Fußball: Routinier wird zum zweiten Mal Vater. DFB-Kicker treffen sich zum Abflug ins EM-Abenteuer.

Maya und Monika Podolski bewiesen perfektes Timing. Als Papa Lukas die letzten beiden freien Tage vor der Abreise ins EM-Quartier nach Evian zum Heimaturlaub in Köln nutzte, erblickte sein "EURO-Baby" gerade noch rechtzeitg das Licht der Welt. Der stolze Vater küsste sein Töchterchen liebevoll auf die Stirn und wickelte es in ein Trikot der Nationalmannschaft mit der "10" – das Turnier in Frankreich war in diesem Moment ganz weit weg.

Schweinsteiger macht seine Hausaufgaben

Ohnehin stand für Podolski und Co. in der Zeit bis zum Aufbruch am heutigen Dienstag von Frankfurt ein letztes Mal Abschalten auf dem Programm. Bastian Schweinsteiger machte dennoch pflichtbewusst seine "Hausaufgaben", Mesut Özil raste im Rennanzug durch Stuttgart, Youngster Julian Weigl spazierte in Düsseldorf mit seiner Freundin Sarah und dem Hund. Aber keiner erlebte derart Unvergessliches wie Podolski. "Willkommen, kleine Prinzessin", schrieb der Angreifer im Netz. Für Podolski und Ehefrau Monika ist es das zweite Kind nach Sohn Louis (8). "Das sind die größten, bewegendsten Momente im Leben", sagte Podolski. Er sei im Kölner Hildegardis-Krankenhaus "von Anfang an dabei" gewesen, bis es am späten Sonntagabend – einen Tag nach Podolskis 31. Geburtstag – endlich so weit war.

Schweinsteiger dagegen beherzigte nach seinem 22-minütigen Comeback gegen Ungarn Löws klare Forderung, "auch am Wochenende etwas zu tun". Der Kapitän erholte sich aktiv mit Tennis-Freundin Ana Ivanovic. Löw mahnte derweil das gesamte Team zu mehr Kampfgeist. "Wir sind eine Mannschaft, die sich in den vergangenen zwei Jahren sehr stark auf ihre fußballerischen Fähigkeiten verlassen hat. Wir müssen aber andere Elemente, die wir schon mal hatten, wieder mehr zeigen", forderte er im Interview mit dem kicker. Konkret: "Die kämpferischen Elemente, die Organisation und defensives Denken und Verhalten. Da müssen wir uns steigern. In dieser Hinsicht sind wir noch nicht da, wo wir während des Turniers 2014 waren."

Spielerisch und von der individuellen Qualität her muss der Weltmeister niemanden fürchten, das weiß Löw. Den Ausschlag werden demnach die Fitness und die Bereitschaft geben. "Wenn wir uns die Mentalität, die wir in so einem Turnier brauchen, noch erarbeiten, haben wir schon gute Chancen", sagte der 56-Jährige. Zudem stellte er noch einmal klar, dass er keine Wunsch- oder Stammelf habe. Er sei "davon abgerückt", weil es "nicht mehr möglich ist, mit einer Mannschaft das Turnier durchzuspielen". Dafür seien "die Belastungen und Anforderungen an jeden einzelnen Spieler einfach zu hoch". Jeder wird gebraucht, lautet die Botschaft. Auch deshalb hat Löw seinen im Trainingscamp in Ascona intensiv geforderten Profis noch einmal freie Zeit gewährt – auch, um den Kopf freizubekommen.

Özil gibt in Stuttgart den Rennfahrer

"Ich werde ein bisschen in Bewegung bleiben, das tut gut, aber ich werde nicht wie ein Wahnsinniger trainieren", kündigte Julian Draxler für die Tage bei der Familie in Gelsenkirchen an. "Onkel Özil" verbrachte den Sonntag mit seiner kleinen Nichte Mira (2) und wurde am Montag in Stuttgart als Markenbotschafter des Nationalmannschafts-Sponsors Mercedes vorgestellt. Dort versuchte er sich als Rennfahrer.

Heute, um 14 Uhr, hebt der Sonderflug LH 342 nach Chambéry ab. Gegen 15.25 Uhr landet der DFB-Tross und fährt ins 130 km entfernte Evian-les-Bains, wo er im Vier-Sterne-Hotel Ermitage sein Quartier bezieht. Um 18.30 Uhr präsentieren sich die Stars bei einem öffentlichen Training. Am Sonntag beginnt mit dem Spiel gegen die Ukraine (21 Uhr/ARD) in Lille die Mission vierter EM-Titel.