Als eine eingeschworene Einheit präsentiert sich der SV Seedorf. Unter den Spielertrainer Tobias Bea und Tobias Heizmann gelang ein nahezu perfekter Start in die Landesliga 3. Ungeschlagen steht der SVS aktuell auf Rang zwei. Foto: Rudolf

Fußball: SV Seedorf gelingt nahezu perfekter Einstand in Landesliga 3 / Als einziges Team noch ungeschlagen

Dem SV Seedorf ist gelungen, was sich jede Mannschaft, jeder Trainer wünscht: Ein optimaler Start in die Fußballsaison 2021/22. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erzählen die Spielertrainer Tobias Heizmann und Tobias Bea über die positive wie erfreuliche Entwicklung des SVS.

Der Blick auf die Tabelle der Landesliga 3 – sorgt für ein Schmunzeln bei den Trainern oder eher für Verwunderung?

Wir denken ein Schmunzeln trifft es besser. Verwunderung würde für uns bedeuten, dass unser Tabellenstand nur auf Glück basiert und nicht verdient wäre.

Knapp ein Fünftel der Saison ist gespielt. Der SV Seedorf steht auf Platz zwei, ist als einzige Mannschaft sogar ungeschlagen. Gerade nach der langen Unterbrechung durch den Lockdown, konnte damit gerechnet werden, dass es so perfekt läuft?

Natürlich konnten wir mit solch einem Saisonstart nicht rechnen, schon gar nicht nach dem Lockdown und der langen Pause. Wenn man solche Ergebnisse erzielt, müssen Faktoren wie zum Beispiel Urlaubssituation, keine verletze Spieler, Fitness etc. einfach stimmen.

Was hat der SV Seedorf, was haben die Trainer, in der Vorbereitungszeit besser gemacht, als die Konkurrenz?

Können wir nicht beurteilen, da wir im Detail nicht wissen was die anderen Mannschaften gemacht haben. Für uns war es nur wichtig, nicht zu früh mit der Vorbereitung zu beginnen, da die Saison mit 38 Spielen sehr sehr lang ist.

Oder liegt es an der Lockerheit, dass man in Seedorf sich nicht einem unbedingten "Erfolgsdruck" ausliefert?

Fast alle Mannschaften in unserer Liga haben einen enormen Druck. Zwei Drittel der Liga spielt bei 6 plus 1 Absteigern gegen den Abstieg und dann gibt es noch zwei bis drei Teams, die aufsteigen wollen. Der SV Seedorf gehört zu ersterem, daher war es sehr wichtig einen guten Start hinzulegen, um nicht dauerhaften Abstiegsdruck verspüren zu müssen.

Gegenüber den ersten zwei Spielzeiten in der Landesliga fällt schon auf, dass der SV Seedorf in der Abwehr aktuell sehr stabil ist. Ist das der entscheidende Faktor für den Erfolg?

Wir denken nicht, dass unser momentaner Erfolg ausschließlich auf der Abwehr basiert. Die vielen jungen Spieler sind älter, reifer, cleverer und erfahrener geworden. Wir arbeiten im Verbund besser zusammen, was zur Folge hat, dass wir mehr Torchancen kreieren und besser verteidigen. Zudem sind wir momentan mit unserer Spielweise sehr flexibel und können uns gut auf unsere Gegner einstellen.

Die Trainer betonen immer wieder, dass die Mannschaft in dieser Saison gereift ist. Diesen Entwicklungsprozess muss man als Spieler auch wollen. Ziehen somit alle bedingungslos mit, oder muss man dem ein oder anderen bisschen auf die Sprünge helfen?

Bei uns ist es Grundvoraussetzung, dass alle Spieler mitziehen. Anders können wir in der Landesliga nicht bestehen.

Es fällt schon auf, wie alle in der Mannschaft bis zum Abpfiff alles geben. Eine besondere Tugend beim SV Seedorf?

Wir sind kein Team welches mit 80 Prozent Leistung Spiele gewinnen kann. Dafür fehlt uns die Qualität! Jeder von uns weiß, ein Sieg ist nur dann möglich, wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen und das bis zum Abpfiff. Die Grundtugenden sind daher bei uns unabdingbar!

Selbst die Spieler, die von der Bank kommen, fügen sich in ihre Rollen. Ein Indiz, dass die Mannschaft auch menschlich intakt ist, es von den Charakteren harmoniert?

Derzeit können wir uns glücklich schätzen, dass uns ein sehr großer und ausgeglichener Kader zur Verfügung steht. Wir können Spielern eine Pause geben welche gerade angeschlagen sind… dann springt einfach der nächste ein. Jeder erhält mehr oder weniger seine Spielzeiten. Wir wissen aber auch, dass sich die Situation sehr schnell wieder ändern kann.

Harmonie und eine Intakte Mannschaft ist auch mit eine Grundvoraussetzung, um Erfolg haben zu können. Da wir keinen Star in der Mannschaft haben und niemand eine Sonderbehandlung braucht, passt das derzeit sehr gut.

Knapp ein Fünftel der Saison ist gespielt. Entschieden ist noch lange nichts. Der SV Seedorf will sich in der Landesliga etablieren. Kann man sagen, dass die Weichen nach dem nahezu perfekten Start dafür gestellt sind?

Wir sind natürlich glücklich mit unserem Saisonstart, aber wir wissen auch wie schnell es wieder in die andere Richtung gehen kann. Noch vor dem Lockdown und eine Saison zuvor haben wir acht Spiele in Folge nicht gewonnen, deshalb ist auch ein Stückweit Demut angesagt. Die Weichen für den Klassenerhalt sind gestellt, allerdings sind noch 30 Spiele zu spielen und da kann bekanntlich viel passieren.

Tabellenplatz zwei sieht optisch sehr gut aus. Naturgemäß haben die Trainer eine andere, realistischere, Sicht auf die Dinge. Dies bedeutet: der SV Seedorf hat derzeit zehn Punkte vor dem ersten direkten Abstiegsplatz auf dem Konto. Also eine trügerische Situation, von der man sich nicht blenden lassen darf?

18 Punkte aus acht Spielen kommt nicht von ungefähr. Wir denken, wir haben bisher vieles richtig gemacht. Dennoch bei 6 puls 1 Absteigern wird noch so viel passieren, deshalb versuchen wir den Abstand zu halten oder zu vergrößern, damit wir auch bei einer Schwächephase nicht direkt in den Abstiegskampf hineinkommen. Unser Ziel wird so lange der Nichtabstieg bleiben bis wir es erreicht haben!

Am Sonntag kommt der VfL Nagold nach Seedorf, ein ambitionierter Anwärter in Sachen Meisterschaft. Allerdings hinkt der VfL seinen Erwartungen hinterher. Somit die Chance für den SV Seedorf, erstmals gegen den Top-Favoriten zu punkten? Schließlich liegt der größere Druck auf Seiten des VfL Nagold.

Der Druck liegt definitiv beim VfL Nagold. Dessen Saisonziel ist der Aufstieg. Wir hingegen können befreit aufspielen. Sollte der VfL nicht gewinnen, dann könnte YB Reutlingen bis auf weiteres mal weg sein. Wir wollen irgendwann einen Top-Favoriten ärgern und ein Spiel gewinnen. Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein. Nagold ist auf jeden Fall der Favorit, dennoch rechnen wir uns Außenseiterchancen aus.

n Die Fragen stelle Jürgen Schleeh