Ein Bild aus vergangenen Tagen: "Metropolis" starteten als Schülerband und gaben in den 1980er-Jahren unzählige Konzerte. Foto: Archiv Schweizer Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: Die Erlaheimer "Metropolis Revival Band" besteht aus drei Männern mit rund 100 Jahren Bühnenerfahrung

Vor 36 Jahren gingen sie in Erlaheim als "Metropolis" die ersten, kleinen Schritte einer langen Musikerkarriere. Jetzt sind Oliver Hirt und Rolf Schweizer zurück und starten gemeinsam mit Frank Leukhardt als "Metropolis Revival Band" durch.

Geislingen-Erlaheim. Der Keller eines Erlaheimer Wohnhauses ist der Proberaum für die drei Männer. Zusammen haben sie schon rund 100 Jahre Erfahrung als Musiker gesammelt. Und seit kurzem stehen sie nach langer Zeit unter dem Namen "Metropolis Revival Band" gemeinsam auf der Bühne.

Hirt und Schweizer spielten bereits in der Orffgruppe und der Musik-AG ihrer Schule miteinander. Zusammen mit dem Schlagzeuger Stefan "Stagger" Welte gründeten sie die Schülerband "Kurzschluss" und traten am Rosenmontag 1983 im Erlaheimer Gemeindehaus zum allerersten Mal auf.

Sie benannten sich bald um, nach dem Filmklassiker von Fritz Lang: "Der Name hat uns einfach gefallen", erinnert sich Schweizer. Gerade einmal 16 Jahre alt waren der Gitarrist, der Keyboarder und ihr damaliger Schlagzeuger. "Unsere Eltern mussten uns zu den ersten Auftritten fahren."

An "Metropolis" können sich die älteren Musikfans aus dem Raum Geislingen und darüber hinaus vielleicht noch erinnern: Die Band spielte anfangs Rock-Cover-Songs, später auch Stimmungs- und Tanzmusik, um bei kleinen Festen und Hochzeiten auftreten zu können. "Metropolis" sei aber in Erlaheim die erste Elektro-Rockband überhaupt gewesen, berichtet Schweizer: "Damals haben die Leute Live-Musik noch mehr wertgeschätzt."

Das sei ein wichtiger Teil der regionalen Kultur gewesen – und eigentlich noch immer. Gemeinsam zu feiern und zu singen stärke den örtlichen Gemeinschaftszusammenhalt. Leider seien die Ansprüche des Publikums an den Sound gewachsen, die Wertschätzung für richtige Musiker hingegen gesunken.

Bis 1989 war das ursprüngliche Trio zusammen, nach der Bundeswehrzeit ging die Band auseinander. Oliver Hirt tat sich mit Frank Leukhardt als "Die Eichberger" zusammen, Schweizer spielte unter anderem bei den "Eldorados".

Berufsmusiker sind sie nie geworden: Einer ist Maschinenbautechniker, einer Fließenlegermeister, einer handelt im Außendienst mit Handwerkerbedarf. Aber die Live-Musik hat sie nie logelassen – bis heute.

Der Neustart in diesem Jahr kam Schritt für Schritt: Zuerst waren die drei nur bei kleinen Festen im Freundeskreis mit Gesangseinlagen aufgetreten. Kameraden hätten gefragt: "Warum spielt ihr nicht mal wieder zusammen?" Und dann sei der Vorschlag im Raum gestanden: "Eigentlich könnten wir mal wieder proben", erinnert sich Hirt.

So kam es im Februar beim "Open Stage" in der Erlaheimer Kulturscheune zum ersten gemeinsamen Auftritt nach vielen Jahren – wenn auch noch unter anderem Namen und mit lediglich fünf Songs. Als "Metropolis Revival Band" sind sie dann beim Geislinger Stadtfest und einer Veranstaltung in Orschel-Hagen aufgetreten.

Jetzt, im Herbst, geht es Schlag auf Schlag weiter: Live-Auftritte stehen am Samstag, 5. Oktober, beim Feuerwehrfest und am Samstag, 12. Oktober, beim H15-Mostfest an, beides in Erlaheim.

Die drei Musiker sind überrascht von der Resonanz auf ihre Rückkehr und könnten auch viel mehr Auftritte spielen – die Anfragen häufen sich. Übertreiben wolle man es aber nicht, sagt Leukhardt: "Damit wir nicht die Freude verlieren, damit aus dem Spaß kein Muss wird."

"Man muss sich darauf freuen", findet auch Hirt. Lieber weniger aber dafür bessere Konzerte, laute deshalb die Devise. Man wähle genau, wohin man passe, so Leukhardt.

Die "Metropolis Revival Band" probt jeden Dienstagabend, vor Auftritten auch mals samstags. Vor den ersten Konzerten sei das nötig gewesen, um Sicherheit im Zusammenspiel zu gewinnen. Jetzt steht eher das Einüben neuer Songs im Vordergrund.

Derzeit umfasst ihr Repertoire rund 70 Lieder oder sechs Stunden Programm. Man müsse bei der Titelauswahl flexibel sein können, um sich ans Publikum anzupassen. "Die Klassiker kommen gut an", sagt Schweizer. "Auch bei den Jungen", ergänzt Leukhardt, "da kann jeder mitsingen."

Ein Grundsatz hat sich in 36 Jahren nicht geändert, beschreibt Keyboarder Hirt: "Das, was wir spielen, kommt auch heraus." Alleinunterhalter, die zu Playback von der Festplatte spielen – das sei im Grunde nur Hintergrundbeschallung. "Wenn wir Musik machen, dann alles zu 100 Prozent live", sagt Hirt.

Der "Trick" dabei sind eigene Arrangements: Bei vielen Songs gilt es "abzuspecken" und sie auf das zu reduzieren, was in der Triobesetzung möglich ist. "Du kannst aus jedem Song deinen eigenen machen", sagt Hirt. Die Bass-Linien, ohne die Pop- und Tanzmusik nicht funktioniert, spielt er beispielsweise mit der linken Hand. Trotz kleiner Besetzung ist für sie zudem guter, teils dreistimmiger Gesang "die halbe Miete".

Geändert hat sich im Vergleich zu drei Jahrzehnten vor allem manches an der Technik. Nicht nur sind die Soundanlagen viel leistungsfähiger als damals. Auch liegen statt Notenblättern heute auf den Notenständern Tablets. Nur Schlagzeuger Leukhardt ist "a bissle konservativ: Die Liedtexte drucke ich aus wie früher". Anders als einst muss die Band diese allerdings nicht mehr von Kassette oder Schallplatte heraushören, niederschreiben und kopieren – Songdatenbanken gibt es überall im Internet.

Eigene Titel haben die drei noch nicht im Programm, aber der erste, "Über Grenzen gehen" von Rolf Schweizer, ist bereits in Vorbereitung. Und Träume haben die erfahrenen Musiker auch noch: "Einmal beim Florian Silbereisen auftreten", fände Leukhardt toll. Das ist vielleicht gar nicht so abwegig: Schweizer kennt den Schlagersänger von einem Auftritt, als er dessen Gastmusiker gewesen ist.