Referent Christoph Wiemann spricht auf Einladung von Pfarrer Johannes Hruby beim ersten Männervesper in Binsdorf. Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Christoph Wiemann zeigt beim ersten ökumenischen Männervesper Wege zum Ausgleich auf

Geislingen-Binsdorf. Wer schon einmal in einer persönlichen Schieflage gelandet ist, weiß, wie schwierig es ist, wieder auf die Beine zu kommen. Krankheit, Stress und menschliche Enttäuschungen werfen einen aus der Bahn. Da stellt sich schnell die Frage: Habe ich genug Kraft, um mich aus meiner Schieflage zu ziehen und meine Balance wieder zu finden? Beim Männervesper in Binsdorf hat Christoph Wiemann darüber gesprochen.

Viele schaffen es nicht aus eigener Kraft und benötigen Hilfe von außen. Familie und Freunde stehen oft ratlos daneben. Wollen, aber können nicht helfen. Psychische Erkrankungen nehmen stetig zu. Solange alles läuft, braucht man ja nichts zu ändern, denken viele. Dass dieser Ansatz falsch ist, bestätigte Diakon Christoph Wiemann beim Männervesper. Der Vielgereiste und Ruhelose, wie er sich selbst bezeichnet, wurde selbst im Alter von 40 Jahren ausgebremst.

Pfarrer Johannes Hruby konnte sich über ein volles Haus freuen. Bei der Premiere in Binsdorf war auch der Männergesangverein Binsdorf unter Leitung von Josef Hutt dabei und sorgte mit seinen musikalischen Weisen für einen harmonische Rahmen. Der Referent und sein männliches Publikum begaben sich gemeinsam auf die Suche nach Lösungen.

Ist der Wunsch nach einer Balance zwischen Beruf, Familie und eigenen Interessen nur eine Illusion? Die fünf Säulen des Lebens und der Mut, sich selbst Fragen zu stellen, könnten, so Wiemann, ein Schritt zur Veränderung sein. Körper und Leiblichkeit, Arbeit und Leistung, Beziehungen und soziales Netz, Heimat und materielle Sicherheit sowie Normen und Werte bestimmten das Leben, so der Diakon. Ein allgemeingültiges Rezept zur "Work-Life-Balance" gebe es aber nicht.

"Hört die Signale eures Körpers und befolgt sie, sonst rächt sich das irgendwann", appellierte Wiemann an seine Zuhörer.

Wenn der "Alltagskram" zu einer ständigen Erschöpfung führe, der Körper zum Lastesel werde, fast keine Zeit für Freunde und Familie übrig bleibe, Freiheit durch totale Abhängigkeit ersetzt werde, sei es Zeit für eine Lebensveränderung.

Um diesen Zeitpunkt und den Schritt in die richtige Richtung zu finden, bedürfe es eines persönlichen Checks, sagte Christoph Wiemann und fragte: "Wer hat in einer leistungsorientierten Gesellschaft den Mut, Schwäche zu zeigen, sich verletzlich zu machen?"

Fragen über Fragen und die Ehrlichkeit, die Antwort auch zu akzeptieren, seien kleine Schritte zur eigenen Metamorphose auf dem Weg zur inneren Balance. Um diese "Selbstfürsorge" zu forcieren bekam am Mittwochabend jeder Gast einen ganzen Fragenkatalog zu den "Säulen im Lebenshaus". Mit einem angeregten Dialog und der Erkenntnis, das Leben aus vielen Perspektiven zu beleuchten, ging der aufschlussreiche Abend zu Ende. Das nächste Männervesper findet am 19. April um 19.30 Uhr im Gasthaus zur Brücke in Geislingen statt.