Wayne Rooney sieht sich als "Teamplayer" – der allerdings auch einige Kritiker hat. Foto: dpa

England-Star Rooney hält nichts von Selbstinszenierung - und will "genießen".

Den öffentlichen Druck einer ganzen Fußball-Nation schiebt Wayne Rooney ganz schnell beiseite. Nach seinen bisherigen schmachvollen WM-Erfahrungen will Englands Stürmer mit einem ganz neuen Gefühl erstmals auf der größten Bühne glänzen.

"Ich werde es genießen", kündigte der 28-Jährige vor dem Auftakt gegen Italien am Sonntag (0 Uhr MESZ) an. "Ich habe meine letzten Turniere nie genossen. Ich werde sicherstellen, dass ich dieses Mal positive Erinnerungen mitnehme."

Immer wieder verfolgt Rooney auch im wundervoll am Fuße des Pão de Açúcar gelegenen Trainingszentrums der Three Lions diese eine Frage, jüngst vorgetragen von einer brasilianischen Reporterin: Wann schießt er endlich sein erstes WM-Tor? Doch anders als im Vorbereitungscamp in Portugal, als der Angreifer von Manchester United noch seine Sehnsucht nach dem Premieren-Erfolgserlebnis beim Weltturnier thematisierte, gibt er sich nun ganz als selbstloser Teamspieler. Er strebe nach anderen Errungenschaften als beispielsweise Portugals Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Er sei kein Spieler, der individuelle Auszeichnungen für sein Selbstverständnis brauche, betonte Rooney. "So wie Cristiano Ronaldo, er muss das haben und man bewundert ihn dafür. Mir geht es mehr darum, als Team zu gewinnen. Du kannst sehen wie er ist. Er will... seine Momente."

Diese besonderen Augenblicke waren Rooney bislang bei einer WM nie vergönnt. 2006 wurde seine Vorbereitung durch einen Fußbruch behindert, beim Viertelfinal-Aus gegen Portugal musste er mit Rot vom Platz. Anschließend war es mit Ronaldo, damals noch Rooneys Teamkollege bei United zum Streit gekommen, weil dieser den Platzverweis eingefordert hatte. Und vor vier Jahren konnte Rooney als Folge von Knöchelschmerzen ebenfalls nicht mit vollen Kräften agieren. Nun fühle er sich nach überwundenen Leistenproblemen "großartig, besser als seit Jahren. Ich bin bereit für das Turnier."

Doch die Dauer-Debatte in der Fußball-Welt, welchen Stellenwert Rooney für das Team von Trainer Roy Hodgson genießen sollte, verstummt auch kurz vor Turnier-Beginn nicht: Von Englands Legende Bobby Charlton ("Er hat das gewisse Etwas"), über ManUnited-Ikone Paul Scholes ("England kann sich nicht auf Rooney verlassen") bis zum großen Pelé ("Ich würde ihn gerne in meiner Mannschaft haben") äußerten sich Branchen-Granden.

Auch wenn selbst seine Rolle in Englands Offensive entweder zentral hinter Daniel Sturridge oder als Außenangreifer noch nicht klar ist – es soll alles anders werden als zuvor. So setze ihn im Vergleich zu Südafrika vor vier Jahren auch die zeitliche Trennung von seiner Ehefrau Coleen und Sohn Kai nicht mehr so zu. "Das Härteste war das letzte Mal, dass ich meine Familie vermisst habe", sagte Rooney. "Natürlich vermisse ich sie, aber ich habe gelernt, damit umzugehen."

Den Erwartungsdruck seiner Liebsten kann er jedoch nicht abstreifen: Familie Rooney hat sich für den weiteren Turnierverlauf angekündigt – wie lange sie ihr Oberhaupt anfeuern kann, hängt in besonderem Maße auch von Englands Nummer Zehn ab.