Die SC-Spieler bedanken sich bei den Fans für die Unterstützung im Abstiegskampf. Foto: Eibner

Bundesliga: SC Freiburg schafft Klassenerhalt nach problembeladener Saison. Gerüchte um Christian Streich.

Als Schiedsrichter Bastian Dankert am Samstag um 17.20 Uhr im ausverkauften Schwarzwald-Stadion pünktlich abpfiff, gab es bei den Freiburgern kein Halten mehr. Coach Christian Streich rannte auf den Platz und umarmte jeden seiner Spieler, Präsident Fritz Keller hatte Freudentränen in den Augen, und Chefscout Klemens Hartenbach griff sich auf dem Platz mehrmals fassungslos an den Kopf und herzte jeden, der ihm über den Weg lief. Urlaubsbeginn beim Sportclub statt nerviger Relegation gegen Kiel. Der hart erarbeitete 2:0-Heimsieg gegen Augsburg (Tore: Nicolas Höfler/49. und Tim Kleindienst/65.) beschert den Breisgauern kein Nachsitzen mehr.

Alkoholische Kaltgetränke waren allerdings nach Spielschluss auf dem Rasen nicht vorbereitet, "denn wir wussten ja wirklich nicht, wie das hier alles heute ausgeht", argumentierte SC-Torjäger Nils Petersen. Aber überraschend waren dafür schwarze Shirts mit der Aufschrift "SChaffer – Mir sin noch debii" rasch ausgepackt. Die Freiburger Mannschaft wurde von den Zuschauern frenetisch gefeiert. Die Spieler standen nicht nur auf dem Zaun vor der Nordtribüne, sondern bald mittendrin im Fanblock. Christian Streich ebenfalls. Es waren symbolische Bilder.

Wie die Freiburger Anhänger und die Mannschaft auch in sehr schwierigen Phasen dieser Saison zusammenhielten, so SC-Spieler Christian Günter, "das war außergewöhnlich". Die Fans hatte auch Streich wieder als den wichtigen zwölften Mann in diesem "Endspiel" gesehen. "Sie haben einfach ein sehr gutes Gefühl, für das, was möglich ist und was nicht. Und wenn wir in die Relegation hätten müssen, dann wären sie vielleicht kurz geschockt gewesen, aber es wäre kein böses Wort gefallen." Der Freiburger Trainer ist "sehr erleichtert", dass die wochenlange Nervenschlacht nun vorbei ist. "Es war wahnsinnig extrem. Wir haben viele, viele Niederschläge in dieser Saison hinnehmen müssen, aber die Jungs haben immer den Kopf oben behalten."

Ein großes Verletzungspech ("dies war für uns so, als wenn bei Bayern Lewandowski, Müller, Ribéry, Boateng und Robben gleichzeitig ausfallen" – Christian Günter), das ganze Theater bei diversen Video-Entscheidungen und eine in diesem Spieljahr nicht geglückte Transferpolitik – in Freiburg wird es nach diesem Rettungsfest noch einiges zu analysieren geben, warum es sportlich diesen so langwierigen Tanz auf der Rasierklinge gab.

An diese Aufarbeitung wollte Nils Petersen aber am Samstag noch nicht denken. Der Klassenerhalt und seine 15 Tore sind für ihn Grund genug, "diese Saison für immer in guter Erinnerung zu behalten. Diesen Tag sollten wir deshalb auch einrahmen".

Abschiedsliste könnte länger werden

Mit Julian Schuster (Karriereende), Marc-Oliver Kempf (VfB Stuttgart), Torhüter Rafal Gikiewicz, Patric Klandt, Bartosz Kapustka (von Leicester City nur ausgeliehen), Karim Guéde und Gaetan Bussmann wurden nach dem Saisonfinale sieben Spieler verabschiedet – Gerüchte in Freiburg besagen aber, dass es dabei nicht bleiben wird.

Seit der momentan ausgebrannt wirkende Christan Streich bei den Vorkommnissen auf Schalke auch die Ohnmacht seines Berufs so richtig kennenlernte, soll er nach sechs Jahren auch über einen Abschied nachdenken. Christian Günter steht wohl bei den Schalkern auf der Wunschliste, und das Interesse von englischen Klubs an Caglar Söyüncü ist ja nicht so neu.

Die Vermutungen über einen Rückzug des Trainers sieht Präsident Fritz Keller aber tiefenentspannt. "Der SC Freiburg ist Christan Streich – und Christian Streich ist der SC Freiburg."