Das Gäubahn-Projekt dürfe jetzt nicht zerredet werden, warnt der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel. Im Interview nimmt er Stellung.

Horb - Mit den aktuellen Erklärungen des Bundesverkehrsministeriums im Benehmen mit der Bundesbahn pro "große Lösung" für die Gäubahn sowie der eindeutigen Priorisierung für den Ausbau des Streckenabschnitts zwischen Horb und Neckarhausen ist nach Ansicht des Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel ein großer Stein ins Rollen gebracht worden.

Kaum ist bekannt, dass der Ausbau der Gäubahn zwischen Horb und Neckarhausen noch in diesem Jahr starten soll, gibt es kritische Stimmen. Was heißt das für das Gesamt-Projekt?

Die Perspektiven für die Gäubahn werden natürlich unterschiedlich beurteilt. Allerdings verstehe ich nicht, warum sofort wieder diese Art von Kritik an den Plänen aufkommt, wo wir doch mit der Entscheidung pro Gäubahn einen klaren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Ich rate dringend dazu, das Ganze nicht aus der Region heraus zu zerreden. Außerdem habe ich in meiner langen politischen Karriere die Erfahrung gemacht: Eisen schmieden, solange sie heiß sind! Da sollte jetzt kein Platz für parteipolitische Akzente und Festhalten an den Plänen der Vergangenheit sein. Wir sind heute gefragt und sollten durch positive Impulse die jetzige Konstellation stützen.

Warum brauchen wir überhaupt eine ausgebaute Gäubahn? Welchen Nutzen bringt das für unser Land?

Der Deutschland-Takt wird jetzt erstmals umgesetzt. Da muss die Gäubahn mit all ihren Vernetzungen unbedingt eingebunden werden.

Die nächste Chance kommt erst in Jahren. Wenn Deutschland endlich schneller werden soll bei der Umsetzung zukunftsgerichteter Infrastruktur, dann kann dazu die ausgebaute Verbindung zwischen Landeshauptstadt und Schweizer Grenze und von dort bis Zürich, wo es wiederum schnelle Anbindungen bis Italien gibt, einen entscheidenden Beitrag leisten. Für das alte Spielchen "Streichle ja nicht den Hund in meinem Garten", möglichst garniert mit Bedenken und dem Hochziehen von überwindbaren Problemen, darf da kein Platz sein.

Welche Kritikpunkte meinen Sie da konkret?

Warum werden beispielsweise die zusätzlichen Tunnel sofort wieder problematisiert? Wie oft höre ich sonst die Rufe nach Tunneln und Brücken. Wir sollten froh sein, dass das Projekt als wirtschaftlich bewertet wird! Für einen Böblinger dürfte es wichtiger sein, dass er künftig im Viertelstunden-Takt mit der S-Bahn zum Flughafen kommt. Aber für Fahrgäste aus Horb oder noch weiter Anreisende ist doch beim Umstieg auf die Schiene entscheidend, dass sie schneller und direkt zum Flughafen oder zum zentralen Stuttgarter Bahnhof fahren oder von dort wegkommen. Deshalb muss auch Stuttgart 21 für die Gäubahn so gut wie möglich genutzt werden. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die fachlichen Bewertungen trotz des Anwachsens von 550 Millionen Euro auf rund 2,1 Milliarden Euro im positiven Bereich liegen.

Was hat die Gäubahn mit dem Klimaschutz zu tun?

Es gibt wohl keinen Zweifel daran: Es muss dringend mehr für den Klimaschutz geschehen. Wer weniger innerdeutschen Flugverkehr, den Umstieg vom Auto auf die Schiene und den wachsenden Transportbedarf über die Bahn abwickeln will, der muss Gas für machbare Lösungen geben. Mit der Verladestation in Horb-Heiligenfeld bekommen wir ein zusätzliches Bedarfselement. Dadurch dürfte die Notwendigkeit des schnellen Ausbaus zur Erhöhung der Güterverkehrsnutzung weiter an Fahrt gewinnen und das Ganze beschleunigen.

Welchen Vorteil haben die Region und vor allem der Raum Horb vom Ausbau der Gäubahn?

Wir dürfen nicht übersehen, dass der Bahnhof Horb künftig ganz konkret als Haltestation in den Deutschland-Takt eingebunden ist. Das bedeutet für die Reisenden ab Horb schnellere und bestens getaktete Bahnverbindungen in alle Richtungen. Wenn Horb als Knotenpunkt hier seine Chance bekommt, ist das schlichtweg Zukunftspolitik für die Region.

Was sind die nächsten Schritte für den Ausbau der Gäubahn?

Wenn einmal konkret angefangen ist, geht es natürlich weiter! Nach der Methode "Steter Tropfen höhlt den Stein" wurde die Strecke Horb-Neckarhausen für den Start herausgearbeitet. Wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft, entstehen schon Wellen mit weiteren Investitionsvorhaben entlang der Strecke. Damit ist die Priorität für die Periode des jetzigen Bundesverkehrswegeplans gelungen.

Bis der nächste kommt, muss so viel passiert sein, dass der Rest einfach kommen muss, sollte noch nicht alles fertig sein. Große Taten beginnen eben mit kleinen Schritten. Wichtig ist: Die Karawane muss weiterziehen!