Jens Birkle bereitet Nieten für die Ketten- und Lederriemen vor, mit denen die Glocken getragen werden. Fotos: Vinci Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimliche Helfer in Vereinen (18): Jens Birkle ist seit zwölf Jahren der Schellenmacher der Geislinger Zunft

Von Sarah Vinci

Geislingen. Jens Birkle ist seit zwölf Jahren der Schellenmacher der Geislinger Narrenzunft. Wer eine neue Glocke für sein Gschell braucht, ist bei dem 40-Jährigen also genau richtig.

"Ich bin der Schellenmacher aus Geislingen", sagt Birkle. Er sorgt bei der Geislinger Narrenzunft also für den richtigen Klang der Schellen, die die Häs’ von Spandalen (an einem Lederriemen) und Pelzrutschern (an einer Kette) zieren.

Vor zwölf Jahren hat der 40-Jährige diese ehrenamtliche Aufgabe übernommen. Bis 2003 hatte Zunft-Gründungsmitglied Eduard Schneider diese verantwortungsvolle Tätigkeit inne, "und danach hat er sie einfach an mich übergeben", erzählt Birkle.

Etwas handwerkliches Geschick besitzt der Geislinger offensichtlich: Obwohl er kein gelernter Handwerker ist, sondern Finanz- und Versicherungsmakler, hat er das Amt damals übernommen.

Bis zu zehn Gschelle fertigt Birkle in einem Jahr an. Pro Gschell braucht er etwa zwei Stunden. Wenn ein Vereinskollege eine neue Schelle braucht, bestellt Birkle diese bei einem Betrieb in Fischingen.

Sobald der Klangkörper geliefert ist, schmiedet der 40-Jährige die dazu gehörigen Ösen an Ketten oder Lederriemen aus und lässt das Metall verkupfern.

Ein Geislinger Gschell besteht aus 14 Glocken, die zwischen 70 und 120 Millimeter Durchmesser haben. Insgesamt wiegen sie rund sieben Kilogramm. Zum Klang lässt sich sagen: je größer die Glocke, desto tiefer der Ton.

In der Regel kommen die Aufträge an Jens Birkle entweder von Neumitgliedern oder von Hästrägern, die eine neue Kugel für ihr eigenes Gschell oder das ihrer Kinder brauchen. Einige verschenken Schellen als Weihnachtsgeschenk.

Seit 28 Jahren ist Birkle aktives Mitglied bei der Geislinger Narrenzunft. In der Fasnetszeit ist er überwiegend als Pelzrutscher anzutreffen. Auf dessen Gschell ist er besonders stolz: "Die Glocken vom Pelzrutscher hängen an einer Kette. Das ist einzigartig in der Fasnetslandschaft", betont Birkle. Ins Spandalenhäs schlüpfe er seltener.

Neben seiner Tätigkeit als Schellenmacher ist er außerdem Mitglied im Brauchtumsgremium des Narrenfreundschaftsrings Zollernalb. In dieser Funktion berät er andere Zünfte hinsichtlich der Brauchtumsgeschichte.

Er vermittelte beispielsweise die Tatsache, dass die Fasnet ihren Ursprung nicht in der heidnischen Tradition hat und damit nichts mit dem Winteraustreiben zu tun hat, sondern dass die "Fünfte Jahreszeit" ein christliches Fest und eng verbunden mit der darauf folgenden, 40-tägigen Fastenzeit als Vorbereitung auf das Osterfest ist. Außerdem achtet er als Gremiumsmitglied darauf, dass bestimmte Regeln während der Fasnet eingehalten werden, sagt Birkle.

Etwa der Respekt vor dem Häs: Er sehe es nicht gern, wenn sich Hästräger beispielsweise im Schmutz wälzten. Auch wenn er ein Auge auf die Narren hat, so will Birkle jedoch keinem den Spaß an der Fasnet nehmen. "Wir sind keine Narrenpolizei", betont er. Aber natürlich schaut er danach, dass alle seine Mitnarren auch ihr Gschell tragen.

u  Die Serie soll fortgesetzt werden. Falls es in Ihrem Verein jemanden gibt, der normalerweise nur still und fleißig im Hintergrund hilft, ohne den es aber nicht ginge, und der in einem Artikel gewürdigt werden sollte, lassen Sie es den für Geislingen zuständigen Redakteur wissen: Wolf-Ulrich Schnurr, Schwarzwälder Bote, Lokalredaktion Balingen, 07433/ 90 18 23, E-Mail redaktionba lingen@schwarzwaelder-bo te.de.

u Name: Narrenzunft Geislingen

u Gründung: 1960

u Mitglieder: 428 Hästräger

u Vorsitzender: Zunftmeister Uwe Geitlinger

u Kontakt: 0172/8 81 90 09, NZG1960@yahoo.de

u Internet: www.narrenzunft-geislingen.de