Bild der Verwüstung: Zahlreiche Gebäude im Gazastreifen liegen in Trümmern. Foto: Omar Ishaq/dpa

Innerhalb eines Tages haben israelische Angriffe über 100 Leben gefordert. Die Armee will weiter in den Bereich von Rafah vordringen. Das UN-Nothilfebüro OCHA befürchtet noch mehr Tote.

Gaza/Tel Aviv - Bei Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde binnen 24 Stunden 107 Palästinenser getötet worden.

Mehr als 140 weitere seien in dem Zeitraum verletzt worden, teilte die Behörde mit. Damit sei die Zahl der seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober getöteten Menschen in dem Küstenstreifen auf mindestens 27.585 gestiegen. Knapp 67.000 weitere seien verletzt worden. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Besonders heftige Kämpfe toben seit Wochen im Bereich der Stadt Chan Junis im Süden des Küstenstreifens. Israel vermutet dort die Führung der islamistischen Hamas in einem unterirdischen Tunnelnetzwerk. Es gilt auch als wahrscheinlich, dass dort Geiseln von der Hamas festgehalten werden.

UN warnen vor Ausweitung der Gaza-Kämpfe nach Rafah

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hatte am Montagabend angekündigt, die Armee werde weiter in den Bereich der Stadt Rafah vordringen, die an der Grenze zu Ägypten liegt. Er hatte Kämpfer der Hamas gewarnt, dass sie bis in den letzten Winkel des Gazastreifens verfolgt würden. Das gelte auch für die wenigen Gebiete, in denen noch keine israelischen Bodentruppen im Einsatz sind. Dazu gehört Rafah. "Jeder Terrorist, der sich in Rafah versteckt, sollte wissen, dass er ebenso enden wird wie diejenigen in Chan Junis und (der Stadt) Gaza", zitierten israelische Medien den Minister.

Die Vereinten Nationen warnen vor einer Ausweitung der Kämpfe. Dort drängen sich mehr als eine Million Menschen, viele von ihnen Vertriebene, die in Zelten hausen. Nach den zahlreichen Zerstörungen in anderen Teilen des Gazastreifens und den Aufrufen Israels zur Räumung vieler Viertel habe sich die Bevölkerung in Rafah in den vier Monaten seit Ausbruch der Kämpfe verfünffacht, sagte Jens Laerke, Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA, in Genf.

"Wir als Vereinte Nationen - und UN-Mitgliedsländer - können (...) davor warnen, was im Fall einer Bodeninvasion passieren würde", sagte Laerke. "Wir können klarstellen, was im Gesetz steht: Nach dem humanitären Völkerrecht kann die wahllose Bombardierung von dicht besiedelten Gebieten ein Kriegsverbrechen darstellen."

Nach Angaben von OCHA würden bei Kämpfen in Rafah unzählige Menschen ums Leben kommen. "Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um das zu verhindern", sagte er.