Marliese Brauchle gibt eine Kostprobe ihrer kalligrafischen Kunst, während ihr Ehemann Manfred die vielfältigen Schreibgeräte zeigt. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Marliese Brauchle zeigt ihre kalligraphischen Werke

Gechingen (ina). Sie benötigt bei der Beschäftigung mit ihrem geliebten Hobby eine ruhige Hand, ein gutes Auge, Konzentration und sehr viel Geduld: Bereits vor zwei Jahr- zehnten hat die Gechingerin Marliese Brauchle die Kalligrafie, die Kunst des schönen Schreibens, für sich entdeckt. Im Laufe der Jahre des Umgangs mit verschiedenen historischen Schriftformen hat sie es geradezu zu künstlerischer Höchstleistung gebracht. Jetzt zeigte die Gechingerin eine Vielzahl ihrer kalligrafischen Werke im Rahmen einer Ausstellung im Heimatmuseum Appeleshof.

"Die Kalligrafie gibt mir Ruhe und ich kann beim Schreiben gut entspannen. Manchmal vergesse ich dabei völlig die Zeit", sagt die passionierte Schreibkünstlerin. Sie schreibt fast jeden Tag und freut sich dann anschließend über ihre gelungenen Werke. Brauchle praktiziert ihre Kunst nicht nur für sich. Seit zehn Jahren gibt sie auch Kurse in unterschiedlichen Schriften bei der Volkshochschule Calw. Bei ihr hat auch der Vorsitzende des Arbeitskreises Heimatgeschichte des Schwarzwaldvereins Gechingen, Norbert Jensen, bereits mehrere Kurse absolviert. Das Staunen über die Schönheit historischer Schriftarten und das meisterhafte Können der talentierten Kursleiterin brachte ihn auf die Idee, sie für eine Ausstellung ihrer Werke im Appeleshof zu gewinnen. Exakt 135 Besucher lockte die Ausstellung an. Die Betrachter kamen aus dem Staunen nicht heraus. "Unglaublich, was hier geboten wird", schwärmte etwa die Stammheimerin Annemarie Waurig. Die Exponate reichten von der Antiqua über die karolingische Minuskelschrift oder der Textura Quadrata bis hin zur Sütterlin-Schrift. Die Besucher durften der Künstlerin beim Arbeiten über die Schulter schauen.

Beim Rundgang an den vielen kunstvoll gestalteten Schriftblättern vorbei sahen die Besucher immer wieder faszinierend schön gestaltete Sinnsprüche, Gedichte, Liedverse, irische Segenssprüche, farblich gestaltete Initiale oder auch kurze Texte von Hermann Hesse und anderen Schriftstellern.

Fortbildungskurse im Kloster Kirchberg

Die 74-jährige Schreibkünstlerin erfuhr schon als Kind die Wirkung schöner Beschriftung. Ihre Mutter habe die braunen Seiten der Familien- Fotoalben schön mit weißer Tusche in Zierschrift gestaltet. Das hat bei der Tochter schon früh die Freude am Gestalten mit besonderen Schriftarten geweckt.

Als sie dann im Alter von 54 Jahren begann, sich ihrem Hobby gründlich zu widmen, besuchte sie häufig Fortbildungskurse im Kloster Kirchberg in Sulz am Neckar. Die Schriftübungen wurden immer perfekter und beflügelten die Fantasie der Künstlerin.