Wenn es nach dem Willen des Ortschaftsrats geht, soll das alte Pfarrhaus neben der Kirche in städtischen Besitz gelangen. Foto: Herzog

Das alte katholische Pfarrhaus soll aus seinem Dornröschenschlaf erwachen, wieder genutzt werden und in städtischen Besitz übergehen.

Das eingeschossige Gebäude mit Flachdach aus dem Jahr 1973 befindet sich auf einer 1175 Quadratmeter großen Grundstücksfläche in zentraler Lage direkt neben der Kirche. Seit dem Auszug von Pfarrer Rudolf Strutzina im November 2018 stehen die Räume mit rund 150 Quadratmetern Wohnfläche leer. Deshalb hat der Kirchengemeinderat beschlossen, den Betonbunker zu verkaufen – am liebsten an die Stadt.

Marktübliche Angebote erhalten

Nach Auskunft von Ortsvorsteher Reiner Ullrich in der jüngsten Ortschaftsratssitzung hat die Kirchengemeinde bereits marktübliche Angebote erhalten. Diese seien jedoch nicht Grundlage der Verhandlungen mit der Stadt. Aufgrund der Größe und der Nähe zur Ortsmitte beisitze das Gebäude große Bedeutung. Auch deshalb, weil unmittelbar umliegende Liegenschaften der Stadt wie Ortsverwaltung, Feuerwehrgerätehaus, Kirchberghalle, Schule, Kindergarten und Gemeindezentrum öffentliche Einrichtungen darstellten und genutzt würden, schilderte der Ortsvorsteher.

Künftig mehr Raumbedarf

Im Ratsgremium bestehe nach bisherigen Beratungen Konsens, das Anwesen für künftige öffentliche und gemeinschaftliche Nutzungen zu erwerben. Beispielsweise für Vereine, VHS-Kurse, Schule und Jugend. Unstrittig sei, dass die Zahl an Senioren weiter zunehmen werde, auch durch die bald in Betrieb gehende Seniorenresidenz in der Heimbachstraße. Dies bedeute automatisch mehr Raumbedarf.

Klassischer Fall für die Innenentwicklung

Das Gebäude sei von Vertretern der Orts- und Stadtverwaltung, Ortschaftsrat und Pfarrer Christian Albrecht vor Ort besichtigt worden. Der Zustand der Immobilie sei noch recht gut und ein klassischer Fall für die Innenentwicklung, worin das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) einen Förderschwerpunkt sehe. Dadurch sei es möglich, für den Erwerb und die Weiterentwicklung des Anwesens Landesmittel zu erhalten. „Die Nennung eines Kaufpreises ist in der Sitzung weniger von Bedeutung, sondern die grundsätzliche Absicht des Ortschaftsrats. Der Bodenrichtwert für das betreffende Flurstück beträgt 125 Euro pro Quadratmeter“, gab Ullrich preis.

Viele Liegenschaften zu unterhalten

Bedenken zum Kauf hätten die Fachbereiche geäußert, weil ein konkretes Nutzungsangebot für das alte Pfarrhaus noch fehle. Des Weiteren werde befürchtet, dass der Stadt weitere Folgekosten entstünden, da sie bereits über eine große Anzahl von zu unterhaltenden Liegenschaften verfüge. Dies sei selbstredend und wolle er nicht verbergen. Das Thema sei jedoch von großem öffentlichem Interesse. „Die Frage ist, ob uns das Gebäude etwas wert ist. Ich persönlich bin dafür, die partnerschaftliche Beziehung zur Kirche zu pflegen und zu vertiefen“, bekräftigte der Ortsvorsteher.

Zur Finanzierung für den Kauf könnten Mittel aus dem aktuellen Haushalt entnommen werden, die für den Grunderwerb der Kehlenstraße eingeplant worden seien, in 2023 aber nicht mehr benötigt würden. Gegebenenfalls könnten überplanmäßige Mittel beantragt werden, so Ullrich.

Angebot soll unterbreitet werden

Wie Rat Jürgen Kaupp verriet, habe der Ortschaftsrat schon immer einen Blick darauf gerichtet, eine Immobilie im Bereich der Ortsmitte zu erwerben. Zur Meinung der Stadtverwaltung bot Kaupp an: „Der Fachbereich kann gerne mal in eine Sitzung des Ortschaftsrats kommen. Es gibt in Waldmössingen einige städtische Gebäude, die man in anderes Eigentum bringen kann“. Einstimmig fasste der Ortschaftsrat den Empfehlungsbeschluss, die Stadt möge der Kirchengemeinde ein preisliches Angebot unterbreiten.