Ein Mann der ersten Stunde beim Verein "Pro Haiti" ist Franz Groll. Er reiste mehrfach für längere Hilfseinsätze nach Haiti. Auch nach dem verheerenden Wirbelsturm "Matthew" 2016 war es für den Gechinger (Zweiter von rechts) keine Frage, beim Wiederaufbau zu unterstützen. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Verheerendes Erdbeben auf Haiti jährt sich zum zehnten Mal / Helfer aus dem Gäu leisten wichtige Aufbauarbeit

Der Verein "Pro Haiti" gibt seit einem Vierteljahrhundert vor allem Kindern und Jugendlichen in dem Karibikstaat eine Perspektive. Hilfe zur Selbsthilfe ist an der Tagesordnung. Jede Menge Wiederaufbauarbeit wie nach dem verheerenden Erdbeben vor zehn Jahren, am 12. Januar 2010, geht auf das Konto der Helfer.

Gechingen/Aidlingen. Eines der schwersten Erdbeben der neueren Geschichte trifft damals eines der ärmsten Länder der Welt. Um 16.53 Ortszeit gerät für die Bevölkerung auf Haiti die Welt komplett aus den Fugen. Das Epizentrum liegt etwa 25 Kilometer westsüdwestlich der Hauptstadt Port-au-Prince.

Viele Orte, vor allem auch die Hauptstadt, sind nicht wiederzuerkennen. Alle großen Häuser, Kirchen, Regierungs- und Geschäftsgebäude liegen in Schutt und Asche. Nahezu die gesamte Infrastruktur ist zerstört, die Bevölkerung fortan traumatisiert. Kein geschäftiges Treiben mehr auf den Straßen, die ohnehin wenigen Läden sind geschlossen. Es ist kein einziger Händler auf der Straße zu sehen. Nicht einmal Trinkwasser gibt es zu kaufen.

Viele Straßen sind durch Trümmer blockiert, aufgerissen oder aufgeworfen. Überall viele Verletzte und Leichen. Überlebende campieren auf Plätzen oder da, wo es eben sonst möglich ist. Das ganze Ausmaß des Bebens ist erst am Tag eins nach der Naturkatastrophe zu erkennen. So beschreibt die Ärztin Anke Brügmann vom befreundeten Verein "Pwojè men kontre" aus Wolfach die Lage. Sie ist damals mit fünf weiteren Personen im Auto unterwegs in die haitianische Hauptstadt, als die Gruppe vom Erdbeben überrascht wird.

Durch viele Projekte und Aktionen hat der Verein "Pro Haiti" mit Sitz in Aidlingen seit der Gründung 1993 immer wieder Impulse für positive Veränderungen der Lebensverhältnisse in dem Karbikstaat gegeben. Franz Groll aus der Nachbargemeinde Gechingen beispielsweise, einer der Vereinsgründer, war selbst mehrere Male für Hilfseinsätze vor Ort, insbesondere nach dem schlimmen Erdbeben 2010 und 2016 nach dem Wirbelsturm "Matthew".

Obwohl es immer wieder große Hindernisse und schwere Rückschläge gibt, hat "Pro Haiti", der offiziell "Verein zur Förderung von Entwicklungsprojekten in Haiti" heißt, mit seinen Partnern vor Ort viele Veränderungen bewirkt, die die haitianische Welt wenigstens immer wieder ein Stückchen verbessert und vorangebracht haben.

Sekundarschule neu gebaut

Schwerpunkte sind der Aufbau von Schulen und Ausbildungszentren für Jugendliche, die mit einheimischen Kräften errichtet werden. 2015 und 2016 kann nach langer Vorplanung der Neubau der Sekundarschule "College Coeur de Marie" der Kongregation "Compagne de Jesu" in Léogâne begonnen werden. Pro Haiti beteiligt sich mit circa 70 000 Euro und hat als Hauptfinanzgeber das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gewinnen können. Die alte Schule war beim großen Erdbeben im Jahr 2010 völlig zerstört worden. Pro Haiti hat anschließend geholfen, eine geeignete neue Grundstücksfläche für einen Neuaufbau zu finden und zu kaufen.

Schwerpunkte der Projektförderung sind in Jérémie (Region Grand’Anse) und Léogâne (Region Port-au-Prince) die Berufsausbildung in Mechanik, Elektro-Technik, Kfz-Technik sowie die Einrichtung von Werkstätten für Kooperativen für ausgebildete Schulabgänger.

Die nach dem heftigen Beben von Groll betreuten Einrichtungen liegen 200 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Dort erreichen die Erschütterungen im Januar 2010 die Stärke zwei auf der Richter-Skala.

Zehn Jahre danach sind durch die Unterstützung zahlreicher Spender einige Projekte erfolgreich angeschlossen; unterdessen die Wunden des Bebens immer noch vielerorts zu sehen, und die Bevölkerung hat das Erlebte längst nicht vergessen.