Ausstellung über die Ansiedlung des Luchses derzeit bei der VHS zu sehen
Furtwangen (kou). Unter der Überschrift "Der Luchs kehrt heim! Rückkehr eines Ureinwohners unserer Wälder" wird die Wanderausstellung „Wanted: der Luchs!“ durch die VHS Oberes Bregtal präsentiert. Am vergangenen Freitag war Eröffnung und erstaunlich viele Gäste kamen.
Umrahmt wurde die Vernissage durch Teile von Mozarts Divertimento Nr. 4 durch die Jugendmusikschüler Simon Link, Julian Henger und Johannes Porsch. Geschäftsleiterin Karin Kretschmer hieß Peter Willmann als Vorsitzenden der Luchs-Initiative Baden-Württemberg und ehemaligen Forstamtsleiter in Elzach sowie Michael Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg willkommen.
Willmann dankte für das entgegen gebrachte Interesse "am Pinselohr". Er betonte, dass Mensch und Tier als Glied der Natur anzusehen seien und Raubtiere keine Konkurrenten sind. Die Ausstellung mit neun Tafeln und einem imposanten Luchspräparat solle Argumente für die Rückkehr des "heimlichen Jägers" bieten.
Der Super-GAU von Tschernobyl betraf auch den Schwarzwald. Boden und Tiere waren beeinträchtigt. Man dachte, die Gefahr von Verzehr von verstrahltem Rehfleisch durch den Luchs in den Griff zu bekommen. Es gab viele Befürchtungen und 1992 kam es zur Gründung der Luchs-Initiative. Forschung und Information wurde betrieben, um die Neuansiedlung des Luchses auf eine solide Basis zu stellen. Besonders dienten dazu die Dissertationen von Michael Herdtfelder und Angela Lüchtrath. Ein Auswilderungsprojekt sei erforderlich, da eine natürliche Zuwanderung nicht zu erwarten ist.
Der promovierte Michael Herdtfelder sorgt für Mentoring und Beratung der Arbeitsgruppe Luchs. Universität Freiburg und Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt wurden gebeten, Untersuchungen über den Luchs, sein Leben, sein Habitat und das Verhalten anzustellen. Widerstreitende Gruppen sollten beleuchtet werden. Im Umfeld des Schwarzwaldes gibt es im Schweizer Jura und Schweizer Alpen Luchse, die aus den Karpaten hergebracht wurden. Das Tier gilt in Mitteleuropa als ausgerottet. Auswilderungen gab es in den Vogesen, im Harz und im Bayerischen Wald. Beobachtungen erbrachten, dass im Schwarzwald nur rund 70 Luchse leben könnten, denn der Lebensraum eines Tieres ist mit 150Quadratkilometer recht groß. Ein Zuwanderung aus der Schweiz gab es wegen großer Besiedlung, vielen Straßen und Bahnstrecken im Grenzbereich außer Einzelfällen nicht. Der Luchs benötigt einen "Nachbarn", um sesshaft zu werden.
In der Schweiz war eine Akzeptanz kaum zu gewinnen, da die Ansiedlung in geheimer Aktion erfolgte. In Deutschland kam es zu Animositäten zwischen Luchsfreunden und Menschen, die sich betroffen fühlten. Es kam zum Streit, der meist in den Medien ausgefochten wurde. Seit zwei Jahren finden Landwirte, Jäger und Luchsfreunde zusammen, um zu einer Problemlösung zu kommen. Angst vor dem Luchs braucht auch der Wanderer oder Spaziergänger nicht haben, denn das Tier ist äußerst scheu.
Weitere Informationen: Die Ausstellung ist bis 11. April jeweils montags 15 bis 18 und dienstags 9 bis 12 Uhr im Kunstraum in der Grieshaberstraße 19 zu sehen.