Arbeitsplatzwechsel für Reiner Scheu: von der Bank auf die Tribüne. Foto: Morat

Fußball: Ehemaliger Trainer des FC Bad Dürrheim hat viel Freude am Scouting für die TSG Balingen.

Weg von der Trainerbank – rauf auf die Tribüne zum Beobachten, Analysieren und Schreiben. Der Villinger Fußball-Lehrer Reiner Scheu hat seit August einen neuen Job und fühlt sich total wohl dabei. Der 63-Jährige beobachtet für den Regionalliga-Aufsteiger TSG Balingen dessen Liga-Gegner – wenn diese beim SC Freiburg oder beim VfB Stuttgart II gastieren.

Sechs Seiten Aufschrift sind nach 90 Minuten die Regel. Die kleinsten Details notiert Reiner Scheu für seinen Freund, Trainerkollegen und früheren Schützling Ralf Volkwein, dem Coach der TSG Balingen.

Es geht nicht nur um das Defensivverhalten des kommenden Gegners der Balinger, sondern um viel mehr. "Welche Struktur hat das Offensivspiel? Wie sehen die Standards aus? Welche Spieler ragen heraus? Wie wird das Pressing betrieben? Und, und... Sieben Mal war er bereits für die TSG unterwegs. Viele Beobachtungen sollen noch dazukommen.

Sonntags verfasst Reiner Scheu die Analyse per Computer. Spätestens montags liegen die Scouting-Ergebnisse Ralf Volkwein vor.

Wie das neue Arbeitsgebiet von Reiner Scheu entstand? "Ich hatte dem Ralf im Frühjahr zur Oberliga-Meisterschaft gratuliert, dann kamen wir beim Thema Scouting in ein intensives Gespräch." Bei der TSG Balingen war die Gegnerbeobachtung bis dahin längst nicht so ausgeprägt. Durch Reiner Scheu wurde diese nun professionell.

Wenn der Villinger Pädagoge über sein neues Arbeitsgebiet berichet, ist seine Begeisterung sofort herauszuhören. "Es passt toll. Ich schaue gerne guten Fußball. Dazu ist nun der ganze Druck weg, den ich als Trainer all die Jahre hatte." Scheu hatte bei all seinen Stationen die Messlatte auch für sich selbst hoch angelegt. Nicht überraschend ist deshalb von ihm zu hören, "dass ich viele unruhige Nächte hatte. Heute bin ich wieder viel ausgeglichener"

Dies bedeutet aber nicht, dass Reiner Scheu doch nicht eines Tages noch einmal als Coach zurückkehrt. Auch wenn ihm der aktuelle Job so viel Freude bereitet.