Gruppe A: Kroaten schießen nach 1:3 gegen Brasilien aus allen Rohren gegen japanischen Schiedsrichter.

Ein Witz! Betrug! Skandal! Sogar Verschwörungstheorien machten nach dem Elfmetergeschenk für Brasilien die Runde. Die starken Kroaten fühlten sich bei der unglücklichen 1:3 (1:1)-Pleite gegen den Gastgeber zum WM-Auftakt in São Paulo jedenfalls mächtig verschaukelt – und rechneten mit dem japanischen Schiedsrichter Yuichi Nishimura ab.

"Ich bin stinksauer. Mein Team wurde betrogen", schimpfte Trainer Niko Kovac. "Brasilien braucht keine Hilfe von den Schiedsrichtern. Wir hören besser auf und fahren nach Hause. Das Fifa-Logo ist Respekt, Respekt für beide Teams. Wir haben heute keinen erfahren."

Und so hat der Fußball-Weltverband (Fifa) bereits nach den ersten 90 WM-Minuten eine heftige Schiedsrichter-Debatte. "Der japanische Killer hat in den Rücken von Niko Kovac geschossen", schrieb die kroatische Zeitung "Novilist" am Freitag. Andere Blätter sahen "Schauspielerei", einen "geschenkten Elfmeter" und "Schiedsrichterhilfe". In englischen Blättern war sogar von einem "furchtbaren" Referee die Rede. Die französische Zeitung "Le Parisien" sah "die erste große Panne des Turniers." Ein verwunderlicher Pfiff von Nishimura war an der ganzen Aufregung schuld. In der 71. Minute ahndete der Unparteiische aus Japan einen harmlosen Zupfer von Dejan Lovren am Trikot des theatralisch zu Boden stürzenden Fred mit Strafstoß. Mit seinem zweiten Treffer verwandelte Neymar den Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:1 für den wenig überzeugenden Rekordweltmeister. Oscars 3:1 in der Nachspielzeit bedeutete die Entscheidung.

Auch Kovac’ Profis fühlten sich nach eigener 1:0-Führung durch das Eigentor von Marcelo um den verdienten Lohn einer couragierten und taktisch disziplinierten Leistung gebracht. "Der Schiedsrichter hat das erste Spiel auf dem Gewissen", wetterte der ehemalige Schalker Ivan Rakitic. "Das war lächerlich. Ich kann nicht glauben, dass ein einzelner Mensch so viele Fehler machen kann. Das ist schon ein Skandal", echauffierte sich der Wolfsburger Ivica Olic über Nishimura. Nach dem Eröffnungsspiel witzelten Spötter: Wenigstens die WM-Premiere des Freistoß-Sprays habe der Asiate problemlos abgewickelt.

Der Außenseiter fühlte sich auch bei der Gelben Karte für den überragenden Doppeltorschützen Neymar, der Real Madrids Luka Modric mit dem Ellbogen eine mitgab, ungerecht behandelt. "Das war klar Rot, aber gegen zwölf Mann kann man nicht gewinnen. Wir wurden bestohlen", erklärte Lovren.

Für die erleichterten Brasilianer schien die Angelegenheit eindeutig. Ein klarer Elfmeter, sagten Neymar und Co. unisono und versuchten, die Kontroverse einfach wegzulächeln. Hauptsache gewonnen. Der WM-Start war schwer genug. "Für mich war es ein Elfer, ich habe die Szene jetzt zehn Mal gesehen", meinte auch Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari.