Früher durfte bei Übungen jeder Feuerwehrmann eine Prise aus der Schnupf­tabakdose nehmen. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ausstellung mit Löschutensilien vergangener Zeiten ein Hingucker

Gechingen. Wegen der Corona-Beschränkungen ist im Gechinger Appeleshof wieder ein Hingucker im Ausstellungsbereich aufgebaut, da es immer noch nicht möglich ist, wie gewohnt zu öffnen. Aber vielleicht hat diese Art der Museumsarbeit auch ihre Vorteile – das jüngste Thema ist die Feuerwehr von einst. Der Blick wird auf Ausrüstungsgegenstände und Uniformen gelenkt, die meist nicht gezeigt werden können oder nicht zur Geltung kommen. Sonst präsentiert sich die Feuerwehr ja eher in Übungen, auch in historischen. "So attraktiv sie sind, diese Dinge gehen dabei meist unter", heißt es in einer Pressemitteilung des Arbeitskreises Heimatgeschichte.

Originalstück im Nachbarort gefunden

Zum Löschen dienten als wichtigstes Utensil ursprünglich lederne Eimer, die in einer Eimerkette von Hand zu Hand gingen. Der Arbeitskreis hat in Dachtel einen Originaleimer aus dieser Zeit aufgetrieben. Er steht auf der Fensterbank ganz am Ende, dem Museumsgarten zu, neben einem Zinkeimer. Es existiert ein Gemeinderatsprotokoll von 1655, das jeden Neubürger in Gechingen dazu verpflichtet, dem Flecken einen Ledereimer machen zu lassen, wie sie zum Feuerlöschen verwendet wurden.

Junge Männer aus dem Dorf, die aktiv ins Bürgerrecht eintraten, mussten ein "Feuereimergeld" bezahlen. Außer Ledereimern gab es schon früh "Butten". Heute kann sich niemand mehr unter dieser Bezeichnung etwas vorstellen. Es ist eine Art großer Wassereimer, die wie Rucksäcke getragen wurden und mit einem "Schapf" (Schöpfgefäß) gefüllt und zur Brandstelle getragen wurden.

Alle, die im Museum mit aufgebaut haben, empfanden viele Geräte samt Uniformen von einst als unglaublich schwer, darunter auch die Butten – kein Wunder, dass mit ihrer Führung "junge, kräftige Bürger" betraut wurden, wie es 1856 heißt. Auch die Kübelspritzen – tragbare Löschgeräte, Wasserbehälter mit eingebauter Pumpe – waren schwer. Auch davon sind zwei ausgestellt, der Feuerwehrkommandant, kenntlich am Helmbusch, steht gleich daneben. Es sind die Handfeuerlöscher von einst. Sie mussten von zwei Mann bedient werden, von denen einer pumpte, der andere die Spritze führte. Für kleine Brände und zum Nachlöschen sind sie noch heute in moderner Form im Gebrauch.

Die Gechinger Freiwillige Feuerwehr wurde 1872 gegründet, wird also bald 150 Jahre alt. Der Arbeitskreis zeigt viele Gerätschaften aus dieser Anfangszeit und davor, wie Hakenleitern oder Signalpfeifen und andere Signalgeräte. Glanzstück ist der liebevoll restaurierte Hydrophor, eine fahrbare Handdruckspritze, beim Einsatz von Pferden gezogen. Damals war es das teuerste Stück, das die Gemeinde für die Feuerwehr anschaffte. Es ist ein Schlauchwagen dabei, die Eimerkette entfiel. Gepumpt werden musste aber immer noch mit Muskelkraft. Zum Bedienen des Geräts benötigte man zwölf Wehrmänner, von denen sich jeweils sechs beim Pumpen abwechselten, und einen Spritzenführer.

Auf Eleganz wird beimHelm heute verzichtet

Auch eine ganze Anzahl Helme, wie sie früher in Gebrauch waren, lässt sich bewundern, darunter eine Pickelhaube. Ursprünglich waren die Helme außer dem Kopfschutz auch repräsentativer Bestandteil der Uniform. Heute sind sie so gestaltet, dass sie dem Träger größtmöglichen Schutz bieten, auf Eleganz wird verzichtet. Auch die Uniformen spiegeln diese Entwicklung, die beiden Wehrmänner-Attrappen stecken in den schmucken Uniformen, wie sie bis 1950 getragen wurden. Von 1974 bis circa 1990 war die Einsatzkleidung olivgrün. 1990 folgte die blaue Latzhose und orange Einsatzjacke und ab 2000 die dunkelblaue Einsatzkleidung mit gelben Reflexstreifen. Zusätzlich gibt es seit 1974 eine Ausgehuniform.

Außer dem Helm war ein anderer Bestandteil der Uniform sehr wichtig: der Gürtel. Er war so gestaltet, dass man alles anhängen oder anklammern konnte, das möglicherweise gebraucht wurde, vom Beil, wie es der Kommandant bei sich trägt, bis hin zu Trommelstöcken. Ein hochgeschätztes Utensil der Gechinger Feuerwehr war auch die Schnupftabakdose, aus der jeder der Wehrmänner bei Übungen eine Prise nehmen konnte. Auch sie erinnert an vergangene Zeiten. Man kann darüber ins Nachdenken kommen, wie sehr sich in den 150 Jahren ihres Bestehens die Feuerwehr und damit auch ihre Aufgaben gewandelt haben.