Hermann Fengler (links) und Gunter Fischer bei einer Rast in Richtung San Sebastian oberhalb eines typischen Hafenstädtchen wo nur die Möwen und das Meer zu hören sind. Fotos: Fengler/Fischer Foto: Schwarzwälder Bote

Pilgerreise: Hermann Fengler und Gunter Fischer laufen den 1000 Kilometer langen Jakobsweg

"Zum Pilgern gehört Enthaltsamkeit und von Blasen an den Füßen oder einem dickes Knie darf man sich nicht aus dem Konzept bringen".

Furtwangen. Der, der dies sagt, ist in der Bregstadt ein bekannter Mann. Hermann Fengler, von Beruf Gemeindevollzugsbediensteter, hat mit seinem Freund und Nachbarn Gunter Fischer innerhalb von knapp fünf Wochen rund 1000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Von 11. September bis 13. Oktober waren sie auf dem Jakobsweg entlang der spanischen Westküste unterwegs und bewältigten dabei 15 000 Höhenmeter.

Wie kommt man auf die Idee, so etwas auf sich zu nehmen? "Gestresst vom Job beschlossen wir beide, uns eine Auszeit zu nehmen" erzählt Fengler im Gespräch. Etwas besonderes sollte es sein. Stand für Gunter Fischer mehr der sportliche Aspekt im Raum, so war es für Fengler vor allem die Suche nach Spiritualität.

So machten sich die beiden am 11. September in Irun, einer baskischen Stadt direkt an der französischen Grenze auf den Weg. Elf bis 14 Stunden waren sie täglich unterwegs und legten dabei Strecken zwischen 30 und 45 Kilometer zurück.

Übernachtet wurde in der Regel in Herbergen für Pilger mit einfachen Zimmern oder Matratzenlagern. Frühmorgens um 5 Uhr ging es täglich los, die ersten Kilometer wurden mit Stirnlampen ausgeleuchtet.

Auch wenn es eine gemeinsame Tour war – während des Wandern waren die beiden Pilger weitgehend für sich alleine. "Jeder hat sein eigenes Tempo, nur so ist das machbar", so Fengler. Und ein wesentlicher Aspekt dieser Reise ist das Alleinsein mit sich selbst. "Da geht einem viel durch den Kopf, am Anfang wirres Zeug, später werden die Gedanken klarer, man wird ruhiger und gelassener". Sorgte man sich morgens noch, wo man am Abend eine Herberge findet, so war das nach einer Woche kein Thema mehr, "man wirft Gedanken wie Ballast ab", so Fengler.

Beeindruckend waren für die beiden die zerklüftete Landschaft und die Hilfsbereitschaft der oft armen Bewohner. Auch kleine "Wunder" erlebte man. Einmal hatten sich die beiden Furtwanger verlaufen und erreichten eine ihnen unbekannte Stadt. Anstatt unruhig zu werden, gönnten sie sich erst einmal Kaffee und Kuchen in einem kleinen Straßencafé. Da kam ein etwa 85-jähriger Spanier auf sie zu und meinte: "Ihr seht aus, als hättet ihr euch verlaufen". Er nahm die beiden in seinem Wagen mit und man erreichte wohlbehalten den richtigen Weg.

Nach fast fünf Wochen erreichten die Freunde Santiago de Compostela. "Wir waren in der Kathedrale, haben die Hände an die Mittelsäule des Portico de la Gloria gelegt, die Urkunde abgeholt und gaben uns immer noch nicht zufrieden, das Apostelgrab besichtigt zu haben. Wir wollten noch den etwa 100 Kilometer langen keltischen Weg, der in Finisterre am Atlantik endet." Das Ende der Welt, wie man dort sagt. Das Ende einer Reise, die die beiden nie vergessen werden.