Ein Derby das elektrisiert. Foto: Thomas Fritsch

Bezirksliga: Derbys zwischen Gündringen und Vollmaringen elektrisieren Fans aus dem Gäu.

Nicht die Regel ist im Fußball, dass zwei Stadtrivalen, zumal in der selben Spielklasse beheimatet, bei aller sportlichen Rivalität ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. Dass dies aber durchaus geht, zeigt der Umgang der Nagolder Fußballvereine aus Gündringen und Vollmaringen.

Dabei war das beileibe nicht immer so. In den 60er Jahren, als es noch zwei Zähler für einen Sieg und eine C-Klasse gab, Vereine wie Eckenweiler, Bittelbronn und Grünmettstetten eigenständig waren, ging es – wie in Lokalderbys oft üblich – recht eklig zur Sache. Da kramte zum Beispiel Vollmaringens jetziger Abteilungsleiter Daniel Alber im Archiv und fand einen Derbybericht, in dem sich der damalige Gündringer Vorstand Alois Geiger beklagte, dass seine Spieler immer gelegt würden, Tätlichkeiten an der Tagesordnung seien und der Durchsager respektive Berichterstatter seiner Meinung nach keine Ahnung gehabt hätte.

Ortsschild wird nach Sieg mal eben mit "Derbysieger" überklebt

Das ist mittlerweile 55 Jahre her, und am Verhältnis der beiden nur drei Kilometer voneinander entfernten Ortsnachbarn hat sich Grundlegendes geändert. So sind die beiden jungen Abteilungsleiter Daniel Alber und Dominik Löffler miteinander befreundet, und Alber ist mit einigen seiner Kumpels sogar öfter beim Stammtisch im Gündringer Sportheim oder im Mohren zu Gast. Früher hätte er dafür in Vollmaringen wohl Einreiseverbot erhalten.

Sportlich war der SV Gündringen seinem Lokalrivalen in den letzten Jahren meist einen Tick voraus, aber laut Alber habe man sich in Gündringen erkundet und Strukturen übernommen, um voranzukommen. Und das hat gut geklappt: Beide Vereine sind aktuell in der Bezirksliga Nördlicher Schwarzwald vertreten und der SV Vollmaringen hat derzeit sogar einige Zähler mehr auf dem Konto als der Nachbar.

Das Aufeinandertreffen beider Teams mobilisiert immer wieder die Fans beider Vereine, in großer Anzahl. Beide Spiele dieser Saison gewann übrigens jeweils der Gast. So siegte die Steblau-Truppe in Vollmaringen mit 4:3, während diese auf Gündringens Höhen mit 2:0 siegreich blieb. Da wird dann schon mal das Ortsschild mit "Derbysieger" überklebt oder es hängt ein Transparent mit dem selben Inhalt an einer Eisenbahnbrücke.

Aber auch Aktionen etwa wie die, als ein Spiel der beiden Vereine witterungsbedingt ausfiel, entschied man mit Verlängerung am Stammtisch. Laut Gerüchten waren dabei die Vollmaringer Teilnehmer klar überlegen. Auch legendär: Als beide im Pokalhalbfinale scheiterten, deklarierte man das folgende Punktspiel kurzerhand zum Spiel um den dritten Pokalplatz um.

Beide Vereine kämpfen sportlich um Vormacht im Nagolder Süden

So zeigt es sich, dass beide Vereine sportlich durchaus ambitioniert um die Vormacht im Nagolder Süden kämpfen – und jede Derbyniederlage ganz natürlich mit Frotzeleien garniert wird. Aber wie das beispielhafte Verhältnis der beiden Abteilungsleiter Daniel Alber und Dominik Löffler untereinander aufzeigt, ist – wenn auch nicht immer alltäglich – trotzdem ein faires, bisweilen sogar ein freundschaftliches Miteinander möglich.