Der Gemeinderat beschloss die Haushaltsanpassung einstimmig.

Mit dem ersten ordentlichen Tagesordnungspunkt wurde die Aufnahme des Kurhauses und der Nebengebäude in das Sanierungsgebiet "Ortsmitte" beschlossen. Inwieweit eine wirtschaftliche Modernisierung der Gebäude möglich sei, müsse im weiteren Verlauf geklärt werden.