Frauenfußball: Karriereende von Luzia Burgbacher nicht in Sicht / Deutschlands älteste Torhüterin

(hor). 2020 ist ein besonderes Fußballjahr in Deutschland – nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Der DFB feiert "50 Jahre Frauenfußball". Mittendrin ist hierbei eine Spielerin aus dem Bezirk Schwarzwald, die fast die kompletten fünf Jahrzehnte bis heute aktiv ist: Luzia Burgbacher aus Furtwangen – Verbandsliga-Torfrau des FV Marbach.

Große deutsche Tageszeitungen, Fernsehteams, Radiostationen und nicht zuletzt das Internet-Portal des DFB – es gibt in den letzten fünf Jahren nichts an Medien in der Republik, die nicht schon auf Luzia Burgbacher aufmerksam geworden sind. Zu Recht: Am 17. Dezember 2020 wird sie 62 Jahre alt. Damit ist sie die älteste aktive Stammtorhüterin in Deutschland.

62 und immer noch aktiv zwischen den Pfosten? Diese Frage bekommt sie immer wieder gestellt – mit dem Zusatz: Wie geht dies überhaupt? Ihre bescheidene Antwort ist einfach wie plausibel: "Mein Körper macht dies mit. Ich bin fit, gesund, habe über 40 Jahre kaum Verletzungen gehabt und ganz wichtig ist, dass ich immer noch Spaß habe."

Aktuell bremst sie die Coronakrise mit ihrem Team des FV Marbach wie all die anderen Vereine aus. "Es ist schade. Ich hoffe, dass wir bald wieder trainieren dürfen. Vor allem für Kinder und Jugendliche wäre es wichtig – nicht nur körperlich, sondern für die Seele. Die wollen toben, sich bewegen, spielen, raus an die frische Luft."

Luzia Burgbacher blickt zurück auf ihre fußballerischen Anfänge: "1972 habe ich mit 14 Jahren mit dem Fußball begonnen. Das Niveau in der Anfangszeit war nicht mit dem von heute zu vergleichen. Frauenfußball war früher schon noch ein Gekicke ohne System. Doch über die Jahrzehnte entwickelte er sich jedoch Stück für Stück technisch und taktisch sehr weiter. Es kamen immer bessere Trainer dazu, die den Frauenfußball vorantreiben. Gute Trainer stehen für die Entwicklung der Spielerinnen", so die Furtwangerin.

Sie begann beim FC 07 Furtwangen. In der Saison 1976/77 wurde Luzia Burgbacher in die südbadische Frauen-Auswahl berufen. "Es war eine tolle Zeit, doch bald sagten mir die Auswahltrainer, dass ich höherklassig spielen müsse." 1978 wechselte sie deshalb zum FV Donaueschingen. In die Bundesliga oder in die Nationalelf reichte es für sie aber nicht. Dies, aus einem klar kommunizierten Grund: "Man sagte mir, dass ich mit 1,64 Meter als Torfrau zu klein wäre." 1986 zog sie weiter zum SV Titisee in die Oberliga, kehrte acht Jahre später zum FV Donaueschingen zurück und hielt von 1998 bis 2000 bei den Grüninger Damen.

Hatte Burgbacher schon mehrfach ihren Abschied angekündigt und wurde mit Geschenkkörben und Lobeshymnen bedacht, sprang sie doch wieder bald ein, wenn irgendwo eine gute Torhüterin gebraucht wurde.

2002 lernte sie zum ersten Mal Holger Rohde, den heutigen Trainer der Marbacher Verbandsliga-Damen, kennen. "Mir war schnell bewusst, dass sie schon länger Fußball spielt, als ich auf der Welt bin. Dies stellt etwas ganz Besonderes dar. Luzia ist menschlich ein Vorbild, ehrgeizig, diszipliniert, pünktlich und zuverlässig", schätzt Rohde seine Torfrau in vielerlei Hinsicht sehr. 2016 wechselte Luzia Burgbacher mit 58 Jahren vom SV Titisee dann zum FV Marbach. "Anfangs war ich hier nur als Torwart-Trainerin vorgesehen." Doch 2018 stand sie dann plötzlich wieder fest zwischen den Pfosten.

"Es machte mir Spaß, zu sehen, wie sich unsere junge Mannschaft damals in der Landesliga entwickelte." Der Aufstieg in die Verbandsliga war für sie ein weiteres schönes Erlebnis ihrer Karriere.

Im Vorjahr drehte ein SWR-Fernsehteam einen längeren Beitrag über sie, zudem folgte eine Einladung nach Berlin zum Bürgerfest von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Ein Ende ihrer Laufbahn ist nicht in Sicht. "Langweilig wird mir ohnehin nicht“, ist sie multi-sportiv als mehrfache deutsche Meisterin im Rasenkraftsport unterwegs und wanderte seit dem Beginn der Pandemie quer durch ganz Baden-Württemberg.