Wie man drechselt, wird den Besuchern des Gechinger Appeleshofs am Sonntag gezeigt. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Wegwerfen war früher nicht nur aus Sparsamkeit verpönt

Gechingen. Es scheint noch gar nicht so lange her zu sein, dass man in die offene Werkstatt des Dorfschmieds hineinsehen und zugucken konnte, wie glühendes Metall bearbeitet wurde. Die heute seltene Gelegenheit, Handwerksarbeit, wie sie einst in jedem Dorf gebräuchlich war, kennenzulernen, bietet sich am Sonntag, 2. Juni, beim Handwerkertag im Gechinger Heimatmuseum Appeleshof.

Historische Techniken

Man müsse dankbar dafür sein, dass es noch Menschen gebe, die sich die historischen Techniken aneignen, heißt es in einer Pressemitteilung der Arbeitskreises Heimatgeschichte. Nicht nur bei der Herstellung von Lebensmitteln war man einst möglichst autark, sondern in allen Bereichen des Alltags, vom Hausbau bis zu Möbeln oder Textilien. Eine große Rolle spielte damals auch die Nachhaltigkeit – Wartungsarbeiten, Ausbessern, Reparieren waren gefragt, Wegwerfen war nicht allein aus Sparsamkeit verpönt, sondern auch weil man bei jedem Gegenstand wusste, wie viel Zeit und handwerkliche Kunst zu seiner Herstellung erforderlich war. So wird ein Schmied, der sich seit mehr als 30 Jahren mit alten Handwerkstechniken beschäftigt und in seiner Schmiede Tür- und Torbeschläge, Nägel, Schuhabkratzer, Fenstergitter oder Ofenstangenhalter nach historischen Vorbildern herstellt, den Museumsbesuchern zeigen, wie verschiedene Haken und Nägel geschmiedet werden. Für diese Vorführung bringt er einen kleinen Amboss und eine Feldesse nach Gechingen.

Außerdem wird eine Ziehbank, auch "Ziehbock" genannt, vorgeführt. Ein Gerät, mit dem Holz bearbeitet wurde. Man sitzt darauf, das Holz ist eingespannt und kann so mit einem Zugmesser bearbeitet werden. Wagner brauchten den Ziehbock zur Herstellung von Radspeichen, aber er wurde auch benutzt für Werkzeugstiele und Beine von Stühlen oder Hockern. Am Öffnungssonntag wird die Fertigung von Holzschindeln für Dächer und Beil-Stielen gezeigt.

Scharfe Schneide

Für die alten Techniken können sich auch ganze Familien begeistern. Bernd Esslinger und seine Söhne sind zum Beispiel aktive Mitglieder im Sensenmähverein. Am Museumssonntag wird der Familienvater das kunstgerechte Sensendengeln zeigen. Die Schneidekante der Sense wird dabei durch Hämmern mit dem Dengelhammer zu einer scharfen Schneide ausgezogen – und jeder Schlag muss sitzen.

Bei weiteren Vorführungen ist zu sehen, wie aus Roggenstroh Seile zum Garbenbinden entstehen, sie waren vor den Garbenstrickle mit Klötzchen allgemein üblich. Auch ein sehr altes Handwerk zur Holzbearbeitung ist das Drechseln. Das Museum ist am Sonntag von 14 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.