Endlich wieder auf dem Platz: Fabian Schneider Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Fußball: Das Comeback von Fabian Schneider hat sich über ein Jahr lang hinausgezögert, doch jetzt ist der Flügelflitzer wieder voll da

Von Kevin Schuon

Mehr als ein Jahr lang stand Fabian Schneider von den SF Gechingen nicht mehr auf dem Fußballplatz. Eine komplizierte Verletzung zwang ihn zu einer langen Pause. Jetzt ist er wieder da – und wie. Er könnte für die SF Gechingen zum Schlüssel im Kampf gegen den Abstieg aus der Landesliga werden.

Die Leidenszeit war lang. Eine gefühlt Ewigkeit, in der Fabian Schneider Woche für Woche zuschauen musste, wie seine Kollegen auf dem Platz standen. Er hätte alles dafür gegeben, um dabeizusein. In den Spielen, im Training, wahrscheinlich sogar bei den Steigerungsläufen. "Es hat mich extrem belastet, zuzuschauen", gibt er zu. Doch jetzt ist sie vorbei, die schier endlose Leidenszeit. Fabian Schneider ist wieder da.

Ein Tor, ein Elfmeter

Und wie: Im Spiel gegen den FV 08 Rottweil wurde er in der 81. Minute eingewechselt. Allein in diesem gut zehn Minuten hat man es gesehen, wie sehr seine Art zu spielen der Mannschaft in den vergangenen Monaten gefehlt hat. Als er das erste Mal mit dem Ball am Fuß durchstartet, in den gegnerischen Sechzehner zieht, ist er nur noch durch ein Foul zu stoppen. Es gibt Elfmeter. Ein perfekter Einstand. Er hätte sogar noch besser sein können, wenn Kapitän Bastian Bothner den Strafstoß auch zum Sieg verwandelt hätte. In seinem zweiten Spiel nach dem Comeback setzte der 23-Jährige nochmal einen obendrauf. Dieses Mal in der 73. Minute eingewechselt, gelang ihm zehn Minuten später der Ausgleich zum zwischenzeitlichen 2:2. Die ersten Spiele "liefen schon einmal nicht so schlecht", sagt er selbst. Für ihn. "Leider jedoch nicht für die Mannschaft." Denn auch in Mühlheim blieb das Tor nur ein persönliches Erfolgserlebnis. Ein Einsatz, der nicht mit einem Punkt belohnt wurde. In der letzten Minute der Nachspielzeit kassierten die Gechinger noch das 2:3. Nach einem Schuss aus 25 Metern.

13 lange Monate

"Wie sagt man so schön?", fragt Schneider. "Wenn man da unten drin steht, hat man oft nicht das nötige Glück." Anstatt mit möglichen vier Punkten nach den ersten beiden Spielen standen die Gechinger mit einem da. Fabian Schneider ist als großer VfB-Fan jedoch leidgeprüft. "Ich bin überzeugt davon, wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, kommt das nötige Glück auch wieder zurück", sagt er. Ihn haut so schnell nichts aus der Bahn. Schon gar nicht jetzt, da er endlich wieder Fußballspielen kann. Ein Jahr und einen Monat ist es her, dass er vor dem Spiel gegen Rottweil das letzte Mal gespielt hatte. Zuvor hatte er sich lange Zeit mit Leistenproblemen herumgeschlagen. Vorgesehen war, dass er sich bis zur Wintervorbereitung ausruht und dann wieder einsteigt. "Doch die Probleme gingen einfach nicht mehr weg", sagt er. Nach zwei, drei Trainingseinheiten hat er gemerkt, dass es einfach nicht mehr geht. Die Schmerzen waren zu groß. "Hinterher hat man dann herausgefunden, dass mein Schambein gebrochen war und sich entzündet hat." Wie das passiert ist, weiß er bis heute nicht. "Ein Arzt hat gesagt, dass ich eine Fehlstellung im rechten Fuß hatte. Das hat dann so stark gereizt, dass es sich so stark entzündet hat."

Eingewöhnungsphase

Sein geplantes Comeback hatte sich also um ein ganzes Jahr verzögert. Denn erst in der diesjährigen Winterpause konnte Schneider wieder mit dem Training angefangen. "Ich konnte die komplette Vorbereitung absolvieren", sagt er freudestrahlend. Dabei fand die ein oder andere Trainingseinheit zwar dosiert oder individuell statt, aber das ist ja ganz normal. "Für mich ist Fabi überraschend schon weiter, als gedacht", hat auch Gechingens Trainer Benjamin Maier Grund zur Freude. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der 23-Jährige bereits die komplette Vorbereitung absolvieren kann sondern erst danach wieder langsam mit ihm geplant. Jetzt geht es aber zunächst darum, den Körper wieder an die Belastung zu gewöhnen. "Noch spüre ich jede Trainingseinheit in den Beinen", gibt Schneider zu. Das sei jedoch ein gutes Gefühl. "Ich gebe alles dafür, um in den nächsten Wochen wieder richtig fit zu werden und länger spielen zu können als nur ein paar Minuten."

Sie nannten ihn Speedy

Trainer und alle anderen bei den Sportfreunden freuen sich schon darauf, ihren Wirbelwind wieder häufiger in Aktion zu sehen. Denn einen Spieler seiner Art gibt es im Kader der Gechinger nicht viele. "Er ist enorm wichtig für die Mannschaft", betont Benjamin Maier. Das war er bereits in der Saison, als die Gechinger in die Landesliga aufgestiegen waren (zwölf Tore, zwölf Vorlagen) sowie im ersten Jahr, als der Klassenerhalt geschafft wurde (sieben Tore, sieben Vorlagen). "Er hat unglaubliche Qualität mit seiner Technik, Schnelligkeit und dem Zug zum Tor", schwärmt Maier. Er ist der Spielertyp, der gerade auch im internationalen Spitzenfußball gefragt ist, der einen Gegner im Eins-gegen-Eins ausspielen kann, um Überzahlsituationen zu schaffen. Deshalb wurde er früher schon "Speedy" genannt, als er in der Jugend den Abwehrspielern reihenweise davongelaufen ist, als wären sie Slalomstangen. "Und er ist auch richtig geil darauf, Tore zu schießen", lobt Maier weiter.

Selbstschutz

Doch so sehr er sich freut, dass Schneider wieder fit ist, so sehr tritt Benjamin Maier auch auf die Bremse. "Ich muss ihn als Trainer auch ein bisschen in Schutz nehmen", sagt er. Vorneweg vor sich selbst. Denn, dass ein Kicker wie Fabian Schneider, dessen ganzes Herz am Fußball hängt, nach so einer langen Leidenszeit, richtig heiß ist, versteht sich von selbst. Vielleicht sogar ein wenig übermotiviert. "Er brennt richtig und würde am liebsten jetzt schon wieder von Anfang an spielen", sagt Maier. Doch das muss wohl noch eine Weile warten. "Wir brauchen ihn noch. Die Saison ist noch lange. Wir wollen ihn jetzt nicht verbrennen", mahnt der Coach. Was, wenn sein Körper mit der Belastung und den Zweikämpfen über 90 Minuten noch nicht klarkommt? Damit wäre keinem geholfen. Weder dem Spieler noch dem Team. "Wir wollen nicht noch einmal ein ganzes Jahr auf ihn verzichten müssen", sagt Maier deshalb glasklar. "Wann er das erste Mal von Beginn an spielt, wird man noch sehen."