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Gute Miene zum bösen Spiel machen hat Tradition

In der Nacht zum ersten Mai ziehen üblicherweise Kinder und Jugendliche los, um den ein oder anderen Streich zu spielen. Das hat eine lange Tradition. In der "Maianaacht" war schon immer einiges los.

Gechingen. "Grüß Gott, du schöner Maien. Da bist du wiedrum hier..." – so beginnt ein altes Lied, das die Freude über den Beginn der schönen Jahreszeit ausdrückt. Der Monatsnamen kommt von dem römischen Gott Maius, dem Beschützer des Wachstums. Der ursprüngliche Name "Maien" für den Mai blieb im Schwäbischen weitgehend erhalten. So fliegen hierzulande die "Maiakäfer", im Wald gibt es wieder "Maiableamle" und die Nacht vom 30. April auf 1. Mai ist die "Maianaacht". Das Brauchtum in dieser Nacht versinnbildlicht einerseits die als rüpelhaft empfundenen Wetterkapriolen im April – die jungen Burschen treiben Unfug – andererseits die Frühlingsfreude durch das Setzen junger Birken als "Maien" (grüne Zweige oder Bäumchen als Schmuck).

Diebische Freude

Am Abend des 30. April brachte man stets alle beweglichen Güter in Sicherheit, sonst konnte es passieren, dass am nächsten Morgen die zum Trocknen aufgehängte Wäsche irgendwo quer über die Straße flatterte und die Bank vor dem Haus oder das ausgehängte Gartentürle sich im Geäst eines Baumes wiederfanden. Fußmatten verschwanden und ließen sich nur schwer wieder auftreiben.

Es war eine Regel, dass man gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Lautstarkes Schimpfen oder offen gezeigte Entrüstung freute die Übeltäter hingegen und steigerte ihren Einfallsreichtum. So wird berichtet, dass an einem Haus ein "ferngesteuerter" Mechanismus installiert wurde aus einer Schnur und einem daran gebundenen Stein. Die Schnur war so über die Türschnalle gezogen, dass man aus sicherem Versteck durch "Noddeln" an der Schnur mit dem Stein gegen die Haustür poltern konnte – und prompt fuhr der Hausbesitzer jedes Mal mit dem Kopf durchs Fenster, regte sich furchtbar auf, konnte aber natürlich niemanden entdecken. Es muss besser gewesen sein als Theater – und die Kerle freuten sich diebisch.

Weniger lustig fanden es die Leute, wenn die kunstvollen Holzbeigen eingeschmissen wurden – es kostet beträchtlich Mühe, sie wieder sauber aufzuschichten. Auch wenn durch "Wegle" von einem zum anderen, markiert durch Sägmehlstreuen oder mit Kalkmilch, eine heimliche oder verbotene Liebschaft aufgezeigt wurde, konnten die Betroffenen nicht mehr darüber lachen.

Einem Mädchen, das mehrere Liebhaber hatte, streute man wohl ein Wegle zum Farrenstall. Eine Auszeichnung und Ehre aber war für ein Mädchen, wenn ihm ein Birkle gesetzt wurde.

Ein junger Baum wurde in geeigneter Weise am Haus aufgerichtet und meist am "Keener" (Abflussrohr) festgebunden von einem Verehrer, der ernste Absichten hatte. Die Birken stammten aus den umliegenden Wäldern, meist aus dem "Auschluzer" (Ostelsheimer) Wald. So ein Bäumchen durfte eine Weile stehen bleiben.