Leere Ränge im Stadion – inzwischen ein gewohnter Anblick. Am Mittwoch könnte es einen weiteren Rückschlag für die Fans geben, wenn über mögliche Einschränkungen beraten wird. Foto: Balk

Fußball: Debatte mit "historischer Dimension". Skurriles Verordnungs-Chaos. 

Aufgrund des Anstiegs der Corona-Infektionszahlen berät Kanzlerin Merkel am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten über neue Einschränkungen – auch Geisterspiele sind bereits wieder ein Thema

Das skurrile Corona-Wirrwarr auf den Tribünen der deutschen Sportarenen erreichte am Dienstag in Köln einen absurden Höhepunkt. Denn während am Mittag 999 Menschen zum ATP-Turnier mit Tennisstar Alexander Zverev in die Lanxess-Arena pilgern durften, waren die Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für das Länderspiel am Abend auf der anderen Rheinseite, keine acht Kilometer entfernt, längst ausgesperrt. Offizielle Begründung: die hohen Infektionszahlen in der Domstadt.

Entscheidungen teilweise kaum nachvollziehbar

Die Verwirrung aufgrund solcher Entscheidungen wächst von Tag zu Tag, die Forderungen nach Nachvollziehbarkeit sind nicht mehr zu überhören. In München dürfen beispielsweise bis einschließlich 25. Oktober keine Fußballspiele vor Zuschauern stattfinden. Während etwa Schalke 04 oder der 1. FC Köln am Wochenende wohl Geisterspiele austragen müssen, sind bei Borussia Mönchengladbach (noch) 10 800 Fans erlaubt.

Angesichts des aktuellen Flickenteppichs blickt der deutsche Sport am Mittwoch gebannt nach Berlin, wo Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten auf einer Krisenkonferenz über neue Einschränkungen von möglicherweise "historischem" Ausmaß berät. Dem Sport droht die erneute Vollsperrung und damit die Rückkehr zu ungeliebten Geisterspielen. Klar ist: Während in immer mehr deutschen Städten die Corona-Ampel auf Rot springt, rückt die Fan-Zulassung in den Stadien zwangsläufig zurück in den Fokus.

Kaum sind kleine Schritte in Richtung Normalität gemacht – bei Borussia Dortmund strömten schon wieder 11 500 Fans in die Arena – könnte es nun die Rolle rückwärts geben. "Man kann überlegen, ob man bei Fußballspielen wieder weniger Leute oder gar keine reinlässt", sagte Merkel zuletzt nach einem Treffen mit den Bürgermeistern von elf Großstädten. Ihre Worte dürften für die Klubs und Fans gleichsam wie eine Drohung klingen, Spiele vor leeren Rängen stehen anscheinend plötzlich wieder auf der politischen Agenda. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) erwartet für Mittwoch eine Debatte, die eine "historische Dimension" annehmen könnte. Freilich wird angesichts der Infektionszahlen, die allerorts in die Höhe schießen, der Sport nicht oben auf der Prioritätenliste der Spitzenpolitiker stehen.

Forderung nach einheitlicher Lösung

Dennoch werden die Stimmen immer lauter, die einen einheitlichen Maßnahmenkatalog im immer undurchsichtigeren Verordnungs-Chaos um Zulassung oder Ablehnung von Zuschauern fordern. "Was wir brauchen, ist eine bundesweite einheitliche Lösung nach gewissen Parametern, die für alle gelten", sagte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge jüngst der Bild. Michael Ströll, Geschäftsführer des FC Augsburg, bat nach dem Zuschauerausschluss für das Spiel gegen RB Leipzig darum, die Diskussion um die Zulassung von Zuschauern "objektiver" zu führen.

Dabei ist der Fußball noch in einer relativ komfortablen Situation – in den Hallensportarten wie Handball, Basketball oder Eishockey mischt sich die Angst vor einem Lockdown mit Furcht um die Existenz. Kommt es zum kompletten Ausschluss, ist das Überleben vieler Klubs akut bedroht. Anders als der Fußball sind Hallensportarten auf Zuschauereinnahmen zwingend angewiesen.