Wenn nicht gerade Corona-Krise ist, trifft sich der Englisch-Stammtisch regelmäßig. Neben der "Conversation" im Gasthaus Bad gab es auch Treffen außer der Reihe, wie hier bei einem Konzert in Schönwälder Eschle-Keller.Foto: Archiv Ritter Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Sprach-Stammtisch im "Bad" hat bereits Tradition / Es geht um Reisen, Kultur, Brexit und Mr. Trump

Fremde, aber irgendwie doch vertraute Sprachfetzen dringen aus dem Nebenzimmer des Gasthauses Bad in die Wirtsstube herüber. Um was könnte es sich hierbei handeln?

Furtwangen. Treffen sich etwa im tiefsten Schwarzwald womöglich Besucher aus der englischsprachigen Welt? Nicht ganz. Die Menschen, die da sitzen und gewissermaßen "frei von der Leber" auf Englisch diskutieren, sind Einheimische.

Natürlich ruhen wegen der Corona-Krise derzeit alle Aktivitäten. Doch wenn nicht gerade ein Virus die Welt lahm legt, kommen sie an jedem dritten Mittwoch im Monat aus dem einfachen Grund zusammen, um ihre einst oft mühsam erworbenen Englischkenntnisse zu pflegen und nicht einschlafen zu lassen. Begonnen hatte alles vor ungefähr 15 Jahren. Die gebürtige Engländerin Susan Schalk gab wieder Kurse in ihrer Muttersprache an den Volkshochschulen (VHS) in Furtwangen und St. Georgen. Soweit, so normal.

Doch etwas war diesmal anders: Einige Besucher hatten auch nach der Beendigung ihres VHS-Kurses den Wunsch, jetzt weiter sprachlich am Ball zu bleiben. Susan Schalk stimmte zu, sich regelmäßig mit ihnen in lockerer Runde zu treffen. Also bei einem Englisch-Stammtisch, einer "English Conversation" eben. Die Treffen sollten ohne jegliche Verpflichtung, entgeltfrei und auch ohne die bekannten Lern-Bücher mit Vokabel-Büffelei und ähnlichem stattfinden. Jeder Teilnehmer könne seine individuellen Englischkenntnisse im gemütlichen Gespräch in der Gruppe einbringen. Und Susan Schalk stünde, gewissermaßen als "native english", für Korrekturen und Hilfe bereit. Das war der Plan, der bis heute gut funktioniert.

Schon von Beginn an kamen auch Interessierte von außerhalb Furtwangens hinzu, etwa aus Vöhrenbach, St. Georgen oder aus Pfaffenweiler. Das Konzept, ein entspanntes Miteinander mit ungezwungenem Lernen und Üben zu verbinden, ging voll auf. Manchmal blieben Leute weg, etwa, weil sie umzogen. Aber dafür kamen wieder neue Teilnehmer hinzu.

Besonders profitiert die Runde jedoch von Mitgliedern, die entweder aus dem englischsprachigen Raum stammen oder dort lang lebten. So wie etwa Anita Munz: Sie wanderte als Kind mit ihren Eltern aus, wohnte in Kanada und den USA und kam irgendwann als junge Frau in die alte Heimat zurück. Ihr Englisch klingt naturgemäß ganz anders als etwa das von Susan Schalk. Natürlich muss sich Anita Munz als US-Bürgerin den Diskussionen um Donald Trump stellen – und auch als erklärte Trump-Gegnerin hat sie es hier nicht immer leicht. Hin und wieder ist Anitas Mutter, die noch in den USA lebt, in der Conversation zu Gast. Immer, wenn "Mom Kate" hier auftaucht, ist Spaß angesagt.

Nach Susan Schalks Wegzug übernahm Jackie Dold die Leitung des Stammtischs. Sie stammt aus Malta und bringt daher wieder andere sprachliche und kulturelle Aspekte in die Gruppe ein. An unterschiedlichen Gesprächsthemen ist daher kein Mangel. Da geht es etwa um den Brexit, Reisen, Kultur oder Musik. Die meisten Teilnehmer sind weiblich. Das könnte daran liegen, so die (nicht ganz abwegige) Vermutung der Ladies, dass Männer oft Hemmungen haben, ihre vermeintlichen Schwächen offen zu zeigen.

Die Gruppe sitzt bei ihren monatlichen Treffen aber nicht nur im Gasthaus Bad zum Gespräch. Man unternimmt auch sonst einiges gemeinsam, etwa Wanderungen, Kulturelles oder Besichtigung des Flugplatzes bei Aichhalden, die Siegfried Pahling organisierte. Jedes Jahr gibt es eine Weihnachtsfeier, ganz im Stil der englischsprachigen Welt – mit Christmas-Songs, begleitet mit Gitarre und Bluesharp, englischen Spielen und einem Quiz. Längst sind die Teilnehmer gute Freunde geworden, was nicht heißt, dass man sich abschottet – ganz im Gegenteil. Leute, die unverbindlich reinschauen wollen, sind willkommen. Natürlich erst nach der Corona-Krise.