Ausstellung: Zu seinen Lebzeiten wurde die zeichnerische Übertreibung gerne eingesetzt

Die Karikatur hat Geschichte und reicht von der Antike bis in die Gegenwart. Auch Johann Baptist Kirner (1806 bis 1866) lebte in einer Zeit, in der die Karikatur äußerst beliebt war.  

Furtwangen. Der heimische Maler, dem derzeit eine Ausstellung im Deutschen Uhrenmuseum gewidmet ist, bediente sich ebenfalls der Methode und griff zu Feder und Stift. Er vermied bissige oder satirische Darstellungen. Leichte Ironie ist bei ihm zu erkennen.

Mit den "Aufgespießten", zu denen er selbst gehörte, ging er sehr liebevoll um. Gleichwohl sind der schelmisch-kritische Blick des Künstlers und das "Caricare" (überladen / übertreiben) nicht zu übersehen.

Gemalte Kritik

S chon im Neuen Reich Ägyptens kannte man die Überzeichnung, die in der griechischen und römischen Kunst bis ins Groteske führte. Die Künstler des Mittelalters zielten auf Personengruppen wie Mönche oder Landsknechte ab, und in der Renaissance taten sich Größen wie Leonardo da Vinci, Dürer oder Hieronymus Bosch hervor. An gemalter Kritik an Kirche und Staat sollte es gerade in der Reformationszeit nicht fehlen, und zu einer politischen Ausformung kam es durch den Spanier Francisco de Goya (1746 bis 1828), der mit seinen "Los Caprichos" mit Affen- und Eselsdarstellungen auf Regierende abzielte und auch bei Gemälden ungeschminkte Wahrheiten zeigte.

In Frankreich waren es in der Folge der sozialkritische Honoré Daumier, der das Spießbürgertum aufs Korn nahm, oder Gustave Doré, dem skurrile Darstellungen lagen. England fand sich durch Thomas Rowlandson und seinen politischen Pranger sowie seine erotischen Darstellungen vertreten, und in Deutschland sind Daniel Chodowiecki, Wilhelm Busch, Olaf Gulbransson neben Heinrich Zille, Käthe Kollwitz oder George Grosz zu nennen. Zunehmend stellte sich der Begriff "Cartoon" ein, und die Liste von Karikaturisten unserer Tage ist schier endlos.