Bei einem Saisonabbruch mit Quotientenregelung fehlen der SG Heinstetten/Hartheim/Unterdigisheim nur 0,04 Punkte zum Aufstieg in die Landesliga. Der Vizemeister darf nicht hoch. Foto: Kara

Fußball: Bei Zweitplatzierten der Ligen in Zollern regt sich Widerstand gegen Regelung bei Saisonabbruch.

Nachdem sich die Regionalliga Südwest zu einem vorzeitigen Saisonabbruch aufgrund der Coronavirus-Pandemie entschieden hat, rückt auch in den baden-württembergischen Ligen dieses Szenario immer näher. Doch bei einigen Vereinen regt sich Widerstand.

Keine Relegation

In einer gemeinsamen Erklärung hatten der Württembergische Fußballverband (WFV) sowie der Südbadische Fußballverband (SBFV) und der Badische Fußballverband (BFV) dafür plädiert, die Saison zum 30. Juni abzubrechen. Die direkten Aufsteiger sollen über eine Quotientenregelung ermittelt werden – dabei werden die Punkte durch die Anzahl der bestrittenen Spiele geteilt und so der Quotient errechnet. Absteiger soll es keine geben; ebenso wenig eine Aufstiegs- und Abstiegsrelegation.

594 Klubs nehmen Stellung

Über diesen Vorschlag entscheiden die Delegierten der drei Verbände auf außerordentlichen Verbandstagen am 20. Juni. Als Alternative gilt die Fortsetzung des Spielbetriebs zum 1. September. Doch laut dem WFV, der seinen Vereinen eine Woche die Möglichkeit gab, sich zu diesem möglichen Szenario in einer Stellungnahme zu äußern, wovon auch 594 Klubs Gebrauch machten, spricht sich eine Mehrzahl der Vereine für einen vorzeitigen Saisonabbruch aus.

Kritik regt sich

Aber es gibt auch Vereine, die sich gegen die Quotientenregelung aussprechen: die möglichen Zweitplatzierten und die Klubs, die durch diese Regelung noch von Platz eins verdrängt würden. Zu diesen zählen auch einige Vereine aus dem Fußballbezirk Zollern.

Kein sportlich fairer Wettkampf

So hätte bei einem Saisonabbruch in der Bezirksliga Zollern der SV Rangendingen (2,29 Punkte) mit 0,04 Zählern gegenüber der SG Heinstetten/Hartheim/Unterdigisheim (2,25) die Nase vorn und würde in die Landesliga aufsteigen, während die Spielgemeinschaft in der Bezirksliga bleiben müsste. SG-Trainer Mario Lenhart sieht bei dieser möglichen Regelung "fundamentale Aspekte der Sportlichkeit mit Füßen getreten". Denn zu einem sportlich fairen Wettkampf gehörten Aufstieg und Abstieg.

Die Verbände begründen den Verzicht auf Absteiger und die Relegation damit, "dass ein Abstieg nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich schwerer wiegt, als ein Nichtabstieg."

Diese Formulierung ist für Uwe Vieth, den Abteilungsleiter der Fußballer des TSV Frommern, – die Gelb-Schwarzen wären bei einem Saisonabbruch in der Kreisliga A1 mit 2,25 Punkten Vizemeister hinter den Sportfreunden Bitz (2,46) – so nicht akzeptabel. "Leider zeigt dieser Satz genau die nicht mehr zu vertretende Kommerzialisierung im Fußball, nicht nur im Profifußball. Tatsächlich ist es in der Realität für uns kleine Vereine genau anders herum: Ein Aufstieg ist die einzige Chance, jahrelang selbst ausgebildete Talente im Verein zu halten – anstatt für eine viel zu kleine Entschädigung an Vereine, die sich nur mit Geldspritzen in der höheren Klasse halten können, abgeben zu müssen. Wir sind uns sicher, dass diese Entwicklung auch vom WFV gestoppt werden will. Nicht nur deshalb ist ein Aufstieg immer wichtiger als ein Abstieg", macht Vieth deutlich.

"Auch sind einige Vereine ab und an froh, abzusteigen – aber es gibt keinen Verein, der mit Wehmut aufsteigt", sagt Vieth. Den wichtigsten Teil der Rechtsordnung mache die Chancengleichheit und Gleichberechtigung aller Vereine aus. "Man kann sich darüber streiten, ob die Quotienten-Regelung fairer ist als eine Wertung nach der Hinserie, aber eine Regelung ist wichtig bei einem Saisonabbruch. Wenn es Aufsteiger gibt, muss es auch Absteiger geben – alles andere steht einer Chancengleichheit und Gleichbehandlung aller Vereine im Wege", gibt der TSV-Funktionär zu Bedenken und führt weiter an: "Wenn Relegationsteilnehmer auf Abstiegsplätzen nicht absteigen müssen, dann müssen Relegationsteilnehmer auf Aufstiegsplätzen auch aufsteigen – das vom WFV vorgeschlagene Modell widerspricht aber genau diesem Prinzip der Chancengleichheit und Gleichbehandlung aller Vereine."

Noch dicker käme es bei einem Saisonabbruch für die SG Weildorf/Bittelbronn. Die Kicker aus den Haigerlocher Teilgemeinden führen in der Kreisliga A2 zwar das Tableau an und bringen es auf einen Quotienten von 2,46. Der Zweite SV Heiligenzimmern hat aber nur drei Zähler weniger auf dem Konto und zwei Spiele weniger absolviert und würde so mit 2,61 Punkten an der SG vorbeiziehen. Ebenso erginge es in der Kreisliga B1 der SpVgg Truchtelfingen, die zwar Erster ist, mit 2,45 Zählern aber gegenüber dem Zweiten Türkspor Winterlingen (2,60) das Nachsehen hätte.

In den anderen beiden B-Ligen im Bezirk Zollern würde es keine Verschiebungen geben. der TSV Frommern II (3,00) bliebe Erster vor der SG Haigerloch/Trillfingen II/Bad Imnau (2,25) und würde ebenso aufsteigen wie in der Kreisliga B3 der FC Schmiden, der mit 2,81 Zählern die Tabelle vor dem Zweitplatzierten TSV Stein (2,30) anführt.