Schließung der Werkrealschule in Geisingen schien beschlossene Sache. Das Kultusministerium hatte die Anordnung bereits erlassen. Foto: Haug

Klage der Verwaltung hat zumindest aufschiebende Wirkung. Ziel sind 16 Schüler in der fünften Klasse.

Geisingen/Immendingen - Das Schicksal der Geisinger Werkrealschule schien besiegelt. Das Kultusministerium hatte die auslaufende Schließung beschlossen, nachdem zwei Jahre hintereinander die geforderten 16 Schüler in der fünften Klasse nicht erreicht worden waren.

Die Stadt hat gegen diesen Beschluss geklagt und damit zumindest schon einmal Zeit gewonnen. Sollte es gelingen, für das kommende Schuljahr eine fünfte Klasse zu bilden, wäre sogar die Schließung wieder aufgehoben.

Die Klage der Stadt Geisingen habe aufschiebende Wirkung, bestätigt Schulamtsleiter Karlheinz Deußer dieser Zeitung. "Und wenn es Geisingen gelingt, für das Schuljahr 2017/18 wieder 16 Schüler für die fünfte Klasse zu finden, geht das ganze Spiel von vorne los." Will heißen: Die Schließung wäre vom Tisch – so lange, bis die Werkrealschule wieder zwei Jahre in Folge zu wenig Schüler in der fünften Klasse hätte.

Geisingens Bürgermeister Walter Hengstler kündigt an, gemeinsam mit den Schulleitern der Grundschulen aktiv bei den Eltern für die Geisinger Werkrealschule zu werben.

"Ich setze auf die Solidarität der Eltern." Mittelfristig sieht er gute Perspektiven für den Schulstandort Geisingen, die Kinderzahlen entwickelten sich kontinuierlich positiv. Auch habe sich das Übertrittsverhalten der Schüler wieder stärker in Richtung der Werkrealschule verändert. "Die Werkrealschule war immer besser als ihr Ruf", sagt Walter Hengstler.

Sollte es gelingen, eine fünfte Klasse zusammenzubringen, hätte sich dann auch die Klage gegen die Schließung der Schule erledigt. Noch aber läuft sie und Hengstler findet deutlich Worte in Richtung von Schulamt und Regierungspräsidium: "Wir haben gute Belege dafür, dass unsere Schule von seiten der Behörden bewusst beschädigt wurde." Dies werde in der 80-seitigen Klagebegründung detailliert nachgewiesen.

Diesen Vorwurf weist Deußer massiv zurück: "Dass jemand auch nur im entferntesten Sinne denkt, das Schulamt oder das Regierungspräsidium hätten der Schule in Geisingen absichtlich geschadet, ist blanker Unsinn". Weiter möchte er sich zu dem Konflikt nicht äußern.

Mit einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Freiburg rechnet der Bürgermeister nicht so bald: "Es handelt sich um ein Urteil mit grundsätzlicher Bedeutung, da wird sich das Gericht die nötige Zeit nehmen", ist seine Prognose.

Bis zum nächsten Schuljahr wartet noch eine weitere Baustelle auf Hengstler. Soll das Projekt Fünfte Klasse gelingen, käme es wohl auf jeden Schüler an – auch auf die aus Leipferdingen und Aulfingen, die sich bisher oft nach Blumberg orientiert haben.

Um denen den Standort Geisingen schmackhaft zu machen, wären Nachbesserungen im öffentlichen Nahverkehr von Nöten. „Es gibt noch einige Mängel im System“, räumt Hengstler ein, der ankündigt, dass die Gemeinde sämtlichen Einfluss in die Waagschale werfen werde, um da rechtzeitig Abhilfe zu schaffen.

Wenige Kilometer östlich von Geisingen wird die Entwicklung dort sehr aufmerksam beobachtet. Auf die Immendinger Werkrealschule gehen auch Schüler aus Geisingen.

"Wir müssen abwarten, ob Geisingen eine fünfte Klasse zusammenbekommt, und wie das gegebenenfalls die Schülerströme in der Raumschaft verändert", sagt Immendingens Bürgermeister Markus Hugger. Nach seiner Einschätzung würde es auf Dauer für zwei Werkrealschulen in der Raumschaft schwierig. Das lasse jedenfalls der Blick auf die Schülerzahlen der Vergangenheit vermuten.