25 Jahre alt und Vorsitzender eines Landesligisten: Dominik Veitinger (rechts) mit U23-Coach Mario Kovacevic. Foto: VfL Nagold

Landesliga: Vorstand Dominik Veitinger ist froh über Verlängerungen mit Redzepagic und Kovacevic. Mit Interview

Zuerst die Vertragsverlängerung mit Landesliga-Trainer Armin Redzepagic, dann mit U23-Coach Mario Kovacevic: Der VfL Nagold hat in den vergangenen Tagen wichtige Weichen gestellt. Dominik Veitinger (25), Vorsitzender des VfL Nagold für Öffentlichkeitsarbeit, erklärt im Interview, was er an den beiden Fußballtrainern schätzt, für wie realistisch er die Rückkehr in die Verbandsliga hält und ob genau wie er mehr junge Menschen Verantwortung in einem Verein übernehmen sollten.

Herr Veitinger, der VfL Nagold hat in den vergangenen Tagen die Verträge mit gleich zwei Trainern verlängert. Gab es Zweifel, dass unterschrieben wird?

Nein. Wir hatten ein sehr offenes Gespräch mit Armin Redzepagic während einem Hallenturnier. Wir haben dabei gesagt, was man besser machen könnte und wo es aus unserer Sicht noch klemmt. Er war da sehr, sehr offen in dem Gespräch. Er hatte natürlich auch seine Punkte, zum Beispiel wünscht er sich eine Physio-Betreuung nach dem Spiel. Wir hatten keine Zweifel, mit ihm zu verlängern. Er hatte sich noch etwas Bedenkzeit erbeten, aber dann auch schnell zugesagt und sich gefreut. Weil wenn man das jetzt zum Beispiel mit Sindelfingen vergleicht, die haben halt eine zweite Mannschaft, die nur in der Kreisliga B spielt, und auch die Jugend spielt nur in der Bezirksstaffel. Das ist in Nagold schon super, da spielen wir mit fast allen Mannschaften auf Verbandsebene, haben eine U23 in der Bezirksliga, wobei die da noch viel weiter oben mitspielen könnte, und eine Landesliga-Mannschaft, die spätestens nächstes Jahr um die Meisterschaft mitspielt. Beim Mario Kovacevic gingen die Verhandlungen noch schneller. Er hat gleich im ersten Gespräch gesagt, dass er weitermacht. Er hat zwar auch zwei, drei Punkte, freut sich aber auf jeden Fall auf sein zweites Jahr. Das Gespräch war nach einer halben Stunde beendet.

Der VfL Nagold kassierte vergangene Saison in der Verbandsliga nur acht Niederlagen und stieg am Ende trotzdem ab. Da muss eine Menge Frust bei Verein und Trainer geherrscht haben. Stand zu einem Zeitpunkt zur Debatte, die Zusammenarbeit aufgrund des Abstiegs zu beenden?

Nein, nie. Wir haben ja gewusst, dass wir viele junge Spieler im Kader haben, und wissen auch, wie schwierig die Verbandsliga ist. Das soll nicht heißen, dass wir absteigen wollten, aber wir sind ja nicht mit 15 Punkten Rückstand abgestiegen, so dass man hätte sagen können: Da funktioniert es nicht. Wir hatten auch keine Signale von der Mannschaft bekommen, dass es nicht funktionieren würde.

War es schwer, die Mannschaft nach dem Abstieg wieder aufzupäppeln, gerade weil der Abstieg so knapp war?

Nach der verlorenen Relegation waren schon viele Spieler niedergeschlagen. Es war damals schon ein Zugpferd, dass Niklas Schäuffele unabhängig von der Liga zugesagt hatte. Wir wussten auch, dass wir mit Fabian Mücke und Marc Bühler Abgänge haben werden, die einfach mal etwas Neues entdecken wollten. Wir wussten, dass wir Spieler aus der Jugend heraus bekommen. Ein Punkt, den wir uns als Vorstand ankreiden lassen müssen, ist vielleicht der Ali Karsli, weil wir da nicht so genau geschaut haben. Der hatte 36 Tore in der Bezirksliga geschossen, schlug aber leider nicht ein. Ich denke trotzdem, dass es nicht schwierig war, die Mannschaft aufzupäppeln, weil relativ schnell die Zusagen für die jetzige Saison hatten. Uns war es wichtig, den Stamm zu halten. Man sieht ja auch, dass wir jetzt nicht schlecht dastehen. Es hätte auch anders laufen können.

Welche Spieler stechen für Sie in dieser Saison besonders heraus?

Ich denke, dass sich Lysander Skoda noch einmal ein ganzes Stück entwickelt hat. Er spielt auf der Sechs gut, spielt als Innenverteidiger gut. Auch Burak Tastan hat sich – zusammengenommen mit der vergangenen Saison – brutal weiterentwickelt. Er war im Sommer fast schon weg, hatte ein Angebot vom Türkischen SV Herrenberg, aber wir haben noch einmal mit ihm geredet. Jetzt ist er der beste Linksverteidiger der ganzen Liga. Und über Valtentin Asch brauchen wir nicht reden, über Niklas Schäuffele auch nicht. Auch Daniel Leding, Walter Vegelin und die ganzen Jungen drumherum entwickeln sich gut weiter. Heinrich Vegelin hat für mich ebenfalls einen brutalen Sprung gemacht, auch wenn er derzeit leider krank ist.

Momentan steht der VfL Nagold auf dem dritten Tabellenplatz mit nur drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Holzhausen. Bleibt das Aufstiegsrennen bis zum letzten Spieltag offen?

Unter die ersten Drei zu kommen war immer unser Ziel. Wir haben gesagt, dass wir im ersten Jahr nicht unbedingt aufsteigen müssen, weil ja auch wieder viele junge Spieler drin haben. Das ist unser Umbruch-Jahr und nächstes Jahr wollen wir auf jeden Fall wieder angreifen. Wenn wir dann auch noch zwei, drei gute Neuzugänge bekommen, ist der Aufstieg das Ziel – und uns dann in der Verbandsliga etablieren. Ich glaube, dass es in dieser Saison tatsächlich bis zum Schluss spannend bleibt. Böblingen ist ja auch wieder ein bisschen herangekommen.

Gehört der VfL Nagold für Sie gefühlt in die Verbandsliga oder ist er doch eher ein typischer Landesligist?

In die Verbandsliga. Bei Nagold gegen Gärtringen oder Zimmern hat man einfach mal 300, 400 Zuschauer. Natürlich, nach Hofherrnweiler oder Hollenbach gehen dafür nicht so viele mit. Trotzdem ist die Verbandsliga cooler. Gerade solche Spiele wie das Pokalspiel gegen Reutlingen haben gezeigt, dass die Mannschaft intakt ist und gut funktioniert. Darum gehört der VfL Nagold für mich in die Verbandsliga und muss da auch hin.

Eine Etage weiter unten in der Bezirksliga läuft es beim VfL Nagold II derzeit so gut wie schon lange nicht mehr. Welchen Anteil daran hat Mario Kovacevic?

Viel! Er gibt der Mannschaft viel weiter, erklärt ihr alles ganz detailliert und steuert die Mannschaft von der Seitenlinie aus genau richtig. Ich sitze ab und zu mit in den Besprechungen und sehe, wie er das mit den Video-Analysen macht. Da hat er auch mal was vom FC Barcelona dabei. Er macht gute Arbeit, spricht viel mit den Spielern und erklärt das so, dass man das versteht. Die Mannschaft nimmt das auch an. Die ganze Kommunikation mit erster Mannschaft, zweiter Mannschaft und A-Jugend klappt sehr gut. Darum hatten wir bei der zweiten Mannschaft auch die beste Hinrunde seit langer Zeit mit 22 Punkten.

Womit das Soll erfüllt ist, oder?

Wir wollen schon in Richtung 40 Punkte und uns irgendwo zwischen Platz fünf und acht positionieren. Aber wenn man sich mal die ersten Spiele anschaut, wie wir zum Beispiel in Nufringen verlieren, könnten wir locker acht bis zehn Punkte mehr haben und hätten jetzt wirklich gar keine Probleme. Dann müssten Sie fragen, ob der VfL Nagold II in die Landesliga gehört. Wir versuchen jetzt, eine gute Rückrunde zu spielen und weniger Gegentore zu kassieren.

Wie wichtig ist die zweite Mannschaft für das Landesliga-Team?

Sehr wichtig. Die zweite Mannschaft ist ein gutes Sprungbrett für die jungen Spieler. Andersherum ist sie wichtig, wenn jemand mal in der ersten Mannschaft nicht so zum Zug kommt oder lange verletzt war, kann er dort Spielpraxis sammelt. Auch kann man Spieler von A-Jugend schon mal in die zweite Mannschaft hochschieben. Da komme ich noch mal auf das Beispiel mit dem VfL Sindelfingen zurück: Unsere zweite Mannschaft spielt in der Bezirksliga und das ist für die Spieler eine ganz andere Motivation. Die Zweite ist sehr wichtig, um unsere jungen Talente zu halten.

Apropos jung: Sie sind 25 Jahre alt und senken damit den Altersschnitt im Vorstand des VfL Nagold erheblich. Ist es schwierig, sich gegen die älteren Vorstandskollegen durchzusetzen?

Nein, absolut nicht. Es geht ja nicht um durchsetzen, sondern wollen Lösungen finden, die für jeden passen. Natürlich gibt es auch mal Diskussionsbedarf, aber das artet nicht aus. Die Zusammenarbeit funktioniert super, auch mit der Jugendleitung. Mir macht die Arbeit im Vorstand sehr viel Spaß und hoffentlich werde ich im Mai wiedergewählt.

Müssen junge Menschen – gerade mit Blick auf den demografischen Wandel – generell mehr Verantwortung in Vereinen übernehmen?

Ja. Wenn ich bei uns zum Beispiel den Hans Bachmann sehe, der wirklich alles rund ums Stadion macht – der hört jetzt aus gesundheitlichen Gründen auf. Das ist schon schwierig, da wieder jemanden zu finden. Wir brauchen wirklich mehr Leute, egal in welchem Bereich – ob Berichte von den Jugendspielen schreiben, Rote grillen oder beim Weihnachtsmarkt helfen. Da ist es gerade wichtig, junge Leute zu finden, weil die älteren sind halt mal gesundheitlich angeschlagen oder der Lebensparntner wird krank. Natürlich kann das auch in jungen Jahren passieren, aber so junge Leute wie ich, die nicht gebunden sind, sollten schon mehr Verantwortung übernehmen.

Wie kann man sie dafür motivieren?

Ich kenne das zum Beispiel aus einem anderen Verein, dass da jemand ein freiwilliges soziales Jahr gemacht hat. Auch wenn man bei uns Schiedsrichter wird, hat man gewisse Vorteile. Motivieren ist in der heutigen Zeit aber immer schwierig. Eigentlich müsste man mal so einen Image-Film machen, damit die Leute wissen, wie so ein Verein funktioniert und was man schon mit wenig Unterstützung beitragen kann. Der VfL Nagold müsste noch ein bisschen präsenter sein und seine Stärken besser herausstellen.  

Die Fragen stellte Tim Geideck.