Bis die Fußballer (hier des VfB Bösingen) wieder Tore und Erfolge bejubeln können, dürften noch Monate vergehen. Foto: Neff

Fußball: Viele sehen Beendigung als die fairste Lösung. Verschärfter Abstieg gefällt nicht unbedingt.

Besiegelt ist es noch nicht, doch das Saisonende der unteren Fußball-Ligen steht unmittelbar bevor. Am 20. Juni wird die Entscheidung fallen.

Nachdem sich nun das Präsidium der drei baden-württembergischen Fußballverbände, darunter auch der Württembergische Fußballverband (WFV), nach langem Schweigen am 12. Mai mit großer Wahrscheinlichkeit für einen Abbruch der Saison 2019/2020 mit Wertung, ausgesprochen hat, soll nun beim Verbandstag am 20. Juni endgültig entscheiden werden, ob am 30. Juni tatsächlich Schluss ist.

Doch schon jetzt haben sich die Verantwortlichen von der Oberliga bis zur Kreisliga C mehr oder weniger damit abgefunden. Wir haben bei einigen Vereinen aus dem Bezirk Schwarzwald nachgefragt, was sie vom Beschluss halten, die Punkterunde abzubrechen und die Saison zum 30. Juni zu beenden, darüber hinaus die jeweils beste Mannschaft einer Liga aufsteigen zu lassen und auf Absteiger zu verzichten.

Beim Landesligisten VfB Bösingen hat man beim WFV ein Statement abgegeben und den Saisonabbruch befürwortet. "Ich denke das ist die einigermaßen fairste Lösung mit den wenigsten Verlierern", sagt VfB-Trainer Peter Leopold. Beim Thema verschärfter Abstieg, der nach den Plänen des WFV für die kommende Spielzeit bis zu acht Absteiger vorsieht, hätten die VfB-Verantwortlichen einen anderen Vorschlag. Denn ohne Absteiger wird die Landesliga von 17 auf 20 Mannschaften anwachsen – vier über der Sollstärke, die schon 2019/20 um ein Team überschritten wurde.

Um wieder auf 16 Mannschaften zu kommen, müssten am Ende der nächsten Saison womöglich acht Vereine absteigen. "Das müsste so geregelt werden, dass der verschärfte Abstieg für mehrere Spielzeiten gilt, dass man erst von 20 auf 18 und dann auf 16 verringert", so Leopold. Keine Option war beim VfB Bösingen die Fortsetzung der Saison im September. "Das hätte keinen Sinn ergeben", fügt der Coach an.

Egal welche Lösung sich am 20. Juni durchsetzt, für den VfB Bösingen steht fest, dass er auch in der nächsten Saison mit seinen Mannschaften in der Landes- und Bezirksliga, sowie in der Kreisliga A antreten wird. Die Planungen laufen trotz Corona-Pause auf Hochtouren. Erstmals wurde am vergangenen Freitag wieder in Kleingruppen trainiert, aber das ersetzt das Mannschaftstraining nicht wirklich. "Es ist zumindest ein kleiner Ausgleich, denn die Jungs sind heiß nach dem Ball", stellte Peter Leopold fest. Im personellen Bereich steht inzwischen fest, dass die Mannschaften fast unverändert in die kommende Saison gehen werden. 

Trossingen steigt in Landesliga auf

Trotz der Corona-Vollbremsung darf sich die SpVgg Trossingen voraussichtlich über die erfolgreichste Saison seit vielen Jahren freuen. Trossingen steigt in die Landesliga auf. Das Saisonziel ist damit erreicht, wenn auch anders als geplant. "Wir hätten den Aufstieg gerne auf normalem Wege erreicht und waren auch auf dem besten Weg dorthin. Aber Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Pandemie ist auch noch nicht vorbei", sagt Trossingens Trainer Andreas Probst und fügt an: "Meine Mannschaft hat bis zum Abbruch eine überzeugende Runde gespielt und ist dafür belohnt worden. Wir alle freuen uns sehr, dass dieses schon so lange angestrebte Ziel nun endlich erreicht ist. Noch kann niemand mit Sicherheit sagen, wann und in welchem Rahmen die kommende Saison starten wird."

Der Coach der SpVgg betont jedoch: "Unsere Fans können sicher sein, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten gut vorbereitet sein werden, um in der neuen Liga eine gute Rolle zu spielen. Wir werden sicherlich noch einen Zeitpunkt finden, an dem wir den Aufstieg gebührend feiern werden – toll wäre es wenn wir nach der kommenden Saison den Klassenerhalt feiern könnten", blickt Andy Probst schon voraus. 

Die "Roten" des SC Wellendingen freuen sich auf eine weitere Saison in der Bezirksliga. Der Sport-Club zählt sicher auch zu den Gewinnern des vermutlichen Saisonabbruchs, obgleich die Mannschaft mit 14 Punkten auf Tabellenplatz 12, auf einem Nichtabstiegsplatz stand. "Unterm Strich ist diese Saison trotz aller Widrigkeiten als Erfolg zu bewerten", sagt Rainer Haller, der Spielausschussvorsitzende des SC Wellendingen. Und er weiß wovon er spricht, denn nach dem 9. Spieltag war der Sportclub mit nur einem Punkt Schlusslicht. Danach lief es besser und gegen den direkten Rivalen um den Klassenerhalt, den SV Renquishausen, konnte die Mannschaft dann im laufenden Jahr noch ein Spiel absolvieren, gewann mit 4:2.

"Da ging ein Ruck durch die Mannschaft, die vor allem wieder als solche auftrat. Das war schon ein Fingerzeig", betont Haller. Danach kam Corona, "eine ungewöhnliche Situation, weil eine völlig unbekannte", musste Haller und der gesamte Verein mit den immer wieder neuen Verordnungen umgehen. Im Hinblick auf den Saisonabbruch rechnet der SC-Funktionär mit Diskussionen, insbesondere von Teams die sich in der Tabelle benachteiligt fühlen. "Doch ich sehe auch, dass es keine Lösung gibt, die alle komplett zufrieden stellen kann", sagt Haller.

Auch beim VfL Mühlheim, der das rettende Ufer sportlich erreicht hatte, hält man die Lösung den Besten aufsteigen zu lassen und auf Absteiger zu verzichten, für akzeptabel. "Wirtschaftlich ist die Planung für die kommende Saison zurzeit nur bedingt möglich, aber so hat man wenigstens sportlich Klarheit", sagt Maik Schutzbach, Spielertrainer des VfL Mühlheim. Kopfzerbrechen bereitet Schutzbach, wenn in der Landesliga Staffel 3, 20 Mannschaften an den Start gehen.

"Das sind 38 Spieltage plus vielleicht noch Spiele im Pokal“", rechnet Schutzbach vor. "Wenn tatsächlich im September gestartet werden kann, wären das 45 Spiele in 42 Wochen – die Winterpause noch nicht einberechnet. Das halte ich für sehr schwierig. Zumal die Spieler alle berufstätig sind und unter der Woche, bei den vielen Abendspieltagen öfter mal aus verschiedenen Gründen nicht dabei sein können. Das könnte zu einer Wettbewerbsverzerrung führen", gibt der Ex-Profi zu bedenken.

Neuer Co-Spielertrainer beim VfL Mühlheim

Seine Spieler freuen sich nun aber erst einmal, dass sie wieder am Ball sein können. Wenn auch unter Einhaltung aller Auflagen (nur fünf Mann auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern, kein Duschen). Schutzbach hofft aber, dass man bis Ende Juli mit der richtigen Vorbereitung für die neue Saison starten kann. Dabei steht ihm mit Andreas Komfort ein neuer Co-Spielertrainer zur Verfügung, da der bisherige Co., Kai Stelter kürzer treten will.

Michael Banholzer, Trainer des A-Ligisten SG Böhringen/Dietingen und aller Voraussicht nach Aufsteiger in die Bezirksliga, begrüßt den WFV-Vorschlag, die Runde zum 30. Juni abzubrechen.

"Es war ja abzusehen, dass in diesem Halbjahr nicht mehr gespielt werden kann und eine Fortsetzung erst im zweiten Halbjahr möglich wäre – aber wäre das sinnvoll?" Die Wertung der Punkterunde und das Aufstiegsrecht für den Tabellenersten hält Banholzer für richtig. Er gibt allerdings zu Bedenken, dass ohne Absteiger in der kommenden Spielzeit, der Terminkalender schon eine große Herausforderung für die Vereine darstellt.

Grundsätzlich sagt der zweifache Familienvater, dass zu einem sportlich fairen Wettkampf Aufstieg und Abstieg gehören - doch eine Entscheidung muss nun mal getroffen werden. Das Ziel der SG, den "Betriebsunfall" Abstieg aus der Bezirksliga in der vergangenen Saison zu beheben, ist dem akribisch arbeitenden Coach so gut wie gelungen. "Die Feier werden wir auf jeden Fall nachholen, wenn es die gesamtgesellschaftlichen Umstände wieder erlauben. Versprochen."