Lautstark: die Fankurve des SSC Tübingen. Foto: Geideck

Landesliga: Hinrunden-Bilanz der SG Ahldorf/Mühlen. Durchwachsen, aber optimistisch.

Ihre ganz persönliche Griechenland-Krise erlebte die SG Ahldorf/Mühlen beim SSC Tübingen: Mit 0:5 ging die Hug-Elf bei der Landesliga-Mannschaft der Stunde baden, bei der wieder einmal die beiden Helenen-Bomber Markos Chatziliadis und Dimitrios Katsaras aufdrehten. Allein drei Treffer gingen auf das Konto von Chatziliadis, das nun 17 Saisontore aufweist. Für den SSC Tübingen war es der sechste Sieg in Folge.

Gelungenes Debüt

Personell pfiff die SG Ahldorf/Mühlen in der Universitätsstadt aus dem letzten Loch. Zusätzlich zu den Langzeitverletzten musste Trainer Andreas Hug kurzfristig auf Marcel Schmollinger verzichten. Zudem fielen Kai Sieb, Sven Saile und Thomas Müller gesperrt aus. Konsequenz: Auf der Ersatzbank nahmen mit Johannes Kessler und Domenic Pichler auch zwei A-Junioren Platz, die beide zum Einsatz kamen.

Unverhofft kam Kessler ab der 43. Minute zu seinem Landesliga-Debüt, da Michael Thomas verletzt ausgewechselt werden musste. Verdacht: Muskelfaserriss. "Ich war der einzige Verteidiger auf Bank. Da blieben nicht mehr viele Optionen", kommentierte der Debütant seine Einwechslung nüchtern, sagte aber über seine ersten 47 Landesliga-Minuten: "Trotz der Niederlage war es ein gutes Gefühl. Ich habe mein Bestes gegeben."

Trainer Andreas Hug war jedenfalls zufrieden mit der Leistung des großgewachsenen 18-Jährigen mit Gardemaß: "Er hat seine Sache überraschend gut gemacht. Er wird für uns ein wertvoller Spieler werden. Ich hoffe, dass er weiter Gas gibt. Vorerst hat bei ihm aber die A-Jugend Vorrang."

So ganz ohne den eigenen Nachwuchs wird Hug allerdings wohl weiterhin nicht auskommen, denn neben Michael Thomas schied in Tübingen ein weiterer Spieler verletzt aus: In der 78. Minute musste Pascal Trick mit Knieproblemen ausgewechselt werden.

Lehrgeld in Hinrunde gezahlt

Mit der Partie in Tübingen endete zugleich die Hinrunde in der Landesliga. Dort steht die SG Ahldorf/Mühlen auf Platz 14 mit 13 Punkten. Hug sagt: "Dass es schwer wird, war klar. Aber wenn wir die Sache von Anfang an anders angegangen wären, hätten wir den ein oder anderen Punkt mehr." Der SG-Trainer spricht damit unter anderem das Defensivverhalten bei Standardsituationen an, bei denen man sich gerade zu Saisonbeginn viele Gegentreffer eingefangen hat. Auch wünsche er sich von seinen Spielern, mehr Initiative auf dem Feld zu ergreifen. "Mehr den Ball fordern", sagt Hug, "mir ist es auch lieber, dass dann mal jemand einen Fehler macht."

Die Hinrunde würde der SG-Trainer mit "Lehrgeld bezahlt" überschreiben, betont aber auch: Mit Ausnahme der Spiele gegen Holzhausen, Pfullingen und jetzt den SSC Tübingen habe man in allen Partien "die Möglichkeit gehabt, das Spiel anders zu gestalten. Das stimmt mich positiv. Wir können mithalten, wenn alles passt."

Nicht ausschließen will Hug, in der Winterpause auf dem Transfermarkt zuzuschlagen. "Vielleicht können wir den ein oder anderen dazu holen", meint der SG-Trainer. Erste Gespräche habe es schon gegeben, allerdings sei es immer schwierig, jemanden in der Winter- statt in der Sommerpause zu verpflichten.

Oberligareife Stimmung

Verbandsligareif war das, was der SSC Tübingen stellenweise gegen die SG Ahldorf/Mühlen auf dem Platz zeigte. Fast schon oberligareif hingegen, was rund um das Spielfeld passierte: Die sangesfreudigen SSC-Fans machten auch gegen die Hug-Elf ihrem guten Ruf alle Ehre. Mit schwenkenden Fahnen und lautstarken Gesängen sorgen sie Woche für Woche für besondere Farbtupfer im Landesliga-Alltag.

Doch nicht nur in puncto Fans hebt sich der SSC Tübingen von der Konkurrenz ab, denn der Verein positioniert sich klar gegen Rassismus. So weist bereits am Eingang ein großes Schild alle Zuschauer darauf hin, dass gerade Flüchtlinge auf der Sportanlage auf dem Holderfeld herzlich willkommen seien, für Nazis und Rassisten hier hingegen kein Platz sei. Und auch das nicht alltäglich: Der SSC besitzt eine eigene Vereinshymne, die vor dem Anpfiff über die Lautsprecher eingespielt wird. "Unser Slogan lautet ja auch: Mehr als nur ein Verein", sagt SSC-Trainer Jonathan Annel stolz.