Spielführer Benedikt Haibt feiert am Mittwoch die 1:0-Führung gegen Spielberg. Am Ende hieß es 2:1 für die Villinger. Nun wollen die Nullachter bei Spitzenreiter Reutlingen den vierten Sieg in Serie einfahren. Foto: Marc Eich

Oberliga: Villinger möchten neuen Tabellenführer aus Reutlingen ärgern.

SSV Reutlingen – FC 08 Villingen (Samstag, 14 Uhr). Dem FC Villingen steht zum Ende der "englischen Woche" am Samstag beim SSV Reutlingen ein echtes Topduell bevor.

Die Achalmstädter haben am Mittwoch durch einen 1:0-Erfolg in Ravensburg die Tabellenspitze übernommen. Sie profitierten bei ihrem vierten Sieg in Folge auch davon, dass die Partie der Bahlinger gegen Pforzheim aus terminlichen Gründen verlegt wurde. "Da erwartet uns bestimmt eine Spitzenmannschaft. Wir fahren aber ohne Druck nach Reutlingen – und haben dort nichts zu verlieren", betont 08-Coach Jago Maric. Drei Punkte trennen derzeit beide Mannschaften. Der Villinger Trainer sieht den Spitzenreiter in der Favoritenrolle. "Reutlingen muss uns aber erst einmal schlagen. Wir werden mutig auftreten", kündigt er an. Wichtig sei zudem die Regeneration nach dem Mittwochspiel.

SSV-Coach Teo Rus hat in Ravensburg mit Marcel Avdic, Raphael Schneider und dem Ex-Nullachter Cristian Gilés, der bereits fünf Treffer erzielt hat, seine Offensivabteilung geschont. Dennoch reichte es zum Sieg. Maric erwartet Gilés am Samstag gegen seinen ehemaligen Club besonders motiviert. "Er wird sicherlich ein Tor erzielen wollen. Doch da werden wir uns dagegenstemmen." Der 08-Coach findet es positiv, dass es für den spanischen Angreifer in Reutlingen so gut läuft. "Wir haben ihm hier in Villingen das Tor zum deutschen Fußball aufgemacht und ihm geholfen, sich zu etablieren. Es freut mich, wenn wir vielen Menschen weiterhelfen können", erklärt Maric. Man habe Gilés ja auch nicht wegen mangelnder Qualität gehen lassen.

Etwas geärgert hatte sich der Villinger Trainer am Mittwoch nach dem 2:1-Sieg gegen Spielberg über die Anspruchshaltung im Frieden- grund. "Wir spielen eine überragende erste Halbzeit und trotzdem zieht man hier Gesichter. Das kann ich nicht verstehen." Vor allem auch deshalb nicht, weil man nach einer guten Saison 2017/18 die Erwartungshaltung so hochgeschraubt habe, obwohl es in den Jahren zuvor überhaupt nicht so gut gelaufen sei. "Wir haben qualitativ gute und teure Spieler verloren – und machen es jetzt mit vielen jungen Spielern sehr gut", so der 08-Coach. Maric ist traurig, dass man dies in Villingen nicht sehen würde.

Dieser hätte vor Saisonbeginn für so einen Start, wie er jetzt gelungen ist, sofort unterschrieben. Immerhin landete sein Team gegen Spielberg den dritten Sieg in Folge und ist Vierter.

Was die Aufstellung für die Partie in Reutlingen betrifft, will sich Maric noch Gedanken machen. Er hat voraussichtlich erneut seinen kompletten Kader zur Verfügung. "Wir werden uns nicht verstecken", verspricht er.

Dies weiß auch Teo Rus. "Villingen ist eine sehr spielstarke Mannschaft. Das wird für die Zuschauer eine attraktive Partie, weil auch wir nach vorne spielen", denkt der SSV-Coach. Dieser erwartet also "ein Spiel auf Augenhöhe". Bei diesem wird Marco Di Biccari nach seiner Ampelkarte in Ravensburg fehlen. "Sonst sieht es personell gut aus", wird Rus auch gegen Villingen wieder die Rotationsmaschine anwerfen. So wird Cristian Gilés wohl in der Startelf stehen. "Cristian hatte sich die Pause in Ravensburg aufgrund seiner starken Leistung – gerade in der Defensive – beim 4:0 gegen Freiberg verdient. Er wird gegen seinen Ex-Verein wohl besonders motiviert sein", vermutet der SSV-Trainer.

Übrigens – Giuseppe Ricciardi, der Sportliche Leiter, hofft am Samstag auf 1000 bis 1500 Zuschauer.

Info: Der Gegner

SSV Reutlingen

(me). Die Fußball-Abteilung des am 9. Mai 1905 als FC Arminia gegründeten Sport- und Schwimmvereins Reutlingen hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Seit 2011 sind die Fußballer ein selbstständiger Verein. Nach dem erstmaligen Aufstieg in die 2. Bundesliga (1975/76) folgte ein Auf und Ab zwischen 2. Bundesliga, Regionalliga und Oberliga. Dies wurde von hohen Schulden und Negativschlagzeilen begleitet. Im März 2010 befreite sich der SSV über eine Insolvenz, die den Zwangsabstieg in die Oberliga bedeutete, von Verbindlichkeiten in Höhe von 2,67 Millionen Euro. Gekennzeichnet waren die vergangenen Jahre durch die Überraschung gegen den Karlsruher SC (3:1) in der ersten Runde des DFB-Pokals 2015/16 (2. Runde: 0:4 gegen Braunschweig) – und vielen Trainerwechseln. Daran konnte auch das Engagement von Ex-Profi Maurizio Gaudino (Mai 2015 bis Mai 2016) als Sportlicher Leiter nichts ändern. Seit der Saison 2014/15 wechselten sich mit Murat Isik, Robert Hofacker, Andreas Rill, Georgi Donkov und zuletzt Jochen Class fünf verschiedene Übungsleiter ab. Sie scheiterten jeweils an den hohen Erwartungen beim ehemaligen Zweitligisten. Bereits in der Vorrunde der vergangenen Saison musste auch der erfolglose Class zurücktreten. Andreas Rill, ein langjähriger Spieler und Co-Trainer, sprang noch einmal als Interimscoach ein. Vor der Winterpause wurde dann der frühere Pforzheimer Coach Teo Rus als Nachfolger verpflichtet. Sein Saisonziel ist, weit vorne in der Tabelle zu landen. Momentan sind die Reutlinger voll auf Kurs "Dies liegt am Trainer. Er ist der Chef. Er hat dort Ruhe reingebracht", meint 08-Coach Jago Maric.

Zugänge: Cristian Gilés (FC 08 Villingen), Gökhan Gümüssu (Leinfelden-Echterdingen), Luca Wöhrle (FSV Bissingen), Jannick Schmitt (SpVgg Mösssingen), Daniel Elfadli (SKV Rutesheim), Tim Schwaiger und Ruben Reisig, (beide 1. CfR Pforzheim), Dominic Sessa (TSG Backnang), Ziad Masoud (SKV Palästina), Elvir Gashi (VfR Aalen U19), Enrico Piu, Dogukan Dogan, Rafael Wuttig, Cedric Schmid, Deniz Bulut (alle SSV Reutlingen U19).

Abgänge: Ivo Colic (VfL Sindelfingen), Marcel Knauß (TSG Backnang), Marvin Methner (TSV Berg), Dirk Prediger (GSV Maichingen), Marvin Pieringer (SC Freiburg II), Maximilian Rohr (SGV Freiberg), Luca Plattenhardt (FC 08 Homburg), Lukas Hartmann (TSG Tübingen), Onesi Kuengienda, Dominik Traub, Thomas Kunz (alle unbekannt), Rouven Wiesner (Karriereende), Yannick Kynast und Christos Chatzimalousis (VfL Pfullingen), Marvin Zajonz (SV 03 Tübingen).

Stadion: Stadion an der Kreuzeiche (15.000 Zuschauer, 5000 Sitzplätze).

Adresse: An der Kreuzeiche 4, 72762 Reutlingen.