Vor zwei Jahren hatte Müslüm Yelken noch viel Freude in der Türkei – nun hofft er nach seinen Verletzungen auf ein Comeback. Foto: sb

Fußball Start beim FC 08 – dann erfolgreich in der Türkei – Verletzungsprobleme – und jetzt wieder zurück.

Vor acht Jahren wanderte der begabte Mittelfeldspieler Müslüm Yelken mit jungen 19 Jahren vom FC 08 hinaus in den großen Fußball seines Heimatlandes Türkei. Nun ist er zurück und kämpft hart nach langer Verletzungszeit um sein Comeback – in Villingen.

Wir treffen uns bei fantastischem Herbstwetter in einem Cafe in Spaichingen. Müslüm Yelken wohnt mit seiner Familie wieder in Balgheim und lässst sich kaum anmerken, dass er eine harte Zeit durchmacht. Nachher ist er noch zum Aufbautraining mit Claudio Sukale, dem Athletik-Coach des FC 08 Villingen, verabredet. Fast täglich fährt er hinüber in die Doppelstadt. Denn, Müslüm Yelken ist erst 26 Jahre alt – und das kann es ja alles wirklich noch nicht mit seinem so geliebten Fußball gewesen sein. Doch der Weg für ihn zurück auf den Rasen ist noch weit.

Bis vor zwei Jahren lief es nahezu perfekt für den sympathischen Fußballer. Als Baby kam er mit seinen Eltern 1989 von der Türkei nach Balgheim. Beim SV Dürbheim und beim SV Spaichingen spielte er zunächst in der Jugend. Dann kam für das Talent der Wechsel zum FC 08 Villingen in die B-Jugend. Mit den A-Junioren unter Trainer Reiner Scheu schaffte er den Aufstieg in die Oberliga. Der goldenen Jugend-Generation der Villinger, zu der auch Spieler wie Tobias Weißhaar oder Alex German zählten, gelang später der Sprung in die Bundesliga der A-Junioren.

Müslüm Yelken fasste bald Fuß im damals stark besetzten Oberliga-Kader von Trainer Kristijan Djordjevic. Zwölf Einsätze verbuchte er in seinem ersten aktiven Jahr. Es hätte alles gut weiterlaufen können beim FC 08, doch es ging schnell noch weiter höher für ihn. Müslüms älterer Bruder stellte für ihn die fußballerischen Kontakte in jenem Spätfrühjahr 2008 in die Türkei her. Beim Zweitligisten Orduspor am Schwarzen Meer bestand der technisch starke Spieler seine Probezeit und erlebte am Schwarzen Meer fünf persönlich ausgezeichnete Jahre. In der Saison 2010/11 gelang ihm mit dem Team sogar der Aufstieg in die Süper-Lig-Saison.

Doch der Konkurrenzkampf in Orduspor wurde für ihn immer größer. Vom Stammspieler wurde er zum Joker. Nach sechs Einsätzen in der Eliteklasse suchte Müslüm Yelken seine Chance beim Zweitligisten Ankaraspor in der Saison 2013/14. Auch dort spielte er erfolgreich und stand mit der Mannschaft vor dem Sprung in die Süper-Lig, als er zum ersten Mal in seiner Laufbahn eine größere Verletzung wegstecken musste. "Ganz ehrlich, für mich gab es bis dahin nur Training und Spiel. Dass mal etwas gesundheitlich passieren könnte, darüber habe ich mir nie einen Kopf gemacht."

Die Leistenoperation bildete aber den Anfang seiner sportlichen Leidenszeit. Zurück auf dem Feld schlichen sich immer stärker Schmerzen in sein Sprunggelenk, die sogar zu einer Blockade führten. In der Praxis von Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt wurde er untersucht, in der Münchner Schön Klinik vor anderthalb Jahren operiert und seine Reha absolvierte er ebenfalls in München.

"Aber ich habe gemerkt, dass es nicht besser geworden ist." Also konsultierte er den nächsten Spezialisten -– Dr. Fröhlich, Vereinsarzt vom VfB Stuttgart. Die nächste Operation am Sprunggelenk folgte für Müslüm Yelken in Pforzheim – die zweite Rehaphase absolvierte er in Böblingen. Aber nur in kleinen Schritten ging es voran. Angebote von türkischen Zweitligisten kamen weiterhin, aber der Balgheimer wollte sich nicht mehr unter Druck setzen lassen. "Ich muss meinem Körper die Zeit zur Regeneration lassen", hatte er erkannt.

Seine Familie mit seiner Frau Saliha, die er damals in der Türkei kennengelernt hat, und seinen Kindern Sümeyra (2) und Asim (10 Monate) waren für ihn in der schweren Zeit die große Stütze. "Natürlich fragst du dich immer wieder, warum es gerade dich so treffen muss" – ihn, den so leidenschaftlichen Fußballer, für den es bis dahin immer nur eine Richtung im Fußball gab – nach oben.

Der Ist-Stand von Müslüm Yelken heute: Selbst Joggen geht noch nicht, aber die Hoffnung ist sehr groß, dass ihm der kompetente 08-Physiotherapeut Achim Prielipp und eben Claudio Sukale gesundheitlich und fitnesstechnisch in den kommenden Wochen endlich auf den Weg bringen.

Villingens Präsident Leo Grimm kennt Müslüm Yelken schon länger – in dessen Firma in Spaichingen hat er gerade eine Ausbildung zum Industrie-Mechaniker begonnen. Leo Grimm eröffnete ihm auch die Perspektiven beim FC 08. Im Team von Coach Jago Maric will der Ex-Profi Mitte Januar wieder einsteigen – aber ohne eine zu große Erwartungshaltung. "Ich möchte den Spaß am Fußball wiederfinden und der Mannschaft helfen", sagt Müslüm Yelken bescheiden.

Ob er nochmals höherklassig spielen kann und will? Der Vollblut-Fußballer lässt alles auf sich zukommen und freut sich nun erst einmal auf seine baldige Rückkehr in den Friedengrund.