Eine durchgängige Tempobeschränkung auf 30 Stundenkilometer würde die Lärmbelastung um 2,4 Dezibel senken. Foto: Schnurr

Oliver Schmid sieht Solidarität mit verkehrsgeplagten Anwohnern im Mittelpunkt. Frust über Regierungspräsidium.

Geislingen - Es ist eine Abwägung zwischen der Belastung der Anwohner, dem Verkehrsfluss und der Zahl durchfahrender Autos: Die erlaubte Geschwindigkeit in Geislingen wird nachts auf 30 Stundenkilometer beschränkt.

Auch in diesem Sommer wird die Geislinger Ortsdurchfahrt – Brücken- und Vorstadtstraße – wieder einmal zur Hauptachse zwischen dem zentralen Zollernalbkreis und der Autobahn. Nicht nur ist die K 7128 Richtung Isingen seit Mai zu, seit Mittwoch wird zudem der Verkehr von der Anschlussstelle der A 81 bei Sulz nach Balingen über die L 415 geleitet: Die B 463 ist zwischen Stetten und Gruol gesperrt.

Weder Kreis noch Stadt wurden vorab informiert

"Das bedeutet eine enorme Zunahme an Fahrzeugen bei uns", sagt Bürgermeister Oliver Schmid frustriert. Nicht nur werde die "Sonnenstadt" seit Jahren jeden Sommer zur Ausweichstrecke bei Straßenbauarbeiten: "Sie brauchen im Sommer eigentlich nicht mehr die Fenster aufmachen."

Zudem habe das für die Bundesstraße zuständige Regierungspräsidium Tübingen weder den Kreis noch die Stadt vorab über den Beginn der Umleitung informiert. Er werde daher noch "ein Briefchen ans RP schreiben", verspricht Schmid.

In Geislingen ist man über jede Entlastung froh

Um die geplagten Anwohner zu entlasten hat er kurzfristig für die Dauer der Umleitung Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt beantragt. Das wurde ihm nach einem Telefonat mit Hardy Losekamm, Leiter des Kreisverkehrsamt auch bewilligt bekommen. Zumindest nachts und "baldmöglichst" – in Geislingen ist man über jede Entlastung froh.

Die Tempobeschränkung soll nicht nur mit noch von der Straßenmeisterei aufzustellenden Schildern signalisiert, sondern auch mit einer verstärkten Geschwindigkeitsmessung durchgesetzt werden: Im August soll beispielsweise der Messanhänger des Kreises eine zeitlang an der Ortsdurchfahrt stehen und eventuelle Geschwindigkeitsüberschreitungen ahnden.

Lärmaktionsplan kommt

Bürgermeister Oliver Schmid hat die Hoffnung, dass dann abends und nachts im Ort tatsächlich langsamer und damit auch leiser gefahren wird. "Davon geht die Welt nicht unter" , hofft er auf Verständnis der Geislinger und der Durchfahrenden gleichermaßen. Die Tempo-Reduzierung ist aus seiner Sicht ein Zeichen der Solidarität mit den Anwohnern.

Zugleich blickt der Bürgermeister voraus auf die Zeit nach den Sommerferien: Im September soll der Lärmaktionsplan der Stadt auf der Tagesordnung des Gemeinderats stehen. Schon 2016 hatte ein Ingenieurbüro unter anderem eine Temporeduzierung als Mittel gegen die "Krachmacherstraße" in der Ortsdurfahrt vorgeschlagen: Von 50 auf 30 Stundenkilometer würden 2,4 Dezibel Belastung weniger bedeuten.

Tempo 30 wird deshalb auch im Herbst wieder zur Debatte stehen beziehungsweise "ein Thema sein müssen", sagt Schmid. Er sieht die Augustwochen als Versuchsphase dafür, ob und wie sich eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Verkehr in und durch Geislingen sowie die Lärm- und Abgasbelastung entlang der Ortsdurchfahrt auswirkt.