Alfons Koch hält eine Gedenktafel in der Hand. Sie ist ebenso in der Ausstellung zu sehen wie die Bilder vor ihm auf dem Tisch. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Stadtarchivar Alfons Koch bereitet Ausstellung "100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs" vor

Den Gefallenen ein Gesicht geben – das will Geislingens Stadtarchivar Alfons Koch mit der Ausstellung "100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs" im Geislinger Bürger- und Vereinshaus erreichen. Sie soll aber auch eine "Mahnung für den Frieden" sein.

Geislingen. Seit mehr als einem halben Jahr ist er mit den Vorbereitungen befasst. Die Idee für das Projekt kam ihm, als er beim Tag der Archive Anfang März das große Interesse der Besucher an den Bildern von Soldaten des Ersten Weltkriegs registrierte. Mit Blick auf das Ende des Weltkriegs im November vor 100 Jahren schwebte ihm vor, an alle Gefallenen zu erinnern. In Geislingen waren es 64 von den damals 300 eingezogenen Männern, "und das bei einer damaligen Einwohnerzahl von rund 1960 Einwohnern", hält Koch fest.

Doch die Umsetzung seines Vorhabens war alles andere als einfach. Zwar gibt es im Stadtarchiv ein Verzeichnis über alle Gefallenen, doch eine Ehrenchronik, die so genannte Gebetsbilder von gefallenen Soldaten enthält und die es in vielen Gemeinden gibt, war nicht zu finden, wie Koch bedauert.

Er startete daher regelmäßig Aufrufe in den drei Geislinger Stadtteilen mit der Bitte an die Bewohner, in den Haushalten nach Weltkriegs-Gegenständen zu suchen und vorbeizubringen. Während in Erlaheim und Binsdorf einiges zusammenkam, gab es in Geislingen so gut wie keine Rückmeldungen. Das änderte sich erst, als Koch von Haus zu Haus ging und sein Anliegen vorbrachte. Seither stapeln sich im Stadtarchiv Karten und Kartons, die der Stadtarchivar zusammen mit Gerhard Schmid und Willy Schreiber durchforstet hat.

In der Ausstellung werden die Besucher nun Feldpostkarten und Feldpostbriefe zu sehen bekommen, Soldaten- und Familienbilder, ein Bartputzset sowie Medaillen und Orden. Auch die Gedenktafel, die normalerweise in der TSV-Halle hängt und an die gefallenen Turner erinnert, sowie die Gedenktafel des Militärvereins – Koch fand sie auf der Bühne des Rathauses – werden ausgestellt.

Besonders stolz ist der Stadtarchivar, dass er inzwischen auch neun Bilder von Gefallenen entdeckt hat und sie zeigen kann. Dafür verbrachte er zum Beispiel seinen Urlaub im belgischen Flandern, wo viele Geislinger gefallen waren.

Er stellte auf Soldatenfriedhöfen Nachforschungen an, auch auf einem englischen, wo er den Grabstein von Karl Knaisch fand – am 14. Juni 1016 gestorben in einem englischen Lazarett.

Bei der Eröffnung der Ausstellung will Alfons Koch mit einem Vortrag die damalige Zeit wieder aufleben lassen. Er schildert auch schicksalhafte Begebenheiten wie von einem Soldaten, dessen Metallknopf an der Uniform verhindert hat, dass eine Kugel in seine Brust eingedrungen ist. Und er berichtet davon, wie ein Geislinger von seinem Vorgesetzten zurückgeschickt wurde, um dessen Rasierzeug zu holen, das dieser vergessen hatte – und nicht wieder zur Truppe gestoßen war.

Hoffen auf Unterstützung

Weil Koch und seine Mitstreiter noch gar nicht alles aufgearbeitet haben, was ihnen von den Geislingern gebracht wurde, wollen sie nach der Ausstellung weitermachen. Sie hoffen, dass noch weitere Personen zu ihnen stoßen, um ihnen bei der Sichtung zu helfen.

Der Stadtarchivar geht davon aus, dass er wie in den vergangenen Monaten auch immer wieder bei der früheren "Harmonie"-Wirtin Maria Schmid vorbeischauen wird, um unter anderem die Geislinger Verwandtschaftsverhältnisse geschildert zu bekommen.

Alfons Koch ist sich jedoch bewusst, dass die Zeit drängt. Denn: "Es wird immer schwieriger, Erinnerungsstücke von damals zu bekommen."

Die Ausstellung "100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs – Mahnung für den Frieden" in der Geislinger "Harmonie" wird am Sonntag, 18. November, um 14.30 Uhr eröffnet und dauert bis Freitag, 23. November. Zudem ist eine Begleitausstellung der Landeszentrale für politische Bildung zu sehen.

Am Volkstrauertag wird darüber hinaus im Raum für Ortsgeschichte im Binsdorfer Rathaus eine Ausstellung zum gleichen Thema gezeigt, die Andreas Schreijäg und Ortsvorsteher Hans-Jürgen Weger zusammengestellt haben. Unter anderem ist die Binsdorfer Ehrenchronik zu sehen.

Willy Schreiber bereitet in Erlaheim eine geschichtliche Ausstellung in der Kulturscheune H15 vor, in der unter anderem Exponate des Ersten Weltkriegs gezeigt werden sollen.