Über die Mediengeschichte der Identität sprach Christoph Engemann von der Universität Lüneburg. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Medienwissenschaftler befasst sich mit Geschichte der Identität / Internet-Lösung fehlt noch

Furtwangen (bmü). Heute wird es als gegeben wahrgenommen, dass Menschen einen Namen haben.

Dass dies nicht immer der Fall war, zeigte Christoph Engemann von der Universität Lüneburg beim jüngsten Studium Generale. Der Vortrag des Medienwissenschaftlers trug den Titel "Personennamen analog und digital" und befasste sich mit der Mediengeschichte der Identität.

Personennamen zu vergeben, zu speichern und zuzuordnen ist bislang eine Leistung einer papierbasierten Verwaltung gewesen. Im 15. Jahrhundert waren eingetragene Namen ein Privileg. Das normale Volk hatte keine beurkundeten Namen und war frei, diese jederzeit zu ändern. Erst mit der Einführung des Protestantismus begann die Geburtenregistration der Kirche. Im 16. Jahrhundert folgte die Monarchie mit einem Register, in dem einige Namen inklusive Personenbeschreibungen festgehalten werden sollten. Gegen Ende des 30-jährigen Krieges registrierten die Staaten alle Familien, um festzustellen, wie viele wehrfähige Männer für das Heer vorhanden sind. Erst nach der Französischen Revolution wurden alle Geburten, Eheschließungen und Todesfälle ohne gesellschaftlichen Unterschied registriert. Die Erfassungsart wurde in fast ganz Europa kopiert. Bei vielen Namensdopplungen waren weitere Faktoren zur Personenbestimmung von Nöten. Im 19. Jahrhundert wurde eine Verbrecherkartei angelegt, in der Daten zum Körperbau festgehalten wurden, aus denen schließlich ein Code generiert wurde.

Das heutige Passsystem tauchte nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Die Staaten kontrollieren dadurch die Bewegung ihrer Bürger. Heute ist jeder mittels seines Personalausweises identifizierbar. Diese Registration verschafft Rechte, aber auch Pflichten. Mittels der Unterschrift wird versucht, die Lücke zwischen Dokument und Körper zu schließen. Mit Aufkommen des Internets tritt diese Identifikation in eine neue Etappe, für die es bisher noch keine eindeutige Lösung gibt.

Die Einführung des neuen Personalausweises soll auch zur digitalen Identifikation der einzelnen Personen beitragen. Inwiefern dies sicher ist und auf welche Weise die Person damit kontrolliert wird, löste im Anschluss eine anregende Diskussion aus.