Die Volksbankfiliale in Calw. Foto: Kugel

Die Vereinigten Volksbanken eG mit Sitz in Sindelfingen dürfte wohl eines ihrer spannendsten Geschäftsjahre hinter sich haben. Natürlich hat die Corona-Krise zu Herausforderungen geführt. Hinzu kam die Verschmelzung mit der Volksbank ­Reutlingen.

Sindelfingen/Calw - Und es blieben, so Vorstandsvorsitzender Wolfgang Klotz bei der Präsentation der Bilanz 2020, "die Megatrends unserer Zeit, die den Wettbewerbs- und Kostendruck erhöhen": Digitalisierung, Regulatorik, Negativzins und Demografie.

Das klingt durchaus dramatisch. Denn, so Klotz, das Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken, verzinste Einlagen in der Region als Kredite zu vergeben, trägt nicht mehr. Es gehe letztlich um die Zukunftsfähigkeit der Bank.

"Wir stehen", so der Volksbank-Chef, "vor einer technisch-organisatorisch schwierigen Aufgabe." Verändert haben sich vor allem die Vertriebsstrukturen. Da vermischen sich der digitale Weg und das Geschäft in der Filiale auf vielfache Weise. Darauf gelte es sich einzustellen. Das verlange vor allem von den Mitarbeitern neue Kompetenzen.

Dennoch sieht sich die Bank für die Zukunft gerüstet. Dazu soll auch die lokale Identität beitragen. Nach der Verschmelzung mit der Volksbank Reutlingen agieren sechs Volksbanken vor Ort (Calw, Weil der Stadt, Böblingen, Sindelfingen, Schönbuch, Reutlingen). Die Vereinigten Volksbanken eG sieht sich als deren Plattform, die als Unternehmenszentrale Leistungen, Produkte und Services bereitstellt. "Morgen kann kommen", verweist Klotz auf den Slogan der Genobanken, die schließlich europaweit über das beste Rating verfügten.

Die digitalen Vertriebswege hat das Institut 2020 auf vielfältige Weise ausgebaut. So wird an einer neuen Online-Plattform mit intuitiver Bedienung gearbeitet und eine qualifizierte elektronische Unterschrift ist nun möglich, um nur zwei Beispiele zu nennen. Und, so Vorstandsmitglied Jörg Niethammer: "Wir arbeiten mit allen Sicherheitsvorkehrungen, die man haben kann." Der Umgang mit Betrugs- und IT-Risiken sei eine anhaltend große Herausforderung.

Auch wenn es natürlich Grenzen gebe, habe man gewerbliche Kunden, die als Folge der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten seien, unterstützt. "Wir helfen, wo es geht", sagte Vorstandsmitglied Anette Rehorsch-Hartmann. Sie nannte in diesem Zusammenhang Liquiditätshilfedarlehen und Kreditstundungen.

Um ein Verwahrentgelt, also Gebühren für Einlagen, kommen auch die Vereinigten Volksbanken nicht herum. Wie Vorstandsmitglied Thomas Krätschmer ankündigte, werden ab 1. April mit Kunden, die eine Einlage von mehr als 200.000 Euro (Genossenschaftsmitglieder) und mehr als 100 000 Euro (Nichtmitglieder) Gespräche geführt. Dabei sollen diese Kunden auf alternative Anlagemöglichkeiten hingewiesen werden.

Trotz der erschwerten Rahmenbedingungen sprach Vorstandsmitglied Siegfried Arnold von einer stabilen und insgesamt zufriedenstellenden Ertragslage. Der Jahresüberschuss liegt bei 1,4 Millionen Euro. Er hatte im Vorjahr bei gut 2,9 Millionen Euro gelegen. Dabei sei zu berücksichtigen, dass wegen des von der Europäischen Zentralbank erlassenen Dividendenverbots keine Gewinnausschüttung erfolgt ist. Für 2021 schlägt der Vorstand eine Dividende von einem Prozent vor.

Die Bilanzsumme stieg laut Arnold gegenüber 2019 um elf Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Die Kundenforderungen nahmen um 4,5 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro und die Kundeneinlagen um sieben Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zu. Die Vereinigten Volksbanken zählen 175 606 Kunden und knapp 79 700 Mitglieder. Beschäftigt werden 820 Mitarbeiter.

Arnold geht Ende Mai in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird im November der Generalbevollmächtigte Martin Riegger.