Die fröhliche Party wird bei Sonnenuntergang schnell beendet. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Musical: Zuschauer völlig begeistert

Den genussvolleren Abend hatte das Publikum in der Gechinger Gemeindehalle am Samstag. Zeitgleich zum nervenaufreibenden Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Schweden gab es dort eine Aufführung, die alles bot, was Musical-Freunde lieben.

Gechingen. Große Gefühle, Humor, eine dramatische Geschichte, die sich nach und nach zum Guten fügt sowie viele Lieder und Melodien, mal melancholisch, mal peppig. Der Titel "Ende der Ewigkeit – ein Biss(chen) Musical" ließ erahnen, aus welchem erfolgreichen Musical Hits zu hören sein werden. Ort des Geschehens war jedoch nicht Transsilvanien wie im "Tanz der Vampire", sondern der Gäuflecken Gechingen, in dem die Angst umgeht.

Sonderbare Leute

Es gibt sehr komische, sonderbare Leute im Dorf, die in der Nacht in großen Gruppen durchs Dorf schleichen. Ein angesehener Wissenschaftler mietet sich ein. Er will heimlich ein Mittel testen, das diese unheimlichen Wesen wieder zu normalen Menschen macht. Nach einiger Recherche findet er den Chor TonArt, der sich im Winter abends um 8 und im Sommer nicht vor 11 Uhr, bei Einbruch der Dunkelheit, zur Probe trifft. In der Tat, es sind bissige Wesen, und sie freuen sich auf das frische Blut, als der Wissenschaftler zur Probe kommt. Zu allem Übel hat sich die Teenager-Tochter seines Vermieters in einen der untoten Sänger verliebt, den sie nachts heimlich trifft. Wissenschaftler und Tochter schmieden einen Plan zur Rettung der unglücklichen Gestalten. Das Drama spitzt sich zu, die Tochter wird von ihrem Geliebten gebissen.

Glanzvolle Unterhaltung

Doch das Mittel des Wissenschaftlers wirkt, und aus den unglücklichen Untoten, die sich nur nachts zum Singen treffen konnten, werden lebenslustige, aufgeweckte, sangesfreudige Leute.

Die Akteure von TonArt boten ihrem Publikum eine glanzvolle Unterhaltung. Einfallsreiche Kostümierungen unterstrichen die Liedvorträge. So bei der bunten Party zu Beginn zum ABBA-Titel "Mamma Mia", die bei Sonnenuntergang hastig abgebrochen wurde. Die im Dunkeln durch den Saal schleichenden Vampire machten Gänsehaut, wenn sie sich über den ein oder anderen Besucher beugten zum Titel "My Immortal".

Starke Solostimmen sorgten für begeisterten Applaus: Daniel Stolz als Wissenschaftler, der die "Wahrheit" sucht. Dann Axel Bumiller als Vater, der weiß, dass "Eine schöne Tochter" ein Segen ist, den es zu behüten gilt.

Ein Höhepunkt war zweifellos das Duett "Unstillbare Gier" von Melanie Bauer (Tochter) und ihrem Geliebten, dessen Part der Vorsitzende des Liederkranz, Tobias Schlegel, sang. Sie haben die Herzen des Publikums im Sturm erobert. Auch der ganze Chor hatte mit seinen Titeln einiges für die Ohren wie für die Augen zu bieten mit perfekter Intonierung, starkem Ausdruck und jeweils passender Mimik und Choreografie.

Sichere Hand

Die junge Chorleiterin Angela Castellani führte ihre Sängerschar mit sicherer Hand durch das anspruchsvolle Programm und zeigte, dass auch sie ein Faible für schauspielerische Einlagen hat. Köstlich die Szene, die jedem zuschauenden Chorsänger ein Dejà vu verschafft hat: Maulende Frauen und Männer, die auf den letzten Drücker ihre Stühle zur Chorprobe herbeischleppen und sich lustlos ums Einsingen drücken wollen.

Vor der Pause setzte der gemischte Chor mit zwei Medleys ein Zeichen für die Vielfalt im Liederkranz. Hartmut Becker führte seine Choristen mit Frühlingsliedern von Wien nach San Remo und über Amsterdam nach Berlin. Im zweiten Medley gab es Kostproben aus dem Nachlass des Komponisten Heinz Gietz. "Musik liegt in der Luft" oder "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" waren Titel, die dem reiferen Publikum aus den Fernsehshows im letzten Jahrhundert bekannt waren. Lautstarker Applaus belohnte die Leistung aller Akteure, die nur mit großem zeitlichen Aufwand in der Vorbereitung möglich war. Hierfür bedankte sich Vorsitzender Schlegel bei seiner Co-Vorsitzenden Bettina Schöttmer, die zusammen mit ihrer Tochter Lisa die Idee zur Geschichte hatte, das Libretto geschrieben und auch Regie geführt hat.