Ein Augenzwinkern, ein Gläschen Wein, viel önologisches Wissen und eine Portion Humor machen ihn aus: Ingo Konrads. Im Rössle-Keller begeistert er das Publikum. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: "Weinkenner" Ingo Konrads gastiert im Rössle-Keller

Furtwangen (kou). Eine gelungene One-Man-Show bot Ingo Konrads im Rössle-Keller. Rainer Jung vom "K3 Neukirch" begrüßte Publikum und den Künstler, der im Land der Kuckucksuhr ankam. Das Publikum amüsierte sich bei "Zwei Herzen und drei Viertele" prächtig und mancher Zuschauer orderte sogleich auch sein Gläschen Rotwein.

Konrads hob sich deutlich von anderen Kleinkunstproduzenten als Önologe (Weinkenner) mit Esprit ab, der das Prädikat "solider Kabarettist" verdiente. "Im Feuerstrom der Reben" griff er in die Kiste des Menschlichen, Allzumenschlichen, analysierte Geschlechterrollen, ließ Literarisches einfließen, betrachtete fachmännisch den vergorenen Traubensaft, gab köstliche Ratschläge fürs Anbändeln und konstatierte gleiche Charaktere bei Mensch und Wein. Er sprach vom unkomplizierten Weißen und kernigem Roten.

Vom biblischen Hohelied griff er die Nabel-Schale auf, die in der Merkel-Raute endete und übermittelte prickelnde News von Scheurebe bis Primitivo. Konrads Studentenzeit erinnerte an zaghafte Annäherungen an eine Angebetete, die im Kellner einen neuen Freund fand, protzende Weinkenntnisse und Trockenbeerenauslese als Dessert.

Im Tonfall Wilhelms klopfte er auf den Busch, "pilcherte" sich poetisch durch Rasamunde-Samos-Honig und blickte bukolisch mit Wein in der Kehle und einem Auge Charles Bukowskis auf das Hinterteil der Serviererin. Fazit: Abgang – einfach schwul. Konrads führte den abstinenzelnden, "Handy-fastenden" und Rhabarber-Schorle trinkenden Sohn mit Pralinen zum Keller voll bester Weine und zeigte ein Faible für Champagner, festgemacht an Coco Chanel, die Schäumendes trank, wenn sie verliebt oder nicht verliebt war.

Zaren orderten jährlich hunderttausend Flaschen des moussierenden französischen Saftes, ein Preußenkönig opferte Champagner keineswegs für die Wissenschaft, und Madame Pompadour schlürfte den Moet als Botschafterin der Champagne. Und Napoleon I. sorgte dank eines findigen Innenministers mit Chaptalisieren für gleichbleibende Qualität. Das waren Zeiten, als "ein Innenminister einen richtig guten Job machte" und in der Belle Époque wurde mit Schampus mehr Geld verdient als mit Liebesdiensten. Gelungen waren Konrads ironische Zeitreisen.

Da machte das Publikum kräftig mit und sang schließlich einem Geburtstagskind "Viel Glück und viel Segen." Sein Lob galt dem aktuellen deutschen Wein: "Trinken Sie jetzt und genießen Sie das Leben". Als Zugabe: ein Zwei-Minuten-Gedicht zwischen Träumen und Trost. Das Wein-Comedy-Buch empfahl sich.