Hochbetrieb herrscht am Schlosstor zur Abholzeit. Foto: Schnurr

Übergangsdomizil, aber keine Dauerlösung. Konkreter Umzugstermin in neue Räume steht noch aus.

Geislingen - Ein halbes Jahr schon sind die Kinder des katholischen Kindergartens St. Michael Schlossbewohner. In die ungewöhnliche Bleibe während des Umbaus hatten sie und ihre Erzieherinnen sich schnell eingefunden.

Das Kindergartengebäude in der Brühlstraße 7 wird im Lauf dieses Jahr von Grund auf saniert. Während dieser Zeit sind Kinder und Erzieherinnen im Geislinger Wasserschloss untergebracht.

"Die Kinder sind gekommen und haben das Schloss in Beschlag genommen", blickt Kiga-Leiterin Daniel Hatzenbühler auf den Umzug zurück. Der begann am 7. März, gleich nach der Fasnet, und ging mit vereinten Kräften von Erzieherinnen, Eltern, Kirchengemeinderäte und Verwaltungsmitarbeitern über die Bühne.

Seit dem 25. August läuft der Betrieb in St. Michael nach der Sommerpause bereits wieder. Die neu dazugekommenen Schützlinge gewöhnen sich jetzt in ihre Gruppen ein, und der Aufenthalt in den alten Mauern beginnt Routine zu werden.

Trotzdem behalte das Schloss etwas Besonderes, sagt Hatzenbühler: "Das Flair." Vielen Besuchern gefalle es hier.

Nett sei, dass immer wieder Großeltern vorbeikämen und erzählten: "Als Kind war ich auch schon im Schloss." Zwischen 1927 und 1965 diente das Gebäude unter anderem als Schule. Ihren Enkeln können die Kinder von heute eines Tages etwas Ahnliches erzählen.

"Es ist wie zuhause ankommen", sagte eine der Kolleginnen beim Umzug. Tatsächlich lebten sich die Kinder im Schloss sehr schnell ein, wobei half, dass das Erzieherinnen-Team sie bereits im Vorfeld auf den Umzug vorbereitet hatte.

Der Schlossgraben hat sich rasch als Ersatz für den bisherigen Spielplatz etabliert. Es ist ein geschlossener Ort, den man gut auch ohne große Spielgeräte nutzen kann. Eine Rutsche, ein Sandkasten und selbst geschneiderte Zelte stehen darin. Vor allem aber fänden die Kinder ihre eigenen Möglichkeiten, berichtet Daniela Hatzenbühler, etwa den intensiv genutzten Bolzplatz: "Man muss das nur zulassen und begleiten."

Aber, ist sie sich sicher, der neue Kiga werde noch schöner: Die neue Raumstruktur ermögliche ein offeneres Konzept. Freunde und Spielpartner könnten die Kinder gruppenübergreifend finden.

Etwas offener geht es bereits im Schloss zu. So gibt es gemeinsam genutzte "Funktionsräume", einen gemeinsamen Essbereich für die Größeren oder das "Geburtstagszimmer" mit Raupe Isabella. Das erfordert von den Erzieherinnen Flexibilität.

"Das Schloss ist nur ein Übergangsdomizil, keine Dauerlösung", betont Hatzenbühler. Beispielsweise weil es zu wenige Ausweichräume für Projekte und Kleingruppenarbeit gebe. Wenn beispielsweise montags Heilpädagogin, Sprachförderung und Schach-AG da sind, werde es bereits eng.

Zudem sind die Räume im Schloss laut. Eventuell soll daher im begonnenen Kindergartenjahr noch eine Lärmdämmung kommen.

Der neuerliche Umzug, zurück in die komplett erneuerten Räume in der Brühlstraße, ist aber bereits im Hinterkopf. Beim anstehenden pädagogischen Tag soll das neue Raumkonzept für das dortige Gebäude entwickelt werden.

Dort ist künftig jeder Raum von außen zu erreichen, es gibt einen gemeinsamen Eingangsbereich für alle vier Gruppen, und die Krippe wird geeignete Sanitär- und Schlafräume haben. Außerdem, hofft die Kindergartenleiterin, werden die Zimmer viel heller und höher sein als bisher: "Wir freuen uns unwahrscheinlich auf unseren neuen Kindi", sagt Daniela Hatzenbühler.

Wenn man in den neuen Räumen angekommen ist, soll es einen Tag der offenen Tür geben. Ab wann der Umzug stattfinden wird – möglicherweise in Etappen – steht allerdings noch nicht konkret fest.

Vorerst geht es im Schloss ganz normal weiter: Zu Erntedank steht der Abschluss des Projekts "Tolle Knolle" an, dann folgen das Schutzengelfest und St. Martin. "Ob wir Weihnachten im Schloss erleben?", ist Hatzenbühler gespannt: "Das könnte interessant werden."